0294 - Die Eroberer
plötzlich beschlich.
Proht würde doch nicht fliehen, ohne entsprechende Maßnahmen getroffen zu haben!
Das würde ein Meister der Insel niemals tun, auch wenn er Proht hieß und ein relativ anständiger Kerl zu sein schien.
Gucky teleportierte in Kurzsprüngen um die Kommandozentrale herum, aber er fand trotz aller Anstrengungen keine Lücke in dem Psischirm. Schließlich kam er auf den Gedanken, einfach blind unter die Zentrale zu springen - und da half ihm dann der Zufall.
Als er rematerialisierte, konnte er sich kaum bewegen. Er steckte in einem schmalen Gang, und seine Nase sagte ihm, daß er genau unter dem Kommandoraum saß. Und hier gab es keinen Schutzschirm, oder er hatte sich automatisch abgeschaltet.
Er fand die Luke und öffnete sie telekinetisch. Und dann stand er in der Zentrale, nur Proht war nicht mehr da. Sicher war er durch den Gang geflohen, den Gucky durch Zufall entdeckt hatte.
Es fiel Gucky nicht schwer, die Schutzschirme endgültig auszuschalten und die Interkomanlage zu bedienen. Minuten später hatte er Verbindung zu Rhodan im Hangar.
„Der Vogel ist ausgeflogen", teilte Gucky ihm mit.
„Wissen wir schon, Kleiner. Mit einem Schiff. Und genau in dem Augenblick, in dem dir einfiel, daß du dich auf die Suche nach ihm machen könntest. So ein Pech, was?"
„Ja, Pech! Aber wir haben nun die Zentrale. Schick ein paar Techniker her, damit die Station endgültig unter Kontrolle gebracht werden kann. Ich habe noch etwas zu tun."
„Was denn?"
Gucky holte tief Luft.
„Glaubst du im Ernst, ein Meister der Insel würde so einfach verschwinden, ohne vorher ein Ei zu legen?"
„Was soll denn der Ausdruck wieder?"
„Nicht, was du meinst. Mit einem Ei meine ich eine Bombe."
Rhodans Gesicht auf dem Bildschirm verriet Überraschung.
„Eine Bombe? Du willst doch damit nicht sagen ...?"
„Doch, genau das will ich sagen. Ich habe mich in die Lage Prohts versetzt, und da wußte ich, was geschehen war. Noch bevor er floh, hat er eine Bombe gezündet. Sie kann jeden Augenblick detonieren. Und daß es keine Lachgasbombe ist, kannst du dir ja denken."
„Ich werde sofort die Suchmannschaften losschicken."
„Und ich werde selbst suchen" sagte Gucky und stieg in den Gang zurück, ohne den Interkom abzuschalten.
Gucky gelangte schließlich in den Hangar.
Die Startrampe war an ihren Platz zurückgekehrt, und die Anlage hatte sich automatisch abgeschaltet. Gucky konnte sich zusammenreimen, was geschehen war. Innerlich war er mit dieser Entwicklung zufrieden, wenn ihn auch der Gedanke an die eventuell vorhandene Bombe ein wenig beunruhigte.
Er durchsuchte den Hangar und fand die Selbstzerstörungsanlage.
Der Zeitanzeige lief, und als er die Daten umrechnete, fand er, daß noch genau fünfunddreißig Minuten blieben.
Er selbst verstand zu wenig von diesen komplizierten technischen Dingen, um es wagen zu können, auch nur eine Minute zu verschwenden. Er teleportierte direkt in die ALOSITH, die zum Hauptquartier geworden war. In Sekundenschnelle hatte er Rhodan unterrichtet, der ihm zwei seiner fähigsten Spezialisten zur Verfügung stellte. Mit ihnen teleportierte Gucky in den Hangar, dann holte er noch Rhodan selbst.
Die Techniker machten sich an die Arbeit, und nach zehn Minuten war es ihnen gelungen, die Anlage außer Betrieb zu setzen.
Gleichzeitig begann der Tonspeicher zu laufen.
Prohts Stimme war laut und deutlich zu hören. Er sprach tefrodisch.
Seine Botschaft wurde sofort verständlich, als Rhodan den Translator einschaltete.
Proht Meyhet, Faktor III genannt, sagte: „Ich ahnte fast, kleiner Pelzfreund, daß du diese Anlage rechtzeitig entdecken würdest. Die Station bleibt somit in eurer Hand. Und selbst dann, wenn du die Zeitbombe nicht gefunden hättest, hättet ihr euch mit euren Gefangenen rechtzeitig absetzen können. Ihr habt die Tefroder geschont. Ihr habt bewiesen, daß man Kriege auch anders führen kann. Es war eine Lehre für mich.
Und dir, kleiner Freund, möchte ich für dein Verhalten danken. Du hast mir die Flucht ermöglicht, obwohl du wissen mußtest, daß wir Feinde bleiben müssen. Aber du hast mir damit gezeigt, daß es noch klügere Intelligenzen als die Terraner gibt. Und du hast mich gelehrt, wieder menschlich zu denken und zu handeln. Ich hoffe, Rhodan und die Terraner werden dir verzeihen können. Wenn sie klug sind, tun sie es."
Die Stimme verstummte.
Gucky sah vorsichtig zur Seite und begegnete Rhodans Blick.
Perry Rhodan gab den Blick zurück.
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