0298 - Im Haus der schlimmen Träume
sturzbetrunken. Sie hatten Zamorras Rat zu wörtlich genommen.
Und Zamorra selbst beherrschte zwar einige ausgefallene Kampftechniken, doch vier Gegner auf einmal waren auch für ihn mehr als zuviel!
Nacheinander wurden sie überwältigt und hinaus ins Freie geschleppt, wo der Dämon dem totalen Triumph entgegenfieberte.
***
Aus, dachte Merlin auf seinem Beobachtungsposten. Tatenlos sah er zu, wie Zamorra von den seelenlosen Marionetten des Dämons ins »Haus« gezerrt wurde.
Den Raub des Amuletts hatte er nicht verhindern können, weil der Dämon ohne es ahnen zu können, die einzige Person zum Diebstahl benutzt hatte, die dazu legitimiert war. Nicht einmal er, Merlin, hatte eingreif en können. Auch ihm waren Grenzen gesetzt, die er einhalten mußte, wollte er das kosmische Gleichgewicht der Kräfte nicht zerstören.
Nur ein Wunder konnte Zamorra jetzt noch retten.
Und für Wunder, dachte Merlin sarkastisch, bin ich normalerweise zuständig.
Vor ihm versagte die Bildkugel wieder ihren Dienst, als Zamorra im Innern des »Hauses« verschwand. Dorthin konnte ihm die Magie der Kugel nicht folgen.
Der Kontakt war abgeschnitten.
Ein ganzes Dorf und Zamorra waren verloren.
Es sei denn…
***
Dieses Mal schützte ihn kein Zauberamulett vor den dämonischen Einflüssen im Innern des »Hauses«. Mt Entsetzen erkannte Zamorra, daß er die wirkliche Atmosphäre darin bisher immer durch das Amulett gedämpft und gefiltert wahrgenommen hatte. Nun spürte er die verheerenden Kraftströme pur!
Ein Unterschied wie Tag und Nacht!
In der gleichen Sekunde, als der letzte Dorfbewohner die Schwelle des Hauses überwunden hatte, begannen sich die Marionetten des Dämons wieder in gestaltlose, schemenhafte Gespenster zu verwandeln, die den Äther erfüllten.
Die Tür zur Welt draußen schloß sich, wurde unsichtbar und verschwand.
Wie schon einmal hatte Zamorra das Gefühl, in ein fremdes, eigenständiges Universum vorgestoßen zu sein, das neben der ihm bekannten Wirklichkeit existierte und völlig anderen Gesetzen unterlag.
Doch diesmal kam ein anderer Faktor hinzu.
Dieses Mal fraß der Dämon auch seine Körpersubstanz auf und versuchte, sich seine Seele einzuverleiben!
Da war kein Amulett, das ihn schützte.
O’Keefe, Atkins, Fleetwood und die anderen waren bereits aus seinem Blickfeld verschwunden. Vielleicht hatte sie ihr Schicksal bereits ereilt.
Zamorra spürte einen ziehenden, reißenden Schmerz, der jede Faser seines Körpers durchdrang, als versuche jemand, die einzelnen Atome und Moleküle aus ihren Verankerungen zu lösen. Er schrie, brüllte vor Schmerz, ohne seine Stimme zu hören. Rings um ihn war ein wirres Nichts, das an ein Fernsehbild erinnerte, wenn alle Sender ihren Betrieb eingestellt hatten und nur rauschender Schwarzweiß-Gries zurückblieb !
Nur seinen eigenen Körper vermochte er als Abgrenzung zu dieser knisternden Leere noch zu erkennen, wenn er an sich hinunterblickte. Nicht eimmal einen festen Boden fühlte er mehr unter seinen Füßen.
Je stärker sein Umfeld an Wahrnehmbarem für ihn verlor, desto mehr konzentrierte er sich auf sich selbst. Auf den eigenen Herzschlag, das Rauschen des Blutes in seinen Adern, das Vibrieren der Nerven, das Brennen der Augen, das Prickeln der Haut und den SCHMERZ
Der immer schlimmer wurde, zur höllischen Marter eskalierte!
Nicole, dachte Zamorra, als ihm schwarz vor Augen wurde, und er spürte, wie die Verbindung zu seinem Körper abzubrechen drohte.
Plötzlich fühlte er ihre Nähe, ohne sie sehen oder hören zu können.
Nicole, dachte er erneut, in der Hoffnung, auf eine Antwort, gleich welcher Art, zu stoßen.
Nichts.
Statt dessen hörte er, wie das Hintergrundrauschen, das den Äther erfüllte, anschwoll. Wie die Seelen, die im Höllenfeuer brannten, schrien…
Ich verbrenne auch! dachte Zamorra, als der Schmerz das Maß des Erträglichen überschritt, überquoll, Barrieren niederriß…
...und einen furchtbaren Satz über seine Lippen schwemmte!
Eine Machtformel, die er nie zuvor gehört, von deren Existenz er nichts geahnt hatte!
»Renrew truk aseig flor leah’cim derf nam d’nalneiw!«
Im nächsten Augenblick ging die Welt unter!
***
Das Nichts zersplitterte!
Es regnete Seelen!
Seelen, die ihre Körper suchten!
Zamorra fühlte sich von einem gewaltigen Wirbel erfaßt und davongeschleudert. Lichtblitze zuckten vor seinen Augen. Erschütterungen, die jede Richterskala gesprengt hätten, pflanzten sich durch den unbegreiflichen
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