03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Gefühl, Sie genießen das richtig.«
Janson schüttelte den Kopf. »Ich tue nur meine Arbeit, Thomas. Ich will die Heilung mehr als alle anderen. Außer dir vielleicht, bevor wir dein Gedächtnis blockierten.«
»Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte Thomas.
»Ich hoffe wirklich sehr, dass du zu uns zurückkommen wirst«, entgegnete Janson. »Dir wird die Chance gegeben, große Dinge zu tun. Unsere kleinen Meinungsverschiedenheiten tun mir leid. Aber du musst dich beeilen, Thomas. Die Zeit wird knapp.«
»Ich denke drüber nach.« Thomas zwang sich, es noch einmal zu sagen. Ihm wurde übel bei dem Gedanken, dass er gute Miene zu diesem bösen Spiel machen musste, aber ihm fiel sonst nichts ein, womit er Zeit schinden konnte. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass er genauso enden würde wie Rothemd, wenn er Janson nicht besänftigte – erschossen von der Polizeimaschine, die wenige Schritte vor ihm in der Luft stand.
Janson lächelte. »Mehr kann ich nicht verlangen. Dann hoffentlich bis bald hier bei uns.«
Der Bildschirm wurde schwarz, das Paneel schloss sich wieder, dann stieg die Polizeimaschine ein paar Meter hoch und flog davon, wobei das Brummen langsam leiser wurde. Thomas sah ihr hinterher, bis sie um die Ecke verschwunden war. Dann fiel sein Blick auf den Toten. Schnell sah er weg – er konnte den Anblick nicht ertragen.
»Da ist er ja!«
Thomas sah Minho auf sich zurennen, Brenda und Jorge im Schlepptau. Thomas hatte sich noch nie so gefreut, jemanden zu sehen.
Minho legte eine Vollbremsung hin, als er Rothemd tot am Boden erblickte. »Heiliger … was ist denn mit dem passiert?« Er wandte Thomas seine Aufmerksamkeit zu. »Und du? Bist du verletzt? Hast du den so fertiggemacht?«
Das absurde Bedürfnis zu lachen überkam Thomas. »Ja, ich habe mein Maschinengewehr gezückt und Kleinholz aus ihm gemacht.«
Minho wirkte gar nicht amüsiert und wollte gerade eine sarkastische Bemerkung ablassen, aber Brenda kam ihm zuvor.
»Wer hat ihn umgebracht?«
Thomas zeigte nach oben. »Eine Polizeimaschine. Kam angeflogen, hat ihn erschossen, in der nächsten Sekunde erscheint Rattenmann auf einem Bildschirm. Wollte mich davon überzeugen, dass ich zu ANGST zurückkehren muss.«
Minho erwiderte: »Alter, ich glaube, du –«
»Mensch, lass mich in Ruhe!«, schrie Thomas. »Natürlich würde ich niemals zurückgehen, aber vielleicht hilft es uns irgendwann noch, dass die mich so schrecklich dringend brauchen. Aber jetzt müssen wir uns um Newt kümmern. Janson meint, bei Newt würde Der Brand wesentlich schneller fortschreiten als bei anderen. Wir müssen nach ihm sehen.«
»Das hat er wirklich gesagt?«
»Ja.« Thomas fühlte sich mies, weil er seinen Freund angeschrien hatte. »Und das kaufe ich ihm ausnahmsweise mal ab. Ihr habt ja selbst gesehen, wie Newt drauf war.«
Minho blickte Thomas todunglücklich an. Er hatte zwei Jahre länger im Labyrinth mit Newt zusammengelebt als Thomas. Viel mehr Zeit, um enge Freunde zu werden.
»Wir müssen sofort nachsehen, wie es ihm geht«, wiederholte Thomas. »Ob wir etwas für ihn tun können.«
Minho nickte nur und wandte das Gesicht ab. Wieder war Thomas versucht, Newts Notiz aus der Tasche zu ziehen und auf der Stelle zu lesen, aber er hatte versprochen, dass er warten würde, bis er ganz sicher war, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war.
»Es wird spät, Leute«, drängte Brenda. »Nachts darf niemand die Stadt verlassen oder betreten – tagsüber ist es schon schwierig genug, die Kontrolle über die Stadttore zu behalten.«
Allmählich wurde es dunkler und der Himmel hinter den Hochhäusern verfärbte sich orange.
Jorge, der bisher geschwiegen hatte, sagte jetzt: »Zu Newt zu kommen ist ja nun wirklich das kleinste Problem. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht, muchachos .«
»Wie, was meinst du?«, fragte Thomas.
»Es scheint, als wären in der letzten halben Stunde alle Leute verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt, und die paar, die noch unterwegs sind, sehen schwer verdächtig aus.«
»Na ja, nach dem Vorfall im Café haben sich natürlich alle aus dem Staub gemacht«, erinnerte Brenda ihn.
Jorge zuckte die Achseln. »Ich hab so ein Gefühl. Ich weiß auch nicht, aber diese Stadt ist mir nicht geheuer, hermana . Als ob sie lebendig wäre und gleich irgendwas richtig Perverses auf uns loslassen wird.«
Eiskalt kroch es Thomas den Rücken hinauf; er dachte an Newt. »Können wir uns bitte auf der Stelle hier verpissen?
Weitere Kostenlose Bücher