0295 - Der verlorene Planet
darüber denken", entgegnete Tronar. „Beeilt euch. Ich habe ein ungutes Gefühl."
„Wir auch", gab Ras zurück und schaltete ab.
„Der Gang wird breiter", stellte Gucky nach einiger Zeit fest. Sie waren etwa zweihundert Meter weit vorgedrungen. „Außerdem habe ich die Nase nun voll. Wir körnen ja nicht bis zum Mittelpunkt von Multidon vordringen, bloß um das Ei zu legen."
„Es ist ein wichtiges Ei", erinnerte ihn Ras. „Und dann müssen wir die Tefroder warnen, bevor wir verschwinden, damit sie rechtzeitig den Planeten räumen können."
„Die werden es dann aber ziemlich eilig haben", vermutete Gucky Der Stollen verbreiterte sich zu einer geräumigen Halle, von der aus mehrere Gänge in verschiedene Richtungen weiterführte. Ein Transportband lag verbogen und unbrauchbar in einer Ecke.
Geräte standen herum, und sogar ein ausgedienter Arbeitsroboter lehnte an der Wand.
„Hier wäre ein guter Platz. Da können wir in aller Ruhe die Zündung vornehmen. Es dauert mindestens zwei Tage, ehe der Atombrand die nächste Ansiedlung erreicht. Zeit genug also für die Tefroder, sich abzusetzen."
„Gut." Gucky sah sich um und nickte. „Holen wir das Ding also."
Zurück teleportierten sie, und Tronar erschrak nicht einmal, als die beiden Freunde urplötzlich aus dem Nichts heraus materialisierten. Er sah lediglich auf seine Uhr und meinte: „Ihr habt ja lange gebraucht. Wohl spazierengegangen, was?"
„Kann man auch sagen. In einer Stunde bist du erlöst. Dann können wir Kontakt zu den Tefrodern aufnehmen und uns dann absetzen. Wir haben einen Platz für die Bombe gefunden."
„In der Nähe?"
„Keine tausend Meter entfernt. Werden uns doch nicht unnötig mit dem Ding abschleppen, wo die Uklan-Wolke unsere Fähigkeiten herabsetzt. Kannst dir die Höhle ja mal ansehen."
„Gemacht. Lösen wir die Bombe."
Gucky überließ das den beiden Männern und verschwand in der ‚Linse‘, um sich einige Konzentrate einzustecken. Er fühlte sich nicht wohl, wenn seine Taschen leer waren. Er ahnte noch nicht, wie nötig er die Konzentrate noch haben würde.
Die schwere Bombe, vier Meter lang und anderthalb Meter dick, lag auf dem sandigen Boden, als Gucky wieder an die frische Luft kam. Er betrachtete sie fachmännisch und zog ein Gesicht.
„Wie sollen wir die bloß transportieren? Auf der Erde würde ich mit dem Ding jonglieren wie ein Künstler, aber hier, wo alles verdreht ist ...? Na, wir werden ja sehen."
Ras nahm Tronars Hand.
„Soll ich dich hinbringen?"
Der Wellensprinter schüttelte den Kopf.
„Später sehe ich mir das an. Bringt die Bombe erst einmal hin.
Ich darf die, ‚Linse‘ nicht allein lassen."
Ras und Gucky stellten sich so, daß die Bombe zwischen ihnen lag.
Beide konzentrierten sich auf den Abhang, berührten die Bombe mit den Händen und entmaterialisierten.
Mit Erleichterung stellte Tronar fest, daß die Bombe mit ihnen verschwunden war. Ras und Gucky brauchten drei weitere Teleportersprünge, um die Bombe in die unterirdische Halle zu bringen. Dann waren sie so erschöpft, daß sie sich setzen mußten.
„Ist das eine Schinderei!" schimpfte Gucky. „Komme mir vor wie ein Gepäckträger."
„Die Tefroder werden noch mehr Ärger als wir mit der Bombe haben", tröstete ihn Ras.
„Hoffentlich!" Erst jetzt bemerkte Gucky, daß sie sich auf die Bombe gesetzt hatten. Er sprang auf. „Der Sitz behagt mir nicht!"
Ras grinste und erhob sich ebenfalls.
„Ich werde sie jetzt schärfen. Welche Zeit stellen wir ein?" Er bückte sich und studierte die Ziffern auf der Zeiteinteilung. „Wir haben die Wahl von einer Stunde bis zehn Stunden. Würde sagen, wir nehmen die Mitte."
„Mir ist das egal, Ras. Die Hauptsache ist, wir sind bald fertig und können weg von hier. Der gestorbene Roboter guckt mich schon die ganze Zeit so komisch an."
Ras stellte den Zeitzünder auf fünf Stunden ein, entsicherte den roten Zündknopf und drückte ihn dann ein.
Die Arkonbombe war scharf, und nichts mehr konnte verhindern, daß sie in genau fünf Stunden zündete. Jedes Element, angefangen bei Natrium mit der Ordnungszahl elf würde sich in Energie verwandeln. Nicht spontan, sondern langsam, wie bei einem normalen Brand. In acht Tagen würde der Planet Multidon nur noch eine Sonne sein, die um den roten Riesen Donit kreiste.
Eine flammende Hölle, auf der es kein Leben mehr geben konnte.
„Tronar will sich die gezündete Bombe noch ansehen", erinnerte Gucky den nachdenklich gewordenen Ras.
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