0299 - Das Lagunen-Monstrum
hat keinen Zweck!« vernahm sie die Stimme von Asmodis. »Amun-Re ist ein mächtiger Zauberer. Er hat gesagt, daß der Bann eine Stunde dauert. Dagegen hilft kein Gegenzauber. Nicht einmal ich kann mich befreien - obwohl ich ein Höllenfürst bin!«
»Dir müßte die Flamme auch ganz angenehm sein!« sagte Michael Ullich. »Der Teufel mag doch Feuer!«
»Diese Flammen schmerzen nicht meinen Körper!« sagte Asmodis. »Nur die Niederlage, die kränkt mich. Doch vernichtet werde ich nicht dadurch. In einer Stunde werde ich von hier fortgehen. Doch ihr seid dann bereits tot!«
»Aber ich will weiterleben!« Tränen flossen über Tanjas Wangen. »Ich habe so Angst vor dem Sterben!«
»Du solltest eher Angst vor dem haben, was danach kommt!« erklärte Asmodis. »Das Sterben ist doch nur ein Übergang. Ich hoffe, wir sehen uns dann wieder!«
»Angst!« wimmerte Tanja. »Angst!«
In diesem Augenblick zersplitterte die Tür. Professor Zamorra und Aurelian drängten sich herein.
Michael Ullich und Carsten Möbius stießen Freudenrufe aus. In Tanjas hübschem Gesicht malte sich Hoffnung, als sie die Rufe vernahm.
Mit wenigen Worten hatte Carsten Möbius die beiden Freunde informiert.
»… aber sie sind festgebannt!« beendete Asmodis mit seinen Worten die Ausführung. »Und du kannst nicht gegen den Zauber des Amun-Re!«
»Das Amulett wird…!« keuchte Professor Zamorra. Doch, der Teufel lachte schallend, und auch Aurelian schüttelte den Kopf.
»Der Stern von Myrrian-ey-Llyrana hat sich noch nie gegen Amun-Re gewandt!« sagte der Pater. »Er stammt aus einer anderen Zeit und einer anderen Epoche. Er kennt weder Amun-Re noch seine finstere Kunst. Gegen diese Art von Hexerei bist du alleine machtlos!«
»Aber wir müssen was unternehmen!« stieß Professor Zamorra hervor. Er umschlang den Körper von Carsten Möbius und versuchte, ihn hochzuheben.
Unmöglich. Als sei er mit dem Fußboden verwachsen.
Immer näher kamen die Flammen. In den Augen von Asmodis loderte etwas auf.
»Kannst du nicht der Flamme gebieten, Asmodis?« fragte Professor Zamorra. »Du bist doch ein Teufel!«
»Was habe ich davon?« fragte der Fürst der Finsternis. »Ich werde das hier überleben. Aber einige Gegner, die werden mir diese Umstände vom Halse schaffen.«
»Dann beschwer dich nicht über das,, was jetzt geschieht!« sagte Aurelian. »Leih mir deine Kraft, Zamorra. Sofort!«
Professor Zamorra sah ihn ungläubig an. Doch in den Augen des Freundes erkannte er, daß jetzt keine Sekunde gezögert werden durfte. Was immer Aurelian vorhatte, er würde nichts Unüberlegtes tun.
Pater Aurelian ergriff die Hand, die ihm der Meister des Übersinnlichen entgegenhielt. Gleichzeitig öffnete Professor Zamorra seinen Geist.
Über Aurelians Lippen kamen einige Worte in einer Sprache, die entfernt an einen hebräischen Dialekt erinnerten. Dann schwieg er.
Doch die Wirkung trat sofort ein.
Ohne Vorwarnung erschollen einige fürchterliche Donnerschläge, die in Venedig die Fenster klirren ließen und die Bürger aus dem Schlaf schreckten. Dann rauschte ein Sturmwind heran. Wie ein Rudel Wölfe eine Herde Schafe trieb der Sturm schwarzes Gewittergewölk heran.
Zwei Herzschläge später prasselte ein Wolkenbruch über Venedig nieder.
Das Zentrum des Regens war Amun-Res brennender Palazzo.
Der Teufel quiekte, als er von den herabstürzenden Wassermassen durchnäßt wurde. Dunkler Rauch kräuselte sich aus dem verkohlten Gebälk. Doch der Wind, dem Aurelian nun gebot, trieb den Rauch in Richtungen, wo er nicht mehr schadete.
Es war ein einfacher Wetterzauber gewesen, den Aurelian hier gemacht hatte. Zusammen mit Zamorras Kraft hatte er physikalische Dinge nur beschleunigt. Und er hatte die Regenfront konzentriert.
»Wir können nun in Ruhe warten, bis die Stunde abgelaufen ist, in der ihr festgebannt seid!« sagte Pater Aurelian.
»Und was tun wir mit dem angebrochenen Abend?« fragte Michael Ullich.
»Wir können eine Zigarette rauchen!« sagte Asmodis. »Hat mal jemand Feuer für mich?«
»Am besten, ihr erzählt mal genau, was sich in den letzten Stunden abgespielt hat!« sagte Professor Zamorra. »Jede Einzelheit kann wichtig sein. Ich will wissen, was Amun-Re vorhat!«
Nachdem er die Fassungen von Asmodis und Michael Ullich gehört hatte, sah er Aurelian an. Der Pater blickte sehr ernst.
»Venedig ist also auf einer gewaltigen Amöbe erbaut worden!« zog er die Bilanz. »Jahrtausende hat sie geschlafen. Doch nun ist sie wieder
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