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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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sich niemals aufhalten.
    Auch aus hart erkämpften Sekunden, werden früher oder später Minuten. Ewigkeiten sammeln sich zu Stunden. Äonen vergehen, doch am Ende werden sie immer irgendwann Tage, und es mag Unendlichkeiten benötigen, bevor es eintrifft, doch unvermeidlich werden am Ende Wochen und Monate daraus.
    Zeit …
    Sie mag auch für die Niedergeschlagenen unter uns vergehen, wenngleich in bedeutend längeren Zyklen. Wer allerdings behauptet, irgendwann müsse zwangsläufig das heilsame Vergessen einsetzen, der unterliegt gleich dem nächsten, folgenschweren Irrtum.
    Einem gebrochenen Herzen hilft keine Uhr, so unbestechlich und unbeirrbar sie auch funktionieren mag.
    Es verharrt verzweifelt in jenen Tagen, in denen es einst glücklich war, ersehnt sie zurück und weigert sich verbissen und mit zunehmender Angst, sie aus seinem Gedächtnis zu entlassen und möglicherweise Gesundung zu erfahren. Lieber zehrt es von glücklichen Erinnerungen und erobert zur Not jede neue Sekunde mit einem Rückblick auf seinen kostbarsten Schatz, der unauslöschlich in ihm wohnt.
    Und so treibt es ziellos dahin und denkt nicht länger über den Sinn seiner Existenz nach. Möglicherweise aus Furcht, bei näherem Hinsehen keinen mehr zu finden.
    Doch es lehnt sich nicht gegen sein scheinbares Los auf – weit gefehlt! Es versucht auch nicht, zu desertieren – diese Lösung wäre viel zu simpel. Stattdessen funktioniert es weiter, wie von all jenen so leicht gefordert, die das große Glück hatten, intakt bleiben zu dürfen.
    Warum?
    Vielleicht, weil selbst dies, wenn auch grausam, nun einmal das Schicksal so vorschreibt …
    * * *

ur mühsam kämpfte sich das Yellow Cab durch die mit frischem Schnee bedeckten Straßen.
    New York war in den vergangenen Tagen von wahren Massen des gefrorenen Wassers heimgesucht worden, und wie üblich kam man mit dem Räumen nur sehr langsam nach.
    Wer rechnete auch schon Mitte Januar ernsthaft mit Schnee?
    Und noch immer schien dieser launige Petrus keine Gnade zu kennen. Unaufhörlich sandte er die weiße Pracht auf die stille, morgendliche Landschaft herab, in der erst ganz langsam das Leben erwachte.
    Der Mann, der kurz darauf vor einem großen, weißen Haus aus dem gelben Wagen stieg, wirkte nicht, als wäre er auf das vorherrschende Klima eingerichtet. Er trug eine dünne, beigefarbene Tuchhose und ein dazu farblich passendes Leinenhemd. Der leichte Parka darüber bot mit Sicherheit nur ungenügenden Schutz vor der Kälte.
    Er war groß, noch jung an Jahren, jedenfalls für die eher Älteren unter uns. Und trotz seiner hageren Gestalt erzählte die aufrechte Haltung von unbeugsamem Stolz.
    Die Kinn– und Wangenpartien waren von dichtem, dunklem Bart bedeckt, in identischer Farbe des Haares, das ein wenig wirr, aber nicht ungepflegt in weitaus größeren Mengen am oberen Ende seines Kopfes wohnte. Der sichtbare Teint wirkte sehr braun, übrigens auch die Haut an den schlanken, leicht verschorften Händen, von denen er eine, zur Faust geballt, soeben hob.
    Alles in allem wirkte er, als hätte er unlängst seinen Urlaub in einem sehr heißen Teil dieser Welt verbracht. Jedoch führte er kein einziges Gepäckstück mit sich.
    Er klopfte an der hellen Haustür, und bevor er zum zweiten Mal ansetzen konnte, wurde ihm bereits geöffnet.
    Ein attraktiver, gesetzter Mann älteren Jahrgangs erschien im Rahmen. Das ehemals dunkle Haar war bis auf wenige Strähnen weiß. Hinter ihm tauchte eine zierliche Brünette auf.
    Beide strahlten über das ganze Gesicht.
    Auch der Mund unseres Heimkehrers verzog sich zu einem schmalen Lächeln. Allerdings erreichte es nicht die grünen Augen, in denen maßlose Erschöpfung wohnte.
    »Hey, Mom, Dad ...«
    Nur wenige Wimpernschläge später hatten sie ihn in die Arme gezogen und er ließ sich die stürmische Begrüßung nicht nur gefallen, so wie es ein guter Sohn nun einmal tat. Nein, ganz untypisch für einen Mann dieser Größe und Statur, erwiderte er die Umarmung, ließ sich von seiner Mutter küssen und immer wieder über das wirre Haar streicheln und von seinem Vater die Schulter tätscheln.
    Erst nach geraumer Zeit fand Letzterer in die Realität zurück. Eilig blickte er die Straße hinauf und hinab und wirkte dabei ein wenig gehetzt.
    »Lasst uns hineingehen!«
    * * *

itte setz dich!«
    Daniel runzelte die Stirn. »Dad, ich ...«
    »Setz dich!«, wiederholte der unerbittlich.
    Widerstand blitzte in Daniels dunklen Zügen auf, nichts lag dem ferner,

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