0294 - Die Eroberer
diesmal klappte es. Er stand in der Kommandozentrale des Meisters. Faktor III saß in seinem Kontrollsessel, umgeben von seinem persönlichen Schutzschirm, den auch Gucky nicht zu durchdringen vermochte.
Proht Meyhet drehte sich um und musterte den Mausbiber interessiert.
„Was für eine Botschaft sollst du mir von den Terranern überbringen?"
Gucky zog den Brief hervor und legte ihn vor Proht auf den Tisch.
„Soll ich ihn öffnen, oder kannst du das selbst?"
Proht lächelte wissend.
„Damit du telekinetisch zupacken kannst?" Er schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht ganz so dumm, Kleiner. Ich habe schon von dir gehört. Außerdem bist du noch Telepath. Und ich bin strikt dagegen, daß man in meinen Gedanken herumspioniert. Öffne also den Brief und legte ihn vor mich hin."
Der Meister der Insel saß eingehüllt in eine durchsichtig schimmernde Blase. Er war unangreifbar. Aber Gucky hatte auch nicht die Absicht gehabt, ihn zu überlisten. Er war beleidigt.
„Was du von mir denkst!" knurrte er bissig und öffnete das Schreiben. „Kannst du lesen, was darin steht?"
Proht nickte und las. Dann lehnte er sich zurück.
„Glaubt Rhodan im Ernst, daß ich mich freiwillig in Gefangenschaft begebe? So dumm kann er doch nicht sein, nachdem er mit soviel Klugheit die Station eroberte! Du kannst ihm sagen, daß ich eher sterben wurde, als daß ich mich ergebe."
„Die Terraner halten ihr Wort", versicherte Gucky. „Wenn Rhodan dir Straffreiheit verspricht, so wird er sein Versprechen auch halten. Ich kenne ihn. Und er kennt mich. Er würde andernfalls meine Freundschaft und meine Achtung verlieren."
Probt lachte noch immer.
„Ich weiß nicht, was ihm deine Freundschaft bedeutet, Kleiner, aber ich glaube dir. Trotzdem geht es nicht. Meine Pflicht ist es zu fliehen, wenn ich hier nichts mehr unternehmen kann. Die Station ist in der Hand der Terraner, die Besatzung entweder tot oder gefangen. Was mit der Wachflotte geschehen ist, weiß ich nicht.
Ich habe eine Schlacht verloren, und ich muß die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Faktor Iwird über mich urteilen. Begebe ich mich aber in Gefangenschaft, wird ein solches Urteil für mich vernichtend sein."
Gucky konnte Prohts Beweggründe in etwa verstehen, trotzdem hätte er keine Sekunde gezögert, den Meister gefangenzunehmen, wenn er das gekonnt hätte. Aber er konnte es nicht. Ganz im Gegenteil: Wenn Proht den Psischirm der Zentrale nicht ausschaltete, konnte er ihn, Gucky, hier solange festhalten, wie er das nur wollte.
Es blieb dem Mausbiber also keine andere Wahl, als klein beizugeben.
„Ich kann Rhodan also deine Ablehnung überbringen?" fragte er traurig. „Nichts zu machen?"
„Nichts zu machen. Ich werde fliehen." Er sah auf die Bildschirme. „Hier habe ich nichts mehr zu tun. Nur eine Frage noch: Die Terraner haben sich doch mit dem Frachter ALOSITH in die Station geschmuggelt. Kommandant Iskaset ist ein guter Freund von mir. Ich verstehe nicht, wie er mich verraten konnte.
Wurde er gefoltert?"
„Aber nein. Ein Hypno beeinflußte ihn, sonst ist ihm nichts geschehen. Er befindet sich bei bester Gesundheit und ist jetzt bei seinen Leuten. Die Terraner kaperten das Schiff, ohne auch nur ein einziges Mitglied der Besatzung zu verletzen."
Proht nickte vor sich hin.
„Die Terraner werden mir unheimlich, kleiner Freund. Ich beginne, mich vor ihnen zu fürchten. Würden sie mordend und plündernd durch den Andromedanebel ziehen, würden sie Gefangene foltern und mich mit Erpressung bedrohen dann wäre mir nicht so bange vor ihnen. So aber ..."
„Dann kann ich dir einen weiteren Schreck zufügen", sagte Gucky heiter. „Die Wachflotte wurde nicht vernichtet. Die Mannschaft wurde narkotisiert und saust mit ihren Schiffen jetzt durch den Leerraum. Wenn die Lähmwirkung nachläßt kehren sie hierher zurück. Bis dahin sind wir bereit, mit den Tefrodern entsprechend zu verhandeln."
Proht stützte den Kopf in die Hände.
„Wir hätten euch in der gleichen Lage erbarmungslos vernichtet."
Gucky nickte.
„Deshalb werdet ihr letzten Endes diesen Kampf auch verlieren.
Daß wir sie nicht vernichteten, als sie wehrlos waren, werden uns die Tefroder niemals vergessen. Ich glaube, daß wir klug gehandelt haben."
„Ich fürchte, ich muß dir recht geben. Faktor Iwird nicht sehr glücklich sein, wenn ich mit der Nachricht komme. Aber ich kann es nicht ändern. Und nun muß ich dich bitten. mich allein zu lassen. Ich muß meine Vorbereitungen treffen.
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