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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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miesere Los gezogen hatten.
    * * *
    A ls Matt und Daniel allein waren – dies trat ungefähr sechs Monate nach ihrer Gefangennahme ein - ahnten sie, dass die nächste Trennung bereits bevorstand.
    Überraschenderweise entbrannte nicht der Konkurrenzkampf, den sich die beiden eigentlich hätten liefern müssen. Schließlich ging es um ihr Überleben.
    Doch vielleicht waren sie auch längst zu müde, um sich mit solchen Sinnlosigkeiten aufzuhalten.
    Kalkulieren oder vielleicht sogar lenken konnten sie ihre Chancen ohnehin nicht. Neben dem Glück oder eben Pech hingen diese durchaus auch von der Gemütslage des Kommandanten ab. Der Momentanen – wohlgemerkt, die wechselte unter Umständen nämlich im Minutenabstand. Am Ende entschied er.
    Weder Matt noch Daniel hatten eine echte Möglichkeit, das zu beeinflussen.
    Es war Maria, die Daniel das Leben rettete und damit Matt zum Tode verurteilte. Auch wenn die junge Frau mit Sicherheit nichts davon wusste, dass sie vorübergehend den Posten eines Scharfrichters innehatte.
    Hierbei handelte es sich um die Frau des Kommandierenden - Omar.
    Sie erwartete bereits ein Kind, als die Fünf verschleppt wurden. Es war eine komplizierte Schwangerschaft und Daniels Glück, dass er bei Einsetzen der Wehen gerufen wurde.
    Nicht Matt.
    Auch war es ausschließlich Glück zuzuschreiben, dass Maria von einem Jungen entbunden wurde, nicht von einem Mädchen.
    Trotz der miesen Gegebenheiten überlebten Mutter und Kind glücklicherweise.
    Jede Menge Glück half ihm beim Überleben.
    Nicht Daniels überragendes Können, sein gutes Aussehen oder was auch immer sonst für gewöhnlich auf seiner Haben-Seite stand und das Geheimnis seines Erfolges ausmachte.
    * * *
    W enige Tage nach Geburt von Marias und Omars Sohn wurde Matt erschossen.
    Ohne viele Worte oder hasserfüllte Gesänge. Auch ein Freudenfeuerwerk blieb aus und ein entsprechendes Fest ohnehin.
    Zwei der Rebellen führten ihn hinaus, kurz darauf war ein Schuss zu vernehmen und Matt kehrte nie zurück.
    Ende.
    Und Daniel war ganz plötzlich Omars Bruder.
    Der Mann gab sich wirklich Mühe, versuchte sogar, seinen exklusiven Gefangenen zu überreden, zum Islam überzutreten und bereitete ihn schon mal in den schillerndsten Farben auf ein langes Leben als Arzt der Aufständischen vor.
    Eines von Omars zahlreichen Lastern war, dass der Mann sich so gern selbst reden hörte.
    Daniel war kein Feigling – noch nie gewesen, doch er hing an seinem Leben und er dachte nicht im Traum daran, den Helden zu spielen. Stattdessen nickte er, lächelte, lachte und mimte Omars besten Freund.
    Aber er war clever genug, nicht den Glaubenswechsel zu akzeptieren. Zu häufig hatte er sich bereits unter gläubigen Moslems bewegt, um nicht wenigstens zu ahnen, dass ihn das unter Umständen seinen hübschen Hals gekostet hätte.
    Eines Abends, als sie zusammensaßen, bestätigte Omar Daniels Verdacht.
    Lakonisch und wortreich wie immer.
    »Ein Mann, der nicht zu seinen Überzeugungen steht, ist nur ein halber Mann. Abfall in meinen Augen ...«
    Daniel nickte, so wie meistens, wenn der Kerl mal wieder vor sich hin philosophierte.
    »Allah wohnt in deinem Herzen, wenn er dich als würdig betrachtet, dein Glaube jedoch ist Teil der Seele. Wärst du auf meine Bedingung eingegangen, hättest du sie verkauft, um dein wertloses Leben zu retten. Denn ohne Seele … nicht gut ...« Flüchtig legte sich ein Grinsen auf das dunkle, bärtige Gesicht und offenbarte ein strahlend weißes, makelloses Gebiss. »Du bist ein großer Mann, Doc.«
    Nun, die Meinung teilte Daniel absolut nicht, in Wahrheit fühlte er sich in zunehmendem Maße ausgesprochen mies, minderwertig und niedergeschlagen.
    Niemand - auch nicht Omar - wusste, dass ihm genau zwei Dinge halfen, nicht einfach aufzugeben und den Kerlen zu erklären, dass sie ihn kreuzweise konnten.
    Aufstehen, die Arme ausbreiten und brüllen: »Schießt doch!«
    Ein zunehmend penetranter Traum, der ihn sogar am Tage sehr häufig heimsuchte …
    Am Ende war es ein neongrüner, trivialer, runder Gegenstand in seiner Tasche, der ihn davor bewahrte, diesem selbstmörderischen Drang endlich nachzugeben.
    Er begleitete ihn immer, bei jedem verdammten Schritt, den er tat und bei jeder Kugel, die er aus dem Fleisch seiner Pseudofreunde entfernte, bei jeder Impfung, die er den Idioten verpasste und bei jedem Kind, dem er auf diese, verdorbene und dem Untergang geweihte Welt half.
    Wobei er sich besser nicht vor Augen führte, wie es

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