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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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als hier eine lange Rast einzulegen. Ein weiterer, etwas längerer und aufmerksamerer Blick zu dem älteren Mann ließ ihn am Ende jedoch gehorchen. Allerdings wirkte Daniel in dem breiten Sessel nicht sehr entspannt. Unverwandt fixierte er seinen Vater.
    Der wich dem vorwurfsvollen Starren entschieden aus und half seiner Frau beim Decken des Tisches. Wobei Edith still und so, dass niemand es bemerkte, die ersten Tränen seit über eineinhalb Jahren vergoss.
    Und auch Mr. Grant sen. war keineswegs so gefasst, wie es bei flüchtiger Musterung den Anschein hatte. Dieses Wiedersehen mutete zu phantastisch an, auch wenn sie bereits seit einigen Stunden gewusst hatten, dass Daniel sich auf dem Heimweg befand.
    Die Augen brannten, seine Haltung war gebeugt, der Kopf nun, wo die Folter doch eigentlich überstanden war, nach vorn geneigt. Das Ehepaar wirkte, als wäre die Anspannung der vergangenen Monate mit einem Gewaltschlag von ihnen gefallen und hätte nur die psychischen Wracks zurückgelassen, die die beiden im Grunde noch darstellten.
    Dabei war es derzeit ausnehmend wichtig, dass Doktor Grant Haltung und Stärke bewies, denn was Daniel wollte, musste der nicht erst in Worte fassen.
    Und genau davon galt es, ihn für den Moment erfolgreich abzuhalten.
    * * *
    E rst, als die Tassen auf dem Tisch standen, Gebäck sich hinzugesellt und Edith Grant auch die letzten verbotenen Tränen erfolgreich getrocknet hatte, setzten sich die Eltern zu ihrem inzwischen leicht gereizten Sohn.
    »Ich muss nur eines wissen ...«, hob der an, sobald er den Eindruck hatte, jemand sei gewillt, ihm Rede und Antwort zu stehen.
    Jonathan, der keineswegs überrascht wirkte, nickte.
    Endlich Gehör gefunden, fiel Daniel das Sprechen plötzlich unsagbar schwer. Er benötigte unzählige Anläufe, musste mehrmals schlucken und sich räuspern, bevor er auch nur einen Ton zustande brachte. Und der klang wie der eines Fremden, aber nicht wie Daniel Grant.
    »Ist sie ... hat sie auf mich ... Ich meine, ist sie noch ...« Erst jetzt brachte er es fertig, auch aufzusehen.
    Kopfschüttelnd betrachtete Mrs. Grant ihren Sohn. » Natürlich ist sie das! Hast du tatsächlich daran gezweifelt?«
    Hilflos hob er die Schultern. »Es war eine lange Zeit. Ich kann wohl kaum verlangen ...«
    » Nicht lange genug!«, wurde er energisch zurechtgewiesen.
    Daniels Erleichterung war offensichtlich. Jedenfalls in dem Teil dessen Gesichtes, den die beiden trotz Bart überhaupt ausmachen konnten.
    Geistesabwesend nahm Edith eine seiner Hände, die auf dem hellen Leinenzeug sogar noch dunkler wirkten, als sie in Wahrheit waren. Sie betrachtete die vielen kaum verheilten Kratzer, Risse und Hämatome und ihre Augen weiteten sich entsetzt, bevor sie sich fing und eilig aufsah. »Du hast an ihr gezweifelt?«
    Ehrliche, amüsierte Verblüffung suchte Daniels Blick heim, direkt darunter wohnten übrigens sehr dunkle Schatten, die sich dort sehr heimisch fühlten. Und wenn man ihn genauer musterte, erkannte man trotz des Bartes, wie hager er im Gesicht geworden war. Lachend warf er den Kopf zurück. Ein sonderbarer Laut, scharf und bellend, mit Humor nur entfernt verwandt. Es hielt auch nicht sehr lange an. »Nein, bestimmt nicht! Auf jeden Fall nicht, solange ich mich dort aufhalten musste. Ich bin nicht lebensmüde! Aber dieser Flug war verdammt lang und ich musste mit allen Eventualitäten rechnen ...«
    »Überflüssig!«, verkündete Jonathan Grant strikt.
    Für einen flüchtigen Moment versanken die Blicke von Vater und Sohn ineinander, Botschaften wurden übermittelt, die auszusprechen bedeutend mehr Zeit und Anstrengungen in Anspruch genommen hätte.
    Die Kommunikation funktionierte bestens, im nächsten Moment machte der jüngere der beiden Männer Anstalten, aufzustehen. »Es tut mir sehr leid, aber ich muss sofort ...«
    »Setz dich!«
    Sehr langsam ließ Daniel sich zurücksinken. Sein Starren wechselte unentwegt zwischen Mutter und Vater hin und her. »Was verschweigt ihr mir? Raus damit!«
    Eilig schüttelte Jonathan den Kopf. »Überhaupt nichts! Ich denke nur, dass du dir zunächst die Gelegenheit einräumen solltest, dich zu sammeln. Hals über Kopf loszustürzen dürfte die falsche Entscheidung sein. Möglicherweise würde die Überraschung etwas zu gelungen ausfallen, meinst du nicht auch?«
    Darüber schien Daniel ernsthaft nachzudenken, was seine Eltern zu einem leisen Aufatmen verleitete. Leider hatten sie sich zu früh gefreut, denn plötzlich schüttelte

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