03 - Feuer der Liebe
»Sie haben nichts zu befürchten, Lady Sylvia. Es wäre mir jedoch
lieber, wenn Sie es unterließen, die Ehre meiner Verlobten in Frage zu
stellen.«
»Ach ja?« Sie musterte Gabby mit
gerunzelter Stirn. »Miss Jerningham, ich habe Ihnen doch eindeutig untersagt,
mit einem Mann allein zu sein, egal, mit wem. Ihr Kleid ist zerknittert und auf
dem Teppich vor dem Kamin liegen Haarnadeln. Wenn ihr zwei euch nicht auf dem
Boden herumgewälzt habt, dann soll mich der Teufel holen!«
Gabby hätte nie geglaubt, dass sie
je eine solche Verlegenheit empfinden könnte. Aber Quill ergriff das Wort,
bevor sie sich verteidigen konnte.
Sein Blick war vor Zorn eiskalt.
»Ich wälze mich mit meiner Verlobten herum, wo es mir verdammt noch mal passt!«
Lady Sylvia richtete sich abrupt
auf. »Gabrielle ist keine Bauernmagd, und solange ich ihre Anstandsdame bin,
kommt ein solches Verhalten nicht in Frage. Wir werden sehen, was dein Vater
dazu zu sagen hat.«
Schweigen senkte sich über sie, weil
allen dreien einfiel, dass Viscount Dewland nach seinem Schlaganfall nicht mehr
in der Lage war, etwas zu sagen.
»Ich nehme an, der arme Thurlow kann
sich nicht beschweren«, sagte Lady Sylvia schließlich. »Aber ein Sechsmonatskind
wird ihm nicht gefallen. Und mir übrigens auch nicht. Ich bin hier, um solche
Dinge zu unterbinden.«
Gabby stürzte nach vorn und nahm
Lady Sylvias Hand. »Bitte, Lady Sylvia, verzeihen Sie mir mein Verhalten von
heute Morgen. Ich werde vor der Hochzeit keine Minute mehr allein mit Erskine
verbringen, das verspreche ich Ihnen. Und ... ich bin keine beschädigte Ware!«,
endete sie hastig.
Lady Sylvia lächelte widerstrebend.
»Das dachte ich mir schon«, räumte sie ein. »Erskine mag ja ein Heißsporn sein,
aber er ist kein Wüstling.«
»Ich hätte nicht so mit Ihnen reden
sollen«, entschuldigte sich Quill. »Bitte verzeihen Sie mir, Lady Sylvia.«
Sie zuckte die Achseln. »Du trägst
dein Herz ja immer auf der Zunge, also hätte ich mit deinen offenen Worten rechnen
müssen. Ich vermute, du willst die Hochzeit in der kommenden Woche feiern?«
Quill hatte eigentlich vorgehabt,
eine dreimonatige Verlobungszeit einzuhalten, wie Peter es am Abend
vorgeschlagen hatte. Aber er machte sich über die Ursache seiner Gereiztheit
keine Illusionen. Jeder Zentimeter seines Körpers befahl ihm, sich noch einmal
mit Gabby auf dem Teppich vor dem Kamin herumzuwälzen. Und er wollte genauso
wenig ein Sechsmonatskind wie sein Vater.
»Auf gar keinen Fall«, erwiderte er
steif. »Gabby und ich werden unsere Verlobung offiziell bekannt geben und bis
zur Trauung eine angemessene Zeitspanne verstreichen lassen. Vielleicht einen
Monat«, fügte er hinzu.
Lady Sylvia lachte. »Es hat dich ja
wirklich schlimm erwischt, Erskine. Nicht, dass mir das missfällt. Mein Lionel
hatte es auch eilig, mich ins Bett zu bekommen. Er wollte schon einen Sarg
ausmessen lassen, als mein Vater darauf bestand, sechs Monate zu warten.« Sie
machte eine kurze Pause.
»Jedenfalls haben Sie sich Ihren
neuen Bräutigam noch gerade zur rechten Zeit ausgesucht, Gabrielle. Ich
erhielt heute eine Nachricht von Kitty. Sie schreibt, dass sie nach London
kommt, und ich vermute, sie möchte Peter schnell vermählt sehen. Du wirst
deinen Bruder informieren müssen, dass er seine Erbin verloren hat, Erskine.«
Lady Sylvia nahm ihren Retikül und ihren Fächer. »Gabrielle, bitte kommen Sie
mit. Jemand muss sich sofort um Ihr Haar kümmern, und dann schlage ich vor,
dass Sie sich in der nächsten Stunde ein wenig ausruhen und sammeln. Nun, da
Sie nicht nur in die Gesellschaft eingeführt wurden, sondern bereits Ihren
ersten Skandal verursacht haben, werden wir heute Morgen bestimmt eine Flut von
Besuchern empfangen müssen.«
Gabby verließ gehorsam den Raum und
ließ einen frustrierten Verlobten und siebzehn mit Perlen verzierte Haarnadeln
zurück.
Lady Sylvia blieb in der Tür ihres
Schlafzimmers stehen. »Ich bin wohl doch keine so schlechte Anstandsdame«,
sagte sie plötzlich. »Ich habe genau gesehen, dass Sie und Erskine viel besser
zusammenpassen.«
Gabby errötete. »Es tut mir wegen
heute Morgen wirklich Leid. Ich hätte Quills Arbeitszimmer nicht allein
aufsuchen sollen.«
»Es gibt Zeiten, in denen eine
Anstandsdame anwesend sein sollte«, erwiderte Lady Slyvia. »Bei Heiratsanträgen
haben sie nichts zu suchen. Sieht so aus, als hätte Erskine seine Sache auch
ganz gut hinbekommen.«
Gabby musste lächeln, als sie den
schelmischen
Weitere Kostenlose Bücher