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0299 - Das Lagunen-Monstrum

0299 - Das Lagunen-Monstrum

Titel: 0299 - Das Lagunen-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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wach. Und sie will fressen. Wenn wir Pech haben, kommt niemand aus Venedig heraus. Auch nicht mit einem Boot, denn ihre Gallertsubstanz reicht bis ins Meer hinaus. Und diese Amöbe wird ganz Venedig mit ihrem durchsichtigen Schleim überziehen und alles, was lebt, als Nahrung ansehen!«
    »Wir danken dem Herrn Professor für die Vorlesung!« sagte Carsten Möbius. »Hoffentlich können wir das eben Gelernte noch in diesem Leben verwenden. Ich denke nämlich…!«
    »Denken ist Glücksache. Und du bist ein ausgesprochener Pechvogel!« unterbrach ihn Michael Ullich. »In der Zeit, wo du denkst, handeln andere. Die Zeit des Banns ist nämlich vorbei!«
    »Was meinst du denn mit ›handeln‹?« fragte Carsten Möbius verunsichert.
    »Das hier!« lächelte Ullich und machte einen Schritt auf Tanja König zu. Das Mädchen hatte direkt neben dem langhaarigen Jungen gestanden, der es jedoch nicht gewagt hatte, ihren grazilen Körper zu berühren. Nun war Michael Ullich wieder da. Und der wußte genau, daß Tanja König jetzt diverse Streicheleinheiten für ihre zerrütteten Nerven brauchte. Wenn Carsten eben so dumm war und nicht Zugriff, dann war er eben selbst schuld…
    Mit einem wohligen Seufzer schmiegte sich Tanja König an den blonden Jungen. Carsten Möbius machte ein Gesicht wie ein kleines Kind, dem man sein liebstes Spielzeug weggenommen hat.
    »Wenn er der Multimillionär Carsten Möbius wäre - dann hätte er vielleicht bei mir eine Chance!« gurrte Tanja. »Aber so einer wie der ist mir überhaupt noch nicht begegnet. Ich mag ihn zwar irgendwie - aber solche Gammeltypen wie den kann ich alle Tage haben!«
    Michael Ullich lächelte sie an - dachte sich aber sein Teil. Er sah es um die Mundwinkel des Freundes zucken. Innerlich ging bei Carsten Möbius eine große Liebe zu Bruch.
    »Liebeskummer ist wie ein Diamant!« zischte er dem Freund zu. »Beides muß man mit Fassung tragen!«
    »Lieber eine Tolle im Haar als eine Schüchterne auf dem Schoß!« setzte Tanja König hinzu.
    Carsten Möbius stöhnte herzerweichend auf. Doch dann straffte sich sein Körper, und in seine Augen kam der Glanz, den Michael Ullich nur zu gut kannte. Das Mädchen wollte ihn verspotten - und das vertrug Carsten Möbius absolut nicht.
    »Ich hab’ dich geliebt und im Herzen getragen - jetzt bist du verrutscht und liegst mir im Magen!« sagte er in Richtung von Tanja König. »Bei Philippi sehen wir uns wieder!« Nur Michael Ullich wußte, daß eine gewisse Gisela Philippi seit einiger Zeit das Vorzimmer von Carsten Möbius regierte, seit Tina Berner und Sandra Jamis in der Vergangenheit verschwollen waren.
    »Was soll der Blödsinn?« fauchte Tanja. »Wenn ich zurück bin, werde ich als erstes beim Personalbüro vom Möbius-Konzern vorstellig, weil ich da eine Stelle haben will. Wo, sagst du, sehen wir uns wieder?«
    »Bei Philippi!« grinste Carsten Möbius dünn. »Schlag nach bei Shakespeare!«
    ***
    Durch die Gassen von Venedig raste das Grauen. Schleimig glibberte es aus den Kanälen hervor. Wer von der Gallertsubstanz erfaßt wurde, hatte kaum mehr eine Chance. Nur ganz Beherzten gelang es, mit einem scharfen Gegenstand die glitschige Masse zu durchtrennen und zu fliehen.
    Doch nicht viele hatten diese Chance. Trichilis adornis war erwacht und suchte seine Nahrung…
    Dennoch hatte die Amöbe nicht soviel davon, wie Amun-Re angenommen hatte. Die Dönnerschläge des Gewitters, das Pater Aurelian herbeigerufen hatte, rissen die Venezianer aus dem Schlaf. Aus den Fenstern ihrer Häuser sehend, erkannten sie die Gallertsubstanz, die aus den Kanälen kroch. Jeder spürte, daß es sich hier um etwas Unnatürliches handelte.
    Die Schleimmasse war gefährlich. Die Schreie, die überall aufgellten, zeigten die tödliche Bedrohung.
    »Flieht!« klangen vereinzelt Rufe auf. »Die Stadt ist verloren. Venedig geht unter. Flieht, und rettet euer Leben!«
    Doch dann sickerte eine andere Botschaft durch. Menschen, die schon vor einiger Zeit auf die Bedrohung aufmerksam geworden waren und versuchten, aufs Festland zu kommen, verbreiteten sie.
    »Die Ponte della Liberta ist von diesem ekligen Schleimzeug Überflossen!« hörte Professor Zamorra die Stimme eines Mannes, dessen kalkweißes Gesicht zeigte, daß er einen entsetzlichen Anblick schauen mußte. »Ich selbst habe gesehen, wie Autos mit Vollgas da hineinfuhren und steckenblieben. Die Gallertmasse floß darüber hinweg, und ich hoffe, daß es den Menschen darin gelang, dem Ungeheuer zu

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