03 - Feuer der Liebe
sie sich mit
ihm auf dem Teppich herumgewälzt hatte? »Wir waren uns doch einig, dass wir
heiraten werden«, sagte sie steif.
»Ich dachte, wir sollten ein wenig vernünftiger
über die Angelegenheit sprechen«, erwiderte Quill diplomatisch und lenkte die
Karriole in den Hyde Park.
Unbändige Wut stieg in ihr hoch.
Erst hatte er sich mit ihr auf dem Teppich herumgewälzt und nun wollte er
kneifen! Sie war kein Dummkopf. Er wollte sich drücken. Vielleicht hatte ihm
der Vorfall vor dem Kamin klar gemacht, dass er keine beschädigte Ware wollte,
wie Lady Sylvia es ausdrückte. Nun, sie würde es ihm nicht leicht machen. Es
gelang ihr, mit ruhiger Stimme zu antworten.
»Gut. Was genau würdest du gern
besprechen?«
»Ich finde, ich sollte klarstellen,
was für einen Gatten ich abgeben werde«, erwiderte Quill.
Jetzt kam es; er würde sagen, dass
sie einen besseren Mann verdiente und es daher zu ihrem Besten war, wenn er die
Verlobung löste. Sie hasste nichts mehr als Feigheit.
»Sprich weiter.« Schließlich hatte
sie ihm keinen Antrag gemacht. Sie wäre durchaus glücklich gewesen, Peter zu
heiraten. Und das werde ich auch tun, beschloss Gabby zornig.
»Ein echter Gentleman beschäftigt sich
nicht mit den Dingen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe«, sagte Quill. »Ich
habe mein Geld in zahlreiche englische Firmen investiert, was zum Beispiel
meinem Vater völlig verhasst ist.«
Gabby spürte einen Anflug von
Triumph. Damit konnte er sich nicht herausreden! »Mein Vater verbringt
seine Zeit damit, Güter in die Niederlande und nach China zu exportieren«,
sagte sie kühl. »Ich wurde nicht mit der Überzeugung großgezogen, dass ein
Gentleman den ganzen Tag damit zubringen sollte, herumzubummeln und darauf zu
warten, dass ihm die nächste Mahlzeit in den Mund fliegt.«
Quill schwieg einen Moment. Er hatte
sich den ganzen Tag vorgehalten, dass es notwendig war, Gabby die volle
Wahrheit über die körperlichen Folgen seines Reitunfalls zu sagen. Um es klar
zu sagen: Er musste ihr von seinen postkoitalen Kopfschmerzen erzählen.
»Ich würde gern offen über die
Folgen meines Unfalls sprechen, den ich vor sechs Jahren hatte«, sagte Quill.
Nun, da er das besagte Thema angeschnitten hatte, widerstrebte es ihm ungemein,
den wahren Grund zuzugeben, warum er seinen Antrag zurücknehmen wollte. »Dr.
Trankelstein ist der Meinung, dass ich den Rest meines Lebens humpeln werde.
Zum Beispiel, wenn ich müde bin. Ich kann nicht tanzen und es gibt andere
Einschränkungen ...«
Gabby richtete ihre wunderschönen
Augen auf ihn. Schockiert stellte er fest, dass sie vor Zorn sprühten. Das
konnte doch nicht sein.
»Dein Humpeln interessiert mich
nicht, Quill.«
Er wollte etwas sagen, aber sie fiel
ihm ins Wort. »Und das gilt auch für die anderen körperlichen Gebrechen, die
dein Unfall verursacht hat.« So! Das dürfte ihm den Mund stopfen, schoss es
Gabby durch den Kopf. Aber der hartnäckige Kerl fuhr fort. Er hat es sich seit
heute Morgen tatsächlich anders überlegt, dachte sie gekränkt.
»Ich halte es für meine Pflicht,
dich davor zu warnen, dass ...«
Aber Gabby fiel ihm erneut ins Wort.
»Du brauchst nicht weiterzureden«, sagte sie leichthin. »Du hast offensichtlich
beschlossen, mich ... abzuservieren, und ich würde lieber nicht weiter darüber
sprechen. Schließlich ist die Situation bereits peinlich genug. Zurzeit habe
ich zwei Verlobte, und ich werde sehr glücklich sein, Peter zu heiraten.« Sie
hätte sich beinah die Hände abgeklopft, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen,
aber stattdessen verschränkte sie die Finger ineinander. Seine Miene hatte sich
während ihrer kleinen Ansprache verdunkelt und ihr Herz tat einen Satz.
»Willst du etwa andeuten, dass ich
diese Verlobung lösen möchte?«
Gabby nickte.
»So etwas würde ich niemals tun«, sagte
er bedrohlich.
Plötzlich erkannte Gabby, dass sie
einen Fehler begangen hatte. Wieder einmal hatte sie den englischen Sinn für
Anstand beleidigt. Sie hatte Quill beleidigt, indem sie ihm unterstellte, dass
er die Verlobung lösen wollte. Ein Gentleman ließ eine Dame niemals sitzen — er
zwang sie stattdessen, die Verlobung selbst zu lösen.
Sie legte ihm eine behandschuhte
Hand auf den Arm. »Quill, wir sind Freunde und könnten doch ehrlich miteinander
reden, oder?«
Quill starrte sie verwundert an. Er
wollte nicht, dass sie offen sprach. Nicht, solange sie weiter diesen Unsinn
über zwei Verlobte von sich gab und behauptete, dass es ihr
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