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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Augen funkelten. Das konnte kein Trugbild sein.
    »Gib mir das Buch«, sagte er.
    Mein Herz machte vor Erleichterung einen Sprung. Sofort streckten wir ihm das Buch der Leere entgegen. Kaum hatten sich meine Finger von seinem Einband gelöst, da spürte ich, wie meine Kraft zurückkehrte.
    Der Maure machte eine Handbewegung. Seine vier Gefährten nahmen jeder drei der Vergessenen Bücher aus dem Pilotenkoffer. Der Bibliothekar lag noch immer bewusstlos am Boden.
    »Was ist mit ihm?«, fragte ich.
    »Um ihn kümmern wir uns später«, erwiderte der Maure. »Jetzt gilt es, die Prophezeiung zu erfüllen. Berührt mich, solange ich das Buch der Leere halte.«
    Die Prophezeiung? Was für eine Prophezeiung? War etwa auch unsere Begegnung mit den Schatten schon vor langer Zeit festgelegt worden? Ich fühlte mich nicht zum ersten Mal wie ein kleines Rädchen im Getriebe einer großen Maschine, von der ich nichts verstand.
    »Was müssen wir tun?«, keuchte ich, während Larissa und ich neben dem Mauren aus dem Schutz des Hauses traten und zum Rand des Amphitheaters gingen. Jeder von uns hatte einen Arm von ihm gefasst.
    Erneut klang ein dröhnendes Heulen durch die Luft. Im Gegensatz zu vorher glaubte ich aber jetzt in dem ohrenbetäubenden Lärm etwas herauszuhören, was mir zuvor nicht aufgefallen war: Angst.
    »Ich kann euch nichts raten«, sagte er und begann, die Stufen zur Arena herabzusteigen. »Es gibt keine Regeln. Die Bücher entscheiden selbst, ob und wie sie ihre Macht zeigen. Ihr müsst dem Willen der Bücher folgen, dann werdet ihr wissen, was das Richtige ist.«
    Wenn mich diese Auskunft beruhigen sollte, so verfehlte sie ihr Ziel völlig. Seit dem Anfang unserer Reise steuerten wir auf diesen Moment zu. Und jeder, den wir danach fragten, was wir tun sollten, wenn wir den Schatten schließlich gegenüberstanden, antwortete uns in nebulösen Floskeln.
    Das konnte nur zweierlei bedeuten: Entweder wusste niemand, wie man die Schatten wirklich besiegen konnte. Oder das Ergebnis dieser Konfrontation war so schrecklich, dass man es uns verheimlichen wollte.
    Mussten wir sterben, um die Schatten zu besiegen?
    Ich schüttelte den Kopf, um die dunklen Gedanken zu vertreiben. Jetzt war es ohnehin zu spät, daran noch etwas zu ändern. Wir waren dazu verdammt, die Sache zu Ende zu führen, so oder so. Fast wünschte ich mir, mit Larissas Eltern tauschen zu können. Der Stein, auf dem sie gefesselt lagen, schien mir im Augenblick der sicherste Ort hier unten zu sein. Doch sofort schämte ich mich, überhaupt so etwas zu denken. Die beiden litten wahrscheinlich mehr als wir, weil sie wussten, dass ihre Tochter in höchster Gefahr schwebte und sie ihr nicht beistehen konnten.
    Während wir uns den Kreaturen näherten, veränderten sie erneut ihre Gestalt. Jetzt standen sieben Kinder vor uns, Jungen und Mädchen, keiner von ihnen älter als fünf oder sechs Jahre. Aus dem Geheul war ein herzzerreißendes Schluchzen geworden.
    Der Maure hielt an. »Den Rest des Weges müsst ihr ohne mich gehen«, sagte er und streckte uns das Buch der Leere hin.
    Widerwillig nahm ich das Buch in die Hand. Larissa fasste ebenfalls zu. Sofort spürte ich, wie meine Kräfte erneut nachließen und alle Energie aus meinem Körper schwand. Das würden wir nicht lange durchhalten.
    Die vier Zeitlosen gingen an uns vorbei die Treppe herab. Jeder von ihnen trug drei der Vergessenen Bücher. Wir folgten ihnen.
    Die Luft schien mit jeder Stufe dicker zu werden. Es war, als wollte eine unsichtbare Kraft uns am Vorankommen hindern. Wir stemmten uns dagegen und kämpften uns Stufe um Stufe nach unten vor. Auch unsere Helfer spürten offenbar den Widerstand. Ihre Gesichter waren von der Anstrengung verzerrt.
    Schließlich erreichten sie die Arena. McGonagall war der Erste, der zu Boden ging. Er fiel auf die Knie, ließ die Bücher aber nicht los. Dann erwischte es Pomet. Einer nach dem anderen kamen sie zum Stehen und sackten auf die Erde.
    Mit letzter Kraft schoben sie die Vergessenen Bücher zwischen sich zusammen.
    Auch ich hätte mich am liebsten fallen lassen. Eine ungeheure Müdigkeit durchströmte mich. Ich warf Larissa einen Blick zu. Sie war genauso erschöpft wie ich.
    Wir machten einen Schritt.
    Und noch einen.
    Und dann gaben auch unsere Knie nach und wir sanken auf den festgestampften Sand der Arena.
    Sollte das unser Ende sein? Was würde nun geschehen? Wir waren der Aufforderung des Mauren gefolgt, ohne zu wissen, was genau wir tun sollten.

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