03 - Feuer der Liebe
egal sei, wen sie
heiratete. Sie hatte einen Verlobten, und zwar ihn. Und den würde sie
auch heiraten. Nachdem sein Gewissen ihn den ganzen Tag gequält hatte, war es
nun verstummt. Sie war sein.
Er schaute sie zornig an. »Gut,
sprich weiter«, fuhr er sie an.
Gabby biss sich nervös auf die
Unterlippe. Er sah sie genauso wütend an wie Peter, als sie versucht hatte, ihn
in der Öffentlichkeit zu küssen. Also ehrlich, englische Gentlemen führten
sich wirklich sehr seltsam auf.
»Ich will doch nur sagen«, sagte sie
so sachlich wie möglich, »dass du in Anbetracht unserer Freundschaft nicht so
tun musst, als wolltest du mich immer noch heiraten. Du brauchst mich nicht
dazu zu überreden, mich von dir zu trennen. Ich verstehe vollkommen.«
Ein heftiger Schmerz in ihrem Herzen
strafte diese Aussage Lügen, aber darüber würde sie später nachdenken. Nun war
es viel wichtiger, ihre Würde zu bewahren, denn sie hatte soeben einen Laufpass
bekommen. Zum Glück wusste nur Lady Sylvia von ihrer kurzen Verlobung, da sie
beschlossen hatten, mit der Bekanntmachung noch zu warten.
Die Pferde trotteten am nördlichen
Ende des Hyde Park entlang. Ohne ein Wort zu sagen, zog Quill an den Zügeln,
stellte die Bremse fest und band die Zügel am Geländer der Karriole fest.
Gabby war es inzwischen ein wenig
übel. Sie wäre am liebsten nach Hause zurückgekehrt, statt diese unselige
Unterhaltung fortzusetzen und äußerte diesen Wunsch in einem leicht quengeligen
Tonfall.
Nachdem Quill sich davon überzeugt
hatte, dass seine Wallache ruhig stehen blieben, wandte er sich Gabby zu. Bei
dieser Bewegung presste er sein muskulöses Bein an ihren Schenkel. Gabby
errötete; es war peinlich, wenn sie daran dachte, wie sie sich am Morgen an ihn
geklammert hatte. Kein Wunder, dass er die Eheschließung mit ihr noch einmal
überdacht hatte.
Als Quill nicht sofort etwas sagte,
holte Gabby tief Luft. »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gern nach
Hause zurückkehren.«
Der Verkehr im Park wurde immer
dichter, da es inzwischen auf sechs Uhr zuging und die eleganten Londoner
ausfuhren, um sich gegenseitig zu bewundern — zumindest diejenigen, die es mit
der Kälte aufnahmen. Die frostige Abendluft hatte einen appetitlichen, roten
Schimmer auf ihre Wangen gezaubert.
Es war ihm sehr wohl aufgefallen,
dass sie sich begeistert auf die Chance gestürzt hatte, die Verlobung zu lösen.
Aber das würde er ihr nicht durchgehen lassen. Er war an Rückschläge gewöhnt,
im Geschäftsleben kam so etwas häufig vor. Gewöhnlich verstärkten sie sogar
seinen Entschluss, etwas zu bekommen, das er haben wollte. Es bestand jedoch
kein Grund, ihrer Reputation noch mehr zu schaden, indem er sie in aller
Öffentlichkeit auf seinen Schoß zog und küsste, bis sie ihn anflehte, sie zu
heiraten.
Das konnte bis zum Abend warten.
Ohne ein weiteres Wort löste er die
Zügel und die Bremse und lenkte die Pferde geschickt zurück auf den Weg.
Gabby schluckte schwer. Einen Augenblick
hatte sie geglaubt, Quill wäre zornig genug, sie zu küssen. Aber er hatte sich
wohl gefangen und daran erinnert, dass er sein Ziel erreicht hatte: Er
war wieder ein freier Mann. Sie starrte auf die wippenden Ohren der Pferde und
versuchte mit allen Mitteln, die Qual in ihrem Herzen zu vergessen.
Glücklicherweise hatte sie immer noch ihren ersten Verlobten. Sie war sehr
vorausschauend gewesen. Man bezahlte schließlich die Milch erst, wenn man sie
gekostet hatte. Nun, da ihr zweiter Verlobter ranzig geworden war, würde sie
keinen echten Verlust erleiden.
Aber der Kloß in ihrem Hals verriet
ihr, dass ihre Zuneigung eine irrationale — und ziemlich dumme — Wandlung
erfahren hatte. Um ehrlich zu sein wollte sie viel lieber Quill heiraten, denn
Peter war ihr völlig gleichgültig. Und um die Sache noch schlimmer zu machen
hegte sie den Verdacht, dass es Peter ebenso erging wie ihr.
Sie presste die Lippen zusammen.
Nein, du wirst nicht weinen, befahl sie sich. Mein Gott, gestern hast du noch
geglaubt, du würdest Peter lieben.
Quill warf ihr einen flüchtigen
Seitenblick zu. Seine Gabby sah seltsam verkniffen aus. Und dann erinnerte er
sich an etwas, das Peter gesagt hatte. Patrick Foakes hatte die ganze Welt von
seiner unsterblichen Liebe zu Lady Sophie überzeugt, indem er gegen sämtliche
Anstandsregeln verstieß.
Wieder hielt er die Kutsche an und
lenkte sie an die rechte Seite.
»Quill! Ich möchte sofort nach Hause
zurückkehren!«, sagte seine zukünftige
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