03 - Feuer der Liebe
geleert hatte. »Das verdanken Sie unter
anderem der Herzogin. Das Mädchen ist goldrichtig, das sage ich Ihnen.«
Noch einmal öffnete sich die Tür und
plötzlich schlug Gabby das Herz bis zum Hals. Hier war sie nun, geplagt von
unzähligen Sorgen, und dennoch konnte sie nur an Quills hungrige Küsse denken,
an sein tiefes Knurren, als sie ... Sie tat einen tiefen Atemzug.
Aber es war Peter, der den Salon
betrat, nicht Quill. Gabby konnte ihm kaum in die Augen blicken. Was würde
Peter von ihr denken, wenn er wüsste, was sie mit seinem Bruder getan hatte?
Sie hatte vor, ihm den Laufpass zu geben. Sie würde ihn vor der gesamten
eleganten Gesellschaft blamieren, denn schließlich hatte er sie am Abend zuvor
all seinen Freunden als seine Verlobte vorgestellt.
Sie wäre vor Verlegenheit am
liebsten gestorben. Aber noch größer war der Wunsch, sich in Quills
leidenschaftliche, starke Arme zu schmiegen und sich in Erinnerung zu rufen,
warum sie so etwas Undamenhaftes und Skandalöses tat, wie den Bruder ihres
Verlobten zu heiraten.
Der Gedanke ließ sie erneut erbeben.
Im Grunde hatte sie, verfolgt von all diesen Erinnerungen, bereits den ganzen
Morgen in einer Art Fiebertaumel verbracht und langsam erfasste sie eine
leichte Gereiztheit.
Als die Familie zum Mittagessen
Platz nahm, betrat Quill das Speisezimmer; deshalb nahm Gabby an, dass er noch
nicht mit Peter gesprochen hatte. Doch als das Essen halb vorüber war, änderte
sie ihre Meinung, denn zwischen den Brüdern herrschte eine unübersehbare
Spannung.
Man unterhielt sich über ein großes
Feuer, das eine Brauerei und eine Schänke in der Argyle Street zerstört hatte.
Es war angeblich von einem wütenden Gast gelegt worden, dem man eine
Fleischpastete verwehrt hatte.
»An der Geschichte sind zwei Dinge
fragwürdig«, sagte Gabby. »Erstens ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine
Schänke einem Gast eine Fleischpastete verweigert, und zweitens, selbst wenn
dem so wäre, warum sollte der Gast deshalb das Haus niederbrennen? Warum hat er
sich nicht einfach anderswo eine Fleischpastete gekauft?«
Quill betrachtete sie weitaus
inniger, als es für ein schlichtes, logisches Argument angemessen war. Gabby
ermahnte ihn mit einem strengen Blick, sich mit seinen Gefühlsbekundungen zurückzuhalten.
Peter verteidigte indessen standhaft
seine Version der Geschichte. »Offensichtlich handelte es sich um die letzte
Fleischpastete, und der Wirt hatte versprochen, sie für den Nachtwächter aufzuheben,
oder besser gesagt, für die Ehefrau des Nachtwächters.« Er lächelte Gabby an.
»Wir sollten nicht zu streng sein, wenn man bedenkt, dass die Pastete für eine
schöne Frau bestimmt war«, sagte er, seine Argumente übertrieben abwägend.
Quill schnaubte verächtlich. »Troja
ist wegen der Liebe einer schönen Frau niedergebrannt. Willst du damit sagen,
dass der Untergang Londons gerechtfertigt wäre, wenn sich dahinter der Appetit
der Gattin eines Nachtwächters verbirgt?«
»Der Wirt sollte dafür gelobt
werden, dass er sein Versprechen gegenüber einer Dame wichtiger nahm als
wirtschaftliche Gedanken an Planken und Mörtel.«
Als Gabby das spöttische Lächeln
sah, mit dem Quill auf diese Antwort reagierte, beschlich sie der Verdacht,
dass die Unterhaltung zu einem Familienstreit geführt hätte, wenn Codswallop
nicht mit dem nächsten Gang hereingekommen wäre.
Nach dem Essen verschwand Quill,
bevor sie ihn fragen konnte, und erst gegen fünf Uhr schlenderte er — jawohl,
er schlenderte— in den Salon und fragte Gabby, ob sie mit ihm eine
Ausfahrt in den Hyde Park unternehmen wollte. Es kostete sie unendliche
Selbstbeherrschung, ihn nicht vor Verärgerung laut anzuschreien.
Stattdessen beantwortete sie seine
Frage mit einem erstickten Ja und ging in ihr Zimmer, um sich umzukleiden.
Quill blickte seiner Verlobten
neugierig hinterher. Wirkte sie etwa ein wenig gereizt? Sie schien launisch zu
sein. Empfindsamkeit, so nannte man die Streitlust der Frauen.
Peter trat sofort neben ihn und
zerrte ihn ungeduldig zum Fenster, wo Lady Sylvia sie nicht hören konnte.
»Und?«, fragte er eindringlich. »Wann wirst du sie fragen?«
Quill blickte auf seinen Bruder
hinunter. »Was zum Teufel hast du mit deinen Haaren gemacht? Ist das etwa
Pomade?«
Peter hätte beinahe mit dem Fuß
aufgestampft. »Wann wirst du sie fragen? Ich dachte, du wolltest es beim
Frühstück tun? Ich habe mich den ganzen Tag nicht getraut, auch nur ein Wort
mit ihr zu reden. Ich bin sicher,
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