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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe ich dich angerufen.«
    Ich nickte gedankenverloren. »War vielleicht gar nicht schlecht. Mich hat das ungefähre Alter der Hand ja auch stutzig gemacht. - Wo fahren wir hin?«
    »Genau in den Ort, wo es passiert ist. Du wirst etwas kennenlernen, was du noch nie in deinem Leben gesehen hast.«
    »Was denn?«
    »Ein Bergwerk.«
    »Wieso?«
    »Braunkohle. Praktisch über Tage. Ein riesiger Abbau. Bagger hoch wie Türme. Es ist gewaltig, John, das kann ich dir versprechen.«
    Will Mallmann sollte recht behalten. Etwa vierzig Minuten später erreichten wir das Braunkohlenrevier.
    Eine sagenhafte Landschaft. Ein wenig hügelig, aufgerissen, aufgerauht. Dazwischen standen Maschinen, wie ich sie tatsächlich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte.
    Gigantische Abraumbagger, Schaufelbagger und kilometerlange Fließbänder. Die ausgebaggerte Landschaft war zum großen Teil wieder rekultiviert worden, so hatte man Wälder angelegt und grüne Lungen geschaffen.
    Zudem waren die Dörfer, die den Baggern weichen mußten, wieder an anderer Stelle neu aufgebaut worden, so daß die Menschen in ihrer Heimat blieben.
    »Na?« fragte mich Will Mallmann. »Zuviel versprochen?«
    »Nein. Es ist wirklich unbeschreiblich.« Ich deutete nach draußen. »Wir werden Nebel bekommen.«
    »Sicher, gegen Abend.«
    Über den Feldern und Gruben lagen dunstige Schleier, die wie gestreckte Tücher wirkten. Wir hatten die Autobahn längst verlassen und gerieten in den normalen Verkehr. Da begegneten uns Lkw, die in ihrer Größe schon an Schiffe erinnerten.
    »Wie weit müssen wir noch fahren?«
    »Ein paar Minuten«, sagte Will.
    »Liegt der Junge noch im Krankenhaus?«
    »Nein, man hat ihn heute entlassen, wie ich aus einem Telefongespräch erfuhr.«
    »Und wohin wurde er gebracht? Doch nicht wieder zurück in sein Elternhaus?«
    »Gott bewahre. Bei einer befreundeten Familie soll er sich aufhalten. Da müssen wir hin.«
    »Wie heißen denn die Leute?«
    »Knappe. Es ist eine Frau, die mit ihrem Freund zusammenlebt, einem Leutnant der Bundeswehr.«
    »Ach so.«
    An die Bundeswehr hatte ich mich optisch gewöhnen müssen, es waren zahlreiche Militärwagen unterwegs. Jeeps und auch Lkw, die unseren Weg kreuzten.
    »Die haben Manöver«, bemerkte Will.
    »Auch das noch.«
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht. Stell dir vor, es gibt diese lebenden Toten tatsächlich…«
    »Das glaube ich schon.«
    »Ja, Will, dann kannst du unter Umständen erleben, wie sie sich bewaffnen.«
    »Du meinst bei den Soldaten?«
    »So wird es sein.«
    »Mal den Teufel nicht an die Wand!« Will mußte mit der Geschwindigkeit herunter, denn wir hatten den Ort erreicht, in dem der Junge untergebracht war. Den Namen habe ich wieder vergessen, auf jeden Fall befand sich ein »rath« am Ende.
    Ein nettes Örtchen. Schmucke Häuser, zumeist im Reihenhausstil, Menschen, die einen zufriedenen Eindruck machten und sich nicht über die Industrie beschwerten, die ihnen das Brot gab. Hier konnte der Betrachter erleben, daß Umwelt und Industrie Hand in Hand arbeiteten. Was man zerstörte, wurde wieder aufgebaut.
    »Man hat sogar in der Nähe einen großen Erholungspark mit einem Kinderparadies geschaffen«, berichtete Will.
    »Das finde ich gut.«
    Jetzt wurden die Straßen eng. Will kurvte hindurch, hielt dann an, um nach dem Weg zu fragen.
    Das Paar wohnte ein wenig außerhalb. Inmitten eines Gartens stand das Haus. Die kahlen Zweige der Obstbäume reckten sich vor und streiften die Hauswand.
    Ein grüner Golf parkte vor dem Haus, und wir stellten unseren Manta dahinter.
    »Da wären wir«, sagte Will, stieg aus und reckte sich. Ich tat es ihm nach.
    Durch einen sorgfältig gepflegten Vorgarten schritten wir auf das Haus zu. Sonnenschein lag über dem Land. Er blendete uns sogar, denn die Sonne stand ziemlich tief.
    Will Mallmann klingelte, hörte feste, fordernde Schritte, dann wurde die Tür aufgezogen, und vor uns stand ein Leutnant der Bundeswehr. Seine graue Uniform saß wie maßgeschneidert. Da wir tiefer standen, schaute er auf uns herab.
    »Sie wünschen, meine Herren?«
    »Mein Name ist Will Mallmann. Ich bin Kommissar und…«
    Der Uniformierte nickte. »Kommen Sie herein, Herr Mallmann. Wir haben Sie erwartet.«
    »Danke.«
    Ich stellte mich ebenfalls vor und erfuhr, daß der Leutnant Lothar Ziegler hieß.
    »Eine schreckliche Sache«, sagte er leise, hatte den Blick gesenkt und knetete sein Kinn. »Ich komme damit nicht zurecht. Vielleicht folgt noch etwas nach. Was

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