03 Die Auserwählten - In der Todeszone
wie sein Hemd. »Hast du sie nicht mehr alle oder was?«
Der Wutanfall des Rothemds überrumpelte Thomas. »Ich … äh, es tut mir leid. Ich wusste wirklich nicht, was los ist.«
Der infizierte Mann hatte sich auf dem Boden zusammengerollt und schluchzte vor sich hin. Rothemd trat endlich einen Schritt zurück und sah Thomas finster an. »Du wusstest nicht … Sag mal, wo kommst du denn her? Vom Mond?«
Jetzt wünschte Thomas sich wirklich , er wäre weggerannt. »Ich … ich heiße Thomas. Ich bin niemand. Ich bin nur …« Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte, wie er sich erklären sollte. »Ich komme nicht von hier. Es tut mir leid.«
Bei den Worten richtete Rothemd die Waffe auf ihn. »Setzen. Setz dich da hin.« Aus dem Handgelenk machte er eine Bewegung mit der Pistole in Richtung eines Stuhls.
»Warten Sie! Ich bin immun, ich schwör’s!« Thomas schlug das Herz hoch bis in den Hals. »Deswegen bin ich auch –«
»Park deinen Arsch da! Keine Widerrede!«
Thomas’ Knie wurden weich wie Gummi, und er ließ sich auf den Stuhl fallen. Er warf einen Blick in Richtung der Tür und konnte gleich wieder etwas freier atmen, als er Minho dort stehen sah, direkt hinter ihm Brenda und Jorge. Aber Thomas wollte auf keinen Fall, dass seine Freunde auch noch mit hineingezogen und womöglich verletzt wurden. Er schüttelte schnell den Kopf, als Zeichen, dass sie sich heraushalten sollten.
Rothemd interessierte sich nicht für die Leute an der Tür, sondern einzig und allein für Thomas. »Na, wenn du ein so hundertprozentiger Muni bist, dann wirst du ja sicher nichts dagegen haben, dass ich dich teste, hm?«
»Kein Problem.« Die Vorstellung war eine Erleichterung – vielleicht würde ihn der unheimliche Mann gehen lassen, sobald er sah, dass Thomas die Wahrheit sagte. »Nur zu. Machen Sie ruhig.«
Rothemd steckte die Pistole in den Halfter, ging auf Thomas zu und beugte sich vor, um ihm das Gerät aufs Gesicht zu setzen.
»Schau hinein, Augen nicht schließen«, sagte er. »Es dauert nur ein paar Sekunden.«
Thomas tat wie befohlen, weil er es so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Er sah dieselben bunten Lichtblitze wie beim Test am Stadttor, verspürte denselben Luftstoß und Pikser im Nacken.
Rothemd nahm die Apparatur wieder an sich und überprüfte die Anzeige auf einem kleinen Display. »Na, wer sagt’s denn. Du bist tatsächlich ein beschissener kleiner Muni. Vielleicht würdest du ja die Freundlichkeit haben und mir erklären, wie es sein kann, dass du in Denver wohnst und nicht weißt, was der Segen ist und wie man einen Drogi erkennt?«
»Ich arbeite für ANGST.« Schon war es heraus, bevor er richtig über die Sache nachgedacht hatte. Er wollte nur noch weg.
»Den Mist glaube ich genauso wenig, wie ich glaube, dass die Drogenprobleme von dem Kerl hier nichts mit Dem Brand zu tun haben. Du bleibst schön auf deinem Allerwertesten sitzen, oder ich schieße.«
Thomas schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. Er hatte nicht so sehr Angst, sondern vielmehr einen Riesenzorn auf sich selbst, dass er sich in eine solch absurde Situation hineinmanövriert hatte. »Okay«, sagte er.
Aber Rothemd hatte sich schon umgedreht – seine Verstärkung war eingetroffen: vier von Kopf bis Fuß in dickes, grünes Plastikmaterial verpackte Personen, nur die Gesichter guckten heraus. Vor den Augen hatten sie eine dicke Sicherheitsbrille und vor Mund und Nase eine Metallmaske wie das Rothemd. Bilder blitzten vor Thomas’ innerem Auge auf. Erinnerungen daran, wie er im Berk aus der Brandwüste weggeschafft worden war, nachdem sich seine Schusswunde entzündet hatte. Alle im Gleiter hatten dieselbe Schutzkleidung getragen wie diese vier Personen.
»Na, so was«, sagte einer von ihnen, ebenfalls mit mechanisch klingender Stimme. »Du hast gleich zwei geschnappt?«
»Nee, ich hab mir einen Muni mit abgegriffen«, antwortete Rothemd. »Ich glaube, er bleibt noch ein bisschen und guckt sich die Show an.«
»Ein Muni?« Der Grüngekleidete klang, als könne er das nicht glauben.
»Genau. Ein Muni . Ist einfach auf seinem Arsch hocken geblieben, als alle andern die Fliege gemacht haben, und will glotzen. Außerdem hatte er den Verdacht, dass unser zukünftiger Crank hier auf dem Segen war, hat aber keinen Piep gesagt, sondern einfach weiter seinen Kaffee geschlürft, als wär nichts gewesen.«
Alle starrten Thomas an, der sprachlos dasaß. Er zuckte nur die Achseln.
Rothemd trat
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