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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ernst. »Ich glaube nicht, daß Sie den Mörder finden.«
    Will wiegte den Kopf. »Das möchte ich nicht so einfach stehenlassen, wissen Sie.«
    »Sie können ruhig du sagen.«
    »Okay, Gerd. Wie kommst du zu deiner Meinung?«
    »Ich habe den Mörder gesehen.«
    »Da bist du sicher?«
    »Ja, Herr Kommissar. Dem Mann fehlte eine Hand. Die hatten Vater und ich ja gefunden.«
    »Und dann hast du den Mann gesehen?«
    »Genau. Kurz vor unserem Haus. Er wäre mir fast vor das Moped gelaufen.«
    »Was geschah dann?«
    »Ich sah ihn und das Messer. Meine Eltern sind…« Seine Stimme versagte, und er mußte schlucken.
    »Man… man hat sie ja mit einem Messer getötet, wie Sie wissen.«
    Will nickte. »Das weiß ich. Nur ist es durch nichts bewiesen, daß es auch dieser Mann gewesen ist.«
    »Wer sollte es sonst gewesen sein?«
    »Kannst du dir ein Motiv vorstellen, weshalb der andere deine Eltern besucht hat?«
    »Ja. Er wollte die Hand.«
    Das war einfach gesagt und auch irgendwie einleuchtend. Will warf mir einen Blick zu.
    Ich nickte. Etwas anderes hatte ich nicht erwartet.
    Kathie Knappe stand neben mir. Die Arme hielt sie gesenkt, die Hände verkrampft, und ihre Mundwinkel zuckten. Aus der Rocktasche zog sie eine kleine Blechschachtel, öffnete den Deckel und holte eine selbstgedrehte Zigarette hervor, die sie sich mit zitternden Fingern anzündete. Dann ging sie zur Seite und setzte sich auf den freien Stuhl, der neben dem Tisch stand.
    »Aber sie befindet sich nicht mehr in eurem Haus?« sagte der Kommissar.
    »Das stimmt. Die Polizisten haben sie mitgenommen. Nur wußte das der Mörder nicht.«
    »Kannst du ihn beschreiben? Oder anders gefragt, hast du diesen Mann schon gesehen?«
    Der Junge wollte sich aufrichten. »Mann?« wiederholte er. »Nein, Herr Kommissar, das ist kein Mann.«
    »Wieso das?«
    »Er ist kein Mann und kein Mensch. Ich glaube an einen Toten. Ja, Herr Kommissar, an einen Zombie.«
    Will lächelte skeptisch. »Du hast zu viele Filme dieser Art gesehen, mein Lieber.«
    Gerd Wiesner verzog das Gesicht. »Ich wußte ja, daß Sie mir nicht glauben. Ich wußte es wirklich.«
    »Wie kommst du darauf, einen Zombie gesehen zu haben?«
    »Der sah so aus. Furchtbar. Bleich und so komisch, als wäre er richtig blutleer.«
    »Wie die im Kino?«
    »So ähnlich.«
    Will schluckte. Was sollte er sagen? Er wollte nicht zugeben, daß es Zombies gab. Das hätte den Jungen zu sehr erschreckt.
    »Kannst du ihn noch genauer beschreiben?« Zum erstenmal fragte ich, und sah auch Gerds Blick auf mich gerichtet. Ich stellte mich vor. Dabei verschwieg ich nicht, welcher Polizei-Organisation ich angehörte.
    »Scotland Yard?« staunte der Junge.
    »So ist es.«
    »Das ist Wahnsinn.«
    »So schlimm nicht. Aber beschreibe die Gestalt, die dir begegnet ist.«
    »Ich versuche es. Es ist nicht lange her, ich weiß noch alles. Sie sah schlimm aus. Wirklich. Grauenvoll. Ein so bleiches Gesicht, zerfetzte Kleider.«
    »Was denn? Hose und Hemd?«
    »Beides. Die Farbe war schmutzig. Sie leuchtete auch weißgelb und zeigte Risse.«
    »Darunter war er nackt?«
    »Ja, Mister. Es ging alles so schnell, obwohl es mir damals lange vorgekommen ist. Es war neblig. Und dann verschwand die Gestalt wieder.«
    »Ich danke dir. Hast du noch Fragen, Will?«
    »Nein, John. Wenn welche auftauchen sollten, kommen wir noch einmal zurück.«
    Kathie Knappe nickte dazu. »Das können Sie ohne weiteres, meine Herren.« Sie hatte die Zigarette ausgedrückt, erhob sich und trat ans Bett. »Und du, Gerd, ruh dich jetzt aus.«
    »Wie spät haben wir denn?«
    »Es ist kurz vor Mittag. Soll ich dir etwas zu essen machen?«
    »Nein, Kathie, ich habe keinen Hunger. Meine Eltern, wann werden sie begraben?« Beim letzten Wort versagte seine Stimme, und er begann zu weinen.
    Kathie Knappe beugte sich über ihn. Sie streichelte seine Wangen. »Das hat noch Zeit, mein Junge«, flüsterte sie rauh. »Das hat wirklich noch alles Zeit. Ruhe du dich erst einmal aus. Es wird alles wieder gut werden.« Sie erhob sich und ging aus dem Zimmer. Ihre Mundwinkel zuckten.
    Will Mallmann verließ den Raum als letzter. Er schloß die Tür.
    Ich sah sein kantiges Gesicht. Dieser Besuch war ihm an die Nieren gegangen, und er hatte seine Hände zu Fäusten geballt.
    Mich hatte das Gespräch ebenfalls mitgenommen. Es war grauenhaft gewesen. In diesen Augenblicken schwor ich mir, die Bestie zu jagen und zu stellen.
    Falls es bei einem Zombie blieb.
    Schweigend gingen wir nach unten.

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