03 Die Auserwählten - In der Todeszone
darf heute Nacht im Bett schlafen, damit das klar ist.«
Und damit rannten sie um die Ecke zur Unterkunft und verschanzten sich in ihrem Zimmer. Thomas brauchte ewig, bis er einschlafen konnte, weil er endlos darüber nachgrübelte, wer ihr Verfolger sein mochte. Doch gleichgültig, welche verschlungenen Pfade seine Gedanken einschlugen, sie kamen immer wieder zurück zu Teresa und den anderen. Wo steckten sie bloß? Konnte das Teresa gewesen sein, die ihnen auf der Straße hinterherspioniert hatte? Oder vielleicht Gally und der Rechte Arm?
Und dass sie keine andere Wahl hatten, als die ganze Nacht abzuwarten, bevor sie nach Newt sehen konnten, war ebenfalls kaum auszuhalten. Was, wenn ihm etwas zugestoßen war?
Endlich kam er zur Ruhe und schlief ein.
Am nächsten Morgen war Thomas überrascht, wie erholt er sich fühlte. Es schien ihm, als hätte er sich die ganze Nacht herumgewälzt, aber irgendwann musste er doch in tiefen Schlaf gesunken sein. Nach einer langen, heißen Dusche und einem Frühstückssnack aus einem Automaten war er bereit sich dem Tag zu stellen.
Er und die anderen verließen das Motel gegen acht Uhr morgens; sie fragten sich, was ihnen auf dem Weg durch die Stadt begegnen würde. Hier und da waren ein paar Leute zu sehen, aber viel weniger, als noch am Vortag zu den Stoßzeiten unterwegs gewesen waren. Auch die seltsamen Geräusche, die sie am Abend zuvor gehört hatten, wiederholten sich nicht.
»Hier ist irgendwas faul, das sag ich euch«, meinte Jorge, während sie auf der Suche nach einem Taxi die Straße entlanggingen.
Die wenigen Fußgänger, die ihnen begegneten, blickten nicht auf – alle eilten mit eingezogenen Köpfen an ihnen vorbei. Sie hielten dabei ihren Mundschutz fest ans Gesicht gepresst, als hätten sie Angst, er könnte von einem plötzlichen Windstoß weggerissen werden. Ihre Schritte wirkten gehetzt und hektisch. Sie sprangen fast zur Seite, wenn jemand zu nah an ihnen vorbeiging. Eine Frau studierte ein Plakat über Den Brand, wie Thomas es am Tag zuvor auch getan hatte, als er von dem Rothemd entführt worden war. Die dunkel erahnte Erinnerung kam ihm wieder in den Sinn, die er einfach nicht zu fassen bekam – es würde ihn noch in den Wahnsinn treiben.
»Machen wir, dass wir zu dem beklonkten Flughafen kommen«, brummte Minho. »Ich find’s gruselig hier.«
»Lasst uns da lang gehen«, sagte Brenda. »Bei den Bürogebäuden da muss es Taxis geben.«
Sie überquerten die Straße und bogen in eine Nebenstraße ein, die auf der einen Seite von einem verlassenen Grundstück und auf der anderen von einem alten, verfallenen Gebäude gesäumt wurde.
Minho flüsterte Thomas zu: »Ich dreh bald durch, Alter. Ich habe wirklich Schiss davor, wie Newt drauf sein wird.«
Davor hatte Thomas auch Angst, aber er überspielte es. »Mach dir keine Sorgen. Ihm geht’s bestimmt noch ganz gut.«
»Wer’s glaubt, wird selig. Und die Heilung für Den Brand wird dir jede Sekunde aus dem Hintern kriechen.«
»Warum nicht? Könnte nur etwas streng duften.« Sein Freund schien das nicht sonderlich lustig zu finden. »Hör zu. Erst müssen wir zu ihm, dann sehen wir weiter.« Thomas hasste es, so unsensibel zu klingen, aber Panik zu schieben brachte sie nicht weiter.
»Na, danke für die aufmunternden Worte.«
Auf dem verlassenen, komplett von Unkraut überwucherten Grundstück zu ihrer Rechten waren Überreste eines alten Backsteingebäudes zu sehen. In der Mitte stand ein großes Stück Mauer, und als sie daran vorbeigingen, bemerkte Thomas, dass sich dahinter etwas bewegte. Er hielt an und gab Minho ein Zeichen, still zu sein, bevor der fragen konnte, was los war.
Brenda und Jorge blieben ebenfalls wie angewurzelt stehen. Thomas deutete auf das, was er gesehen hatte, und versuchte einen besseren Blick darauf zu erhaschen.
Ein Mann mit nacktem Oberkörper hockte da mit dem Rücken zu ihnen. Er grub mit den Händen, als würde er etwas im Schlamm suchen. Seine Schultern waren mit seltsam geformten Kratzern übersät, und mitten auf dem Rücken hatte er eine lange Schürfwunde. Seine Bewegungen haben etwas Abgehacktes und … Verzweifeltes an sich, dachte Thomas. Seine Ellbogen schnellten ruckartig nach oben, als würde er etwas aus dem Boden reißen. Das Gras war so hoch, dass Thomas nicht sehen konnte, womit der Mann so hektisch beschäftigt war.
Brenda flüsterte hinter ihnen: »Lasst uns weitergehen.«
»Der Typ ist krank«, flüsterte Minho zurück. »Warum lässt
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