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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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wissen.«
    »Hmm«, sagte er nachdenklich. »Da ich nicht gefragt hätte,
    wenn ich es nicht wissen wollte, muss Ihre Antwort wohl bedeuten, dass Sie es mir nicht sagen wollen. Ist das korrekt?«
    »Mehr oder weniger«, sagte ich und stellte den Sack in den
    Besenschrank. »Ist meine Großmutter da?«
    »Ich glaube nicht.«
    obb kam etwas später herein, er las ein Übungsbuch mit dem
    Titel Persönlichkeiten für Anfänger.
    »Hallo, Thursday«, sagte er. »Ein Igel und eine Schildkröte
    haben heute nach Ihnen gefragt.«
    »Was wollten sie denn?«
    »Das haben sie nicht gesagt.«
    »Und wo ist meine Großmutter?«
    »Im Außenland. Sie hat gesagt, wir sollten mit dem Essen
    nicht auf sie warten. Sie sehen sehr müde aus; geht's Ihnen gut?«
    Es stimmte, ich war wirklich müde, aber ich war mir nicht
    ganz sicher, warum. Es war ein anstrengender Tag gewesen,
    aber vielleicht war es auch bloß das Baby, das meine Hormone
    durcheinander brachte.
    »Was gibt's denn zum Essen?« fragte ich, ließ mich auf einen
    Stuhl fallen und schloss die Augen.
    »Ich habe mit alternativen Rezepten experimentiert«, sagte
    ibb. »Es gibt Apples Benedict.«
    »Apples Benedict?« fragte ich leicht entgeistert.
    »Ja, es ist genau wie Eggs Benedict, bloß –«
    »Schon verstanden. Gibt's noch was anderes?«
    »Ja natürlich. Runkelrüben à l'Orange, Spaghetti blau und
    zum Nachtisch Anchovis-Soufflé oder Hering im Schlafrock.
    Was möchten Sie haben?«
    »Ach, gib mir Bohnen auf Toast.«
    Ich seufzte, es war genau wie bei Mutter zu Hause.

    In dieser Nacht träumte ich nicht. Landen blieb abwesend, aber
    auch … wie hieß sie doch gleich … ließ sich nicht blicken. Ich
    schlief tief und fest und ließ mich auch vom Wecker nicht
    stören. Als ich aufwachte, fühlte ich mich beschissen. Ich lag auf
    dem Rücken und atmete vorsichtig, um nicht gleich kotzen zu
    müssen. Zu allem Überfluss klopfte es laut an die Tür.
    »ibb!« kreischte ich. »Kannst du mal hingehen?«
    Keine Antwort. Es hämmerte heftig in meinem Kopf. Ich
    warf einen Blick auf die Uhr. Natürlich, die beiden waren längst
    in St. Tabularasa und übten witzige Kommentare oder dergleichen. Ich hievte mich aus dem Bett, hielt mich einen Augenblick an der Wand fest, um mein Gleichgewicht wiederzufinden, wickelte mich in meinen Morgenmantel, ging langsam
    nach unten und machte die Tür auf.
    Aber da war niemand. Ich wollte schon wieder zumachen, als
    eine kleine Stimme sagte: »Wir sind hier unten!«
    Es waren ein Igel und eine Schildkröte.
    »Thursday Next?« fragte der Igel.
    »Ja, die bin ich. Was kann ich für euch tun?«
    »Du kannst aufhören, deine Nase in anderer Leute Angele-genheiten zu stecken«, sagte der Igel. »Das kannst du tun.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Gefleckter Jaguar?« sagte die Schildkröte. »Rollt sich nicht,
    kann aber schwimmen? Na, klingelt's, du Klugscheißer?«
    »Oh, ihr seid wohl Kratzig-Stachlig und Sorgsam-Solide?«
    »Genau. Und dieser kleine Merkvers, den du dem Jaguar liebenswürdigerweise gemacht hast, kann uns das Leben kosten! So
    einen Spruch vergisst das blöde Katzenvieh nie.«
    Ich seufzte. Das Leben in der BuchWelt war doch viel komplizierter, als ich gedacht hatte. »Na ja«, sagte ich. »Warum lernt
    ihr nicht einfach schwimmen oder so was?«
    »Wer, ich?« sagte Kratzig-Stachlig. »Sei doch nicht albern.
    Wer hätte denn je von einem schwimmenden Igel gehört?«
    »Und du könntest lernen, dich einzurollen«, sagte ich zu der
    Schildkröte.
    »Einrollen?!« sagte Sorgsam-Solide empört. »Ich glaube, das
    möchte ich nicht, vielen Dank!«
    »Versuch es doch mal«, sagte ich. »Lockere deinen Rückenpanzer und versuch', mit den Fingern an die Zehenspitzen zu
    kommen!«
    Es entstand eine Pause. Dann sahen sich der Igel und die
    Schildkröte an und begannen zu kichern.
    »Da wird sich der gefleckte Jaguar aber wundern«, kicherten
    sie, bedankten sich und zogen davon.
    Ich schloss die Tür, warf einen Blick in den Kühlschrank und
    zuckte die Achseln. Dann setzte ich mich und aß eine große
    Portion Äpfel Benedict, ehe ich mich einer langen, entspannenden Duschorgie hingab.

    Die Korridore des Brunnens waren genauso geschäftig wie tags
    zuvor. Händler und Einkäufer wirbelten bunt durcheinander, es
    wurden Bestellungen aufgegeben und Sonderangebote marktschreierisch unter die Leute gebracht. Ab und zu sah ich neue
    Gestalten aus Büchern herausquellen und wieder darin verschwinden, je nachdem, wie es die

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