0298a - Mörderfalle in Manhattan
ihm von dem Besuch in der Wohnung Murenos und erzählte ihm von dem Drohbrief.
»Es sieht tatsächlich so aus, als ob er seine Familie in Sicherheit bringen wollte«, sagte Fred Nagara. »Wo er nur selbst steckt?«
»Das werden wir schon ‘rauskriegen«, beruhigte ich ihn. »Du postierst dich wieder vor dem Haus in der Vesey Street. Wahrscheinlich wird er dort' irgendwann mal aufkreuzen. Ich lasse dich bald ablösen.«
Fred Nagara war nicht gerade sehr begeistert von dem Auftrag. Er klemmte sich hinter das Steuer, nachdem ich ausgestiegen war und fuhr los.
Ein kleiner Drei-Tonner hatte sich so hinter die Reihe parkender Autos gesetzt, daß mein Kollege nur mit Mühe zurücksetzen konnte. Ich dirigierte ihn aus der Parklücke heraus und ging dann zum Jaguar, den ich auf der anderen Seite des Bahnhofs abgestellt hatte. Ich fuhr auf dem schnellsten Weg zum District-Office. Dort ging ich zuerst einmal in die Kantine und frühstückte ausgiebig. Anschließend fuhr ich zu meinem Office hinunter. Phil war noch nicht da.
Mir fiel ein, daß er an diesem Morgen zuerst zu Cunningham, der ebenfalls das Opfer einer Erpresserbande war, gehen wollte.
Ich schnappte mir das Telefon und bat den Kollegen in der Telefonzentrale, mir eine Verbindung nach New Brunswick mit dem dortigen FBI-Office zu vermitteln. Nach wenigen Augenblicken war das Gespräch schon da.
»Andrew, FBI New Brunswick«, kam eine Stimme aus dem Telefonhörer, die mir irgendwie bekannt vorkam.
»Etwä Peter Andrew?« erkundigte ich mich.
»Stimmt genau, Sir. Peter Andrew, dem Sie die ersten Flötentöne beigebracht haben.«
»Wie geht es Ihnen?« fragte ich den jungen Beamten, den ich bei seiner Ausbildung beim FBI New York eine Zeitlang unter meinen Fittichen gehabt hatte.
»Es gefällt mir sehr gut hier, nur…«
»Sie möchten natürlich nach New York zurück«, sagte ich lachend. »Das wird auch noch kommen, Andrew. Warten Sie nur ab.«
»Da wird aber noch viel Zeit vergehen.«
»Werden Sie nicht ungeduldig«, tröstete ich ihn. »Aber im Augenblick haben wir keine Zeit zu verlieren. In zehn Minuten kommt dort ein Zug aus New York an. Im dritten Abteil des ersten Wagens sitzt eine Frau mit einem zehnjährigen Jungen. Sie heißt Mureno, und Sie sollen sich um diese Frau kümmern.«
»Wo soll ich die Dame hinbringen?« erkundigte sich mein junger Kollege in Brunswick eifrig.
»Zweimal daneben geschossen«, sagte ich lachend. »Dame stimmt nicht ganz, und Sie sollen sie auch nirgendwo hinbringen. Sie sollen nur ‘rausfinden, wo sie hingeht, und dann unauffällig beobachten. Die Frau muß ständig überwacht werden für die nächsten Tage.«
»Okay, Sir. Das machen wir. Wenn irgend etwas ist, geben wir Ihnen sofort Bescheid.«
»Ausgezeichnet, und geben Sie mir sofort Bescheid, wenn ein Mann aufkreuzt, dessen Funkbild ich sofort schicken werde.«
»Wer ist das? Ist das ein Gangster, der…«
»Das wissen wir noch nicht, Andrew. Der Mann, der möglicherweise dort auftauchen könnte, ist Ed Mureno. Los, beeilen Sie sich, sonst verpassen Sie die Frau und den Jungen noch.«
Ich legte den Hörer auf und wußte, daß der Auftrag in Brunswick von einem unserer fähigsten Nachwuchsleute erledigt würde.
***
Als Phil kam, erzählte ich ihm, was sich jetzt im Falle Mureno ereignet hatte.
»Der Bursche scheint sehr gerissen zu sein, wenn er Fred Nagara zweimal entwischt ist«, sagte Phil, nachdem ich meinen Bericht beendet hatte. »Ich verstehe bloß nicht, aus welchem Grunde er seine Frau und den Jungen in den Zug gesetzt hat.«
»Wenn ich das wüßte«, gestand ich. »In New Brunswick wird Peter Andrew die beiden beschatten.«
»Peter Andrew, der…«
»Der und kein anderer«, unterbrach ich meinen Freund. »Du siehst also, ich habe heute schon eine ganze Menge getan.«
»Ich habe auch nicht gerade gefaulenzt«, konterte Phil. »Ich war bereits bei Cunningham.«
»Was ist mit ihm? Sind die Gangster noch einmal aktiv geworden?«
»Sehr aktiv sogar«, berichtete mein Freund. »Sie haben ihn mächtig unter Druck gesetzt. Mit zweitausend Dollar geben sie sich jetzt nicht zufrieden. Sie wollen zehn Mille, und zwar bis heute früh um zehn Uhr. Aber er will nicht zahlen.«
»Ist er jetzt endlich mit der Sprache ‘rausgerückt, warum ihn die Gangster erpressen?«
»Wegen einer Frau!« sagte Phil. »Cunningham hat vor einem halben Jahr Besuch von einem Geschäftsfreund aus dem Westen gehabt.«
»…und diesem Geschäftsfreund hat er nach den
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