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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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O’Flaherty, der Bäcker. »Eben stand das Ding doch noch nicht da. Ich hab’s genau gesehen…«
    Fast jeder hatte es gesehen. Und wer nicht, ließ sich trotzdem vom Erschrecken der anderen anstecken.
    »Laßt uns abhauen von hier!« schrie Linus Fleetwood, ein schmächtiges Kerlchen Ende Vierzig, der einen Kolonialwarenhandel betrieb und noch nie von sich behauptet hatte, ein Held zu sein. »Das Haus ist nicht geheuer. Ich habe schon von solchen Spukfallen gelesen. Wir werden sterben, wenn wir uns nicht in Sicherheit bringen!«
    Arthur O’Keefe trat zu ihm, ließ ihn ausreden, versetzte ihm dann aber einen derben Stoß gegen die Brust, der ihn ein paar Schritte zurückwanken ließ.
    »Und meine Tochter?« brüllte er. »Was ist mit meiner Tochter, ihr Feiglinge? Wollt ihr sie hier zurücklassen? Auch wenn es hier hundertmal spukt: Keiner verläßt das verdammte Haus, bevor wir Myrja gefunden haben!«
    »Das ist nicht dein Ernst«, erwiderte Tom Daniels, der Küster, der bisher geschwiegen hatte.
    »Probier’s aus«, versetzte der Wirt und nahm eine drohende Haltung an.
    »Hört mal, was soll das?« mischte sie Kilroy Ferguson ein und stellte sich beschwichtigend zwischen die Streithähne. »Statt daß wir hier unsere Zeit vergeuden, sollten wir lieber rasch das Haus auf den Kopf stellen. Um so eher können wir wieder abziehen!«
    Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung. Selbst Fleetwood und der Küster ließen sich schließlich breitschlagen.
    O’Flaherty entzündete die drei Kerzen und verteilte sie auf die Gruppe.
    »Aber wir bleiben zusammen«, verlangte der Kolonialwarenhändler. »Keiner unternimmt etwas auf eigene Faust. In der Gruppe kann uns noch am wenigsten passieren.«
    »Dafür dauert die Hausdurchsuchung aber um so länger«, unkte Tom Daniels.
    »Haltet endlich die Klappe!« donnerte der Wirt dazwischen. »Ihr macht euch ja selbst verrückt!«
    Der Korridor mündete in einen Raum von gewaltigen Ausmaßen. Selbst die drei Kerzen schafften es kaum, ihn bis an seine Grenzen zu erhellen.
    Der Raum war leer…
    ...bevor sie ihn betraten!
    Im gleichen Moment, als sie in ihn eindrangen, änderte sich diese Tatsache abrupt.
    Der Spuk ging weiter.
    Wie im Zeitraffertempo füllte sich die Leere, wuchsen Gegenstände aus dem Nichts. Von der Decke klirrte ein gigantischer Kristallüster, als ihn eine Luftbö von irgendwoher traf und in sanfte Schwingungen versetzte. An den Wänden kamen hier und dort riesige Ölschinken zum Vorschein mit Porträts Unbekannter und Landschaftsmalereien. Unter ihren Füßen veränderte sich der harte Boden in flauschig weiche Teppiche, und überall setzte ein unsichtbarer Raumgestalter seine Tätigkeit im Eilzugtempo fort. Schwere, alte, eindrucksvolle Schränke, Regale, Tische und Sessel tauchten auf, nahmen ihre Plätze ein und wirkten bereits einen Atemzug später, als wären sie schon immer dagewesen. Sie paßten einfach hierher. Nichts wirkte störend.
    »Nur wir«, murmelte Arthur O’Keefe zu sich selbst. Seltsame Empfindungen überschwemmten ihn. Auch Angst war darunter. Natürlich. Aber merkwürdigerweise dominierte sie nicht. Mindestens ebenso stark war die Faszination dessen, was sich vor ihren Augen abspielte. Die Neugierde…
    Doch dann dachte er wieder an seine Tochter, und die Faszination wurde von purer Sorge um sie abgelöst.
    Der Wirt drang tiefer in den Raum ein.
    Am gegenüberliegenden Ende funkelte etwas im trüben Kerzenschein.
    Arthur O’Keefe löste sich aus dem Pulk der anderen und durchquerte den Raum.
    Als er sich bückte, schlug sein Herz so laut, daß er glaubte, die anderen müßten es hören.
    Mit einer Behutsamkeit, die man bei ihm kaum vermutete, nahm er den kleinen goldenen Anhänger vom Boden auf und legte ihn in eine Handfläche.
    Sofort war ein Kerzenträger bei ihm und gab ihm die letzte Gewißheit, daß er sich nicht irrte.
    Das war Myrjas Schmuckstück und Talisman, den O’Keefe ihr zum siebzehnten Geburtstag geschenkt hatte: ein geweihtes, vergoldetes Kruzifix, das Myrja stets an einem Kettchen um den Hals getragen hatte…!
    Als Glücksbringer…
    »Großer Gott!« stieß Kilroy Ferguson, der ebenfalls mit einer Kerze bewaffnet war, in diesem Augenblick spontan hervor.
    Er stand vor der Wand, vor der der Wirt den verwaisten Anhänger gefunden hatte, und entriß etwas Gespenstisches der Dunkelheit. Etwas Unbegreifliches.
    »Arthur…«
    O’Keefe löste den Blick vom goldenen Kruzifix. Seine Faust ballte sich um das geweihte

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