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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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gratulieren Vernham Deane
    und Lady Cavendish zur erfolgreichen Bekämpfung der Bowdlerisierer bei Chaucer.«
    Es gab ein paar aufmunternde Zurufe und Schulterklopfen
    für die beiden Agenten.
    »Es hat ein paar Schäden gegeben, aber sie haben das
    Schlimmste verhütet. In Zukunft müssen wir einfach noch
    besser aufpassen. Tagesordnungspunkt zwei.«
    Er legte sein Klemmbrett beiseite und beugte sich über sein
    Podium. »Tweed, sind Sie da?«
    Tweed winkte von der Stelle aus, wo er saß.
    »Gut«, sagte der Protokollführer. »Soviel ich weiß, haben Sie
    kürzlich einen SeitenLäufer verfolgt, der sich im Außenland
    aufhält?«
    Tweed warf mir einen Blick zu und stand auf. »Der Bursche
    heißt Yorrick Kaine. Er ist eine ziemlich große Nummer im
    Außenland – er hat seinen eigenen Zeitungsverlag und seine
    eigene politische Partei –«
    »Ja, ja«, sagte der Protokollführer ungeduldig. »Und den
    Cardenio hat er auch gestohlen, ich weiß. Aber die Frage ist: Wo
    ist er jetzt?«
    »Er ist ins Außenland geflohen, dort hab' ich seine Spur verloren«, erwiderte Tweed.
    »Der GattungsRat liebt Aktionen im Außenland gar nicht«,
    sagte der Protokollführer langsam, »es ist zu riskant. Wir wissen
    ja nicht einmal, aus welchem Buch Kaine überhaupt stammt.
    Und da er gegenwärtig nichts gegen uns unternimmt, denke
    ich, dass er einfach im Außenland bleiben kann.«
    »Aber für unsere Welt stellt Kaine eine echte Gefahr dar!«
    protestierte ich. Angesichts der politischen Pläne Kaines war
    das ein geradezu rührendes Understatement. »Außerdem hat er
    schon einmal aus der Großen Bibliothek gestohlen. Wer garantiert uns, dass er das nicht wieder tut? Haben wir nicht die
    Verpflichtung, unsere Leser vor Fiktionauten zu schützen, die
    fest entschlossen sind –«
    »Ms Next«, unterbrach mich der Protokollführer. »Ich verstehe, was Sie meinen. Aber wir werden keine Aktion im Außenland genehmigen. Es tut mir leid, aber so ist es. Kaine
    kommt ins SeitenLäufer-Register, und wir werden auf jedem
    Stock der Bibliothek Textsiebe aufstellen, für den Fall, dass er
    zurückkommt. Draußen im Außenland können Sie tun, was Sie
    wollen; aber hier in der BuchWelt werden Sie sich an die Vorschriften halten. Ist das klar?«
    Mir wäre beinahe der Kragen geplatzt, aber Miss Havisham
    fasste mich am Arm, und so hielt ich die Klappe.
    »Gut«, sagte der Protokollführer und betrachtete wieder sein
    Klemmbrett. »Tagesordnungspunkt drei. TextGrandCentral hat
    festgestellt, dass es neuerdings Versuche gibt, unberechtigt aus
    dem Außenland in die BuchWelt einzudringen. Nichts Ernstes,
    aber doch auffällig genug, um einige Störungen an der Außengrenze der Fiktion auszulösen. Miss Havisham, hatten Sie nicht
    einen Bericht über eine außenländische Firma eingereicht, die
    Möglichkeiten erforscht, in den Bereich der Fiktion vorzustoßen?«
    Das stimmte allerdings. Goliath hatte schon seit einiger Zeit
    versucht, in die BuchWelt einzudringen, dabei aber wenig
    Erfolg gehabt. Es war ihnen lediglich gelungen, einige Klumpen
    heißen Quark aus der achtbändigen Geschichte des Käses zu
    extrahieren.
    »Ja«, sagte Miss Havisham nachdenklich. »Es war die Sowieso
    Corporation.«
    »Goliath«, sagte ich. »Sie heißt Goliath Corporation.«
    »Ja, genau«, sagte Miss Havisham. »Ich habe mich ein biss-chen dort umgesehen, als ich Miss Nexts ReiseBuch zurückgeholt habe.«
    »Glauben Sie, deren Technologie kann uns gefährlich werden?« fragte der Protokollführer.
    »Nein. Ihre Technologie ist sehr rückständig. Sie haben versucht, eine unbemannte Sonde in The Listeners von Walter de la
    Mare zu schicken, aber soweit ich sehen konnte, ohne großen
    Erfolg.«
    »Okay«, sagte der Protokollführer. »Wir werden das im Auge
    behalten müssen. Wie hießen die Kerle noch mal?«
    »Goliath«, sagte ich, und er machte sich eine Notiz.
    »Tagesordnungspunkt vier. Aus dem letzten Kapitel des Ulysses ist die gesamte Interpunktion geklaut worden. Ungefähr
    fünfhundert gemischte Punkte, Kommata, Apostrophe, Doppelpunkte und Anführungszeichen.« Er machte eine Pause.
    »Haben Sie nicht daran gearbeitet, Vern?«
    »Ja, allerdings«, sagte der junge Squire, trat vor und öffnete
    sein Notizbuch. »Wir haben den Diebstahl vor zwei Tagen
    bemerkt. So viele Satzzeichen an einer Stelle zu klauen ist natürlich außerordentlich dreist, aber vielleicht dachte der Dieb, dass
    den Ulysses eh keiner liest – oder jedenfalls nicht so weit.

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