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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Tochter des Wirtes schon immer mal im Nachthemd sehen wollten…
    Die Gelegenheit schien günstig.
    Aber dazu mußten sie das Mädchen erst einmal finden!
    »Verdammter Mond«, sagte einer der Männer, als sie das Ende des Dorfes erreichten. »Sieht ja richtig unheimlich aus. Fehlt nur noch, daß uns ein Werwolf oder ein anderes Nachtgetier über die Füße läuft…«
    Was als Scherz gedacht war, verfehlte seine Wirkung gründlich. Zum Lachen war niemandem zumute.
    Schon gar nicht Arthur O’Keefe, der den am Himmel leuchtenden Vollmond absolut nicht verfluchte, sondern willkommen hieß. Bei pechschwarzer Nacht wäre es ein fast aussichtsloses Unterfangen gewesen, seine Tochter zu suchen. Und er mußte sie finden. Mußte!
    Sie war das einzige, was ihm nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Frau geblieben war. Und es wollte ihm nicht in den Schädel, warum Myrja ausgerissen sein sollte, mitten in der Nacht, nur mit einem Nachthemd bekleidet…!
    »Teufelswerk«, knurrte O’Keefe zu sich selbst.
    Die anderen hörten es und nickten bekräftigend. Besonders Kilroy war es alles andere als wohl in seiner Haut. Ihm war klar, daß er diese Nacht Wanderung erst ins Leben gerufen hatte, und irgendwie hatte er ein ganz schlechtes Gefühl, wenn er darüber nachdachte, wie sie wohl enden würde…
    Er warf einen Blick über die Schulter, wo das Dorf schlief. Tief und fest. Sie waren die einzigen Narren, die noch unterwegs waren.
    Und du bist der größte Narr, schimpfte Kilroy ungnädig mit sich selbst. Himmel, hätte ich doch bloß den Mund gehalten und statt dessen noch einen Schlaftrunk zu mir genommen.
    »Wo ist sie hin?« riß ihn O’Keefes Stimme aus den verschwommenen Überlegungen.
    Der Wirt stand breitbeinig neben ihm und wartete ungeduldig darauf, daß sie die Suche fortsetzen konnten.
    Kilroy hob die Schultern.
    »Viel habe ich ja auch nicht gesehen…«, versuchte er abzuschwächen. »Sie ist einfach aus dem Dorf gelaufen. Da die Straße runter. Und plötzlich war sie weg. Vielleicht hat sie den asphaltierten Weg verlassen und ist über die Äcker. Aber wohin…«
    Arthur O’Keefe hörte bereits nicht mehr zu. Er gab den anderen einen Wink. Kurz darauf schwärmten sie aus, als hätten sie das alles schon hundert Mal geprobt.
    Arthur O’Keefe hatte uneingeschränkte Autorität im Dorf - zumindest bei seiner Stammkundschaft.
    Hinter ihnen verschwanden die Häuserkonturen im Dunkel. Hoch oben am Firmament hing das bleiche Auge des Mondes. Sie hatten etwa eine Viertelmeile zurückgelegt, als die Stille plötzlich durch einen heiseren Schrei erschüttert wurde.
    Einer der Männer hatte etwas entdeckt.
    Die anderen schlossen zu ihm auf.
    Und dann sah es auch Arthur O’Keefe, der Wirt - der Mann, der seit 30 Jahren den einzigen Pub von Tuthbantry führte und die Gegend um das Dorf wie seine Hosentasche kannte…
    Zumindest hatte er das bisher geglaubt!
    Aber auch den anderen erging es nicht besser. Wie angewurzelt standen sie da in der Finsternis und starrten auf das große Haus.
    Das Haus, das inmitten der Ackerfläche stand und das niemand je zuvor gesehen hatte…
    ***
    Das Haus sah alt aus. Und unbewohnt. Aber es war alles andere als eine Ruine. Soviel war selbst bei diesen ungünstigen Lichtbedingungen zu erkennen.
    Es ähnelte auf den ersten Blick einem der vielen Häuser des Dorfes -und doch… Irgend etwas war anders. War fremd.
    »Das gibt’s nicht«, stellte Kilroy Ferguson schnaubend fest. Am Rande vermerkte er, daß durch den erneuten Schock nun auch noch der letzte Alkoholrest aus seiner Blutbahn verschwunden war. »Das muß ’ne Fata Morgana sein - oder wie diese Dinger heißen…«
    Arthur O’Keefe lachte rauh auf. »Heute nacht scheint mir so einiges nicht ganz mit rechten Dingen zuzugehen. Und ich esse meinen Hut, wenn dieses Ding da vorne nicht etwas mit dem Verschwinden meiner Tochter zu tun hat!«
    Niemand störte sich daran, daß er gar keinen Hut besaß.
    »Das Ding ist ein Haus«, warf Ferguson ein.
    »Das Ding kann kein Haus sein«, konterte der Wirt. »Seit wann wächst so was bei Nacht und Mondschein?«
    »Laßt uns umkehren. Da hat der Teufel die Hand im Spiel! Hauen wir ab, so lange wir noch können. Das hat doch alles keinen Zweck. Das glaubt uns keiner«, rief ein anderer.
    O’Keefe warf ihm einen tadelnden Blick zu.
    »Umkehren? Ohne Myrja? Niemals!«
    Plötzlich veränderte sich etwas an dem Haus vor ihnen und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich.
    »Licht«, preßte Ferguson hervor.

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