03 - Keiner wie Wir
Empfang, neben ungefähr einhundert weiteren Männern, die sich etwas abseits hielten, aber auch nicht viel vertrauenerweckender wirkten, als ihr Rebellenchef.
Sein dunkles Gesicht wurde von den noch dunkleren Augen und dem imposanten Bart beherrscht. Wie die übrigen Männer trug er Tarnkleidung, nicht im hellen Beige, wie es bei den US-Amerikanischen Soldaten der Fall ist, sondern in tiefem, sattem Grün.
»Aussteigen!«, befahl er in herrischem Ton. Daniel würde erst später erfahren, dass es sich hierbei um den Kommandanten Omar handelte.
Niemand machte Anstalten, nicht sofort zu gehorchen, keiner der Fünf tendierte zu spontanen Heldentaten. Wenigstens das war ihnen bei der üblichen Informationsveranstaltung vor ihrer Abreise eingetrichtert worden.
Ruhe bewahren!
Nicht den Helden spielen.
Um Himmels willen kein Risiko eingehen!
Daniel für seinen Teil fand, dass die Belehrung nicht erforderlich gewesen wäre. Nichts lag ihm ferner, als eine Rebellion.
* * *
M an brachte die Amerikaner in einer der zahlreichen Hütten innerhalb des verborgenen und erstaunlich gut organisierten Camps unter.
Sehr schnell kamen sie hinter einige recht entscheidende Fakten.
1. Ihr Leben war einen Schiss wert.
Als Ungläubige genossen sie, zumindest in den Augen der Rebellen, keine Daseinsberechtigung. Dass Daniel und seine Kameraden aus humanitären Gründen in diesem Land ihre Freizeit verbrachten, interessierte die herzlich wenig.
Sämtliche humanitären Argumente waren denkbar bedeutungslos.
2. Man verfolgte keineswegs die Absicht, irgendwelche Lösegeldforderungen zu stellen. Geld war nicht ihr Beweggrund, sondern ihr Glaube und der Sinn nach Rache. Letzteres ließ ja niemals lange auf sich warten.
3. Man benötigte die dauerhaften Dienste eines Mediziners.
Eines!
Womit Matt und Daniel – ohne es zu wissen oder gar zu wollen - ganz plötzlich zu Konkurrenten auf Leben und Tod wurden.
Dann und wann holten die Aufständischen sie, wenn man ärztliche Hilfe benötigte. Manchmal musste eine der Schwestern sie begleiten, meistens jedoch waren die Männer gezwungen, die Frauen schutzlos zurückzulassen. Wenngleich ihre Anwesenheit auch nicht für viel mehr Sicherheit sorgte.
Daniel und Matt standen sich in ihren Fähigkeiten in nichts nach. In beiden Fällen handelte es sich um bestens ausgebildete Chirurgen, in der Heimat in leitender Stellung tätig, beide im ungefähr gleichen Alter.
Einzig die Sympathie entschied am Ende über den Sieger – denjenigen, der mit dem Leben davonkommen durfte. Und die lagen glücklicherweise auf Daniels Seite.
So, wie es immer der Fall gewesen war. Wieder einmal rettete Daniel das, was Tina von jeher in die totale Fassungslosigkeit getrieben hatte:
Sein unverschämtes Glück.
Die drei Schwestern, Rita, Doro und Cathie wurden im Grunde überhaupt nicht benötigt. Man hatte sie nur mitgenommen, weil sie anwesend und Amerikanerinnen waren. Allerdings kamen die Afrikaner sehr schnell dahinter, dass ein Arzt auch sehr gut ohne Schwester behandeln konnte. Zu anderen Arbeiten konnten die Frauen nicht herangezogen werden.
Zu schwach.
Einen Menschen in der Wildnis unter dem Siegel der Verschwiegenheit am Leben zu halten, bedarf etlicher Investitionen und Anstrengungen. Die Versorgungswege sind lang und mit vielen, oftmals unkalkulierbaren Gefahren versehen.
Besonders inmitten eines Bürgerkrieges.
Jedes Maul, das es zu stopfen gilt, muss einen gewissen Gewinn versprechen. Ansonsten ist es wertlos und daher nicht fütterungswürdig.
So lagen die Fakten und die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten.
Rita gab als Erste auf.
Daniel und Matt versuchten alles, um es zu verhindern, doch das Leben einer Frau war nun einmal nicht viel wert. Erkrankte sie, wurde jede Behandlung verweigert, solange nicht auch der letzte Mann bestens versorgt worden war.
Am Ende wurde sie von einer simplen Infektion dahingerafft. Ein in jeder Hinsicht sinnloser Tod, der mit etwas Antibiotikum hätte vermieden werden können.
Noch grauenhafter: Medikamente waren durchaus vorhanden, sogar in mehr als ausreichender Form. Nur wurden bei deren Vergabe die verhassten Amerikaner weiträumig ausgespart.
Doro und Cathie, die beiden jüngeren und hübscheren der drei Frauen nahmen ein etwas anderes, aber keineswegs freundlicheres Schicksal. Sie hielten einige Wochen länger durch, bevor auch sie endgültig aufgaben.
Und die beiden Männer waren keineswegs überzeugt, dass sie damit nicht das bedeutend
Weitere Kostenlose Bücher