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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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entstanden war.
    Dieser grüne Gegenstand war sein Überlebenselixier in fester Form.
    * * *
    … und noch ein anderer, auch runder, jedoch metallischer war daran nicht ganz unbeteiligt, dass Daniel so verbissen und unbelehrbar an seinem Leben festhielt.
    Bei seiner Anreise hatte er die vier Stunden Aufenthalt in Kapstadt genutzt, um sich ein wenig im zivilisierten und relativ sicheren Teil der Stadt umzusehen. Was er tun würde, wenn er nach Hause kam, wusste er. Der Entschluss stand bereits, seitdem er sie am Airport in New York zurückgelassen hatte.
    So traurig und sichtlich am Boden zerstört, wie er sich fühlte und es bis zu diesem Augenblick nicht für möglich gehalten hätte.
    Nein, auch Daniel hatte seine Zweifel und Ängste nicht vollständig begraben. Die Vergangenheit ließ sich nun einmal nicht ohne Schwierigkeiten ins Nirwana befördern.
    Dieser bedeutende Schritt stand noch aus..
    Als junger Mann hätte Daniel nie geglaubt, ihn eines Tages gehen zu wollen. Zwischenzeitlich glaubte er es schon, sah jedoch den Gegenpart als dauerhaft nicht verfügbar.
    Und dann musste ihm das Thema vorübergehend entfallen sein. Er ärgerte sich, es nicht schon vor seiner Abreise getan zu haben.
    Vor einem Juwelier blieb er stehen, überlegte nicht sehr lange, bevor er hineinging, um den Ring endlich zu kaufen. Als er das runde Metall in seine Tasche schob, war er davon überzeugt, es Tina in wenigen Wochen geben zu können. Dass daraus achtzehn Monate werden würden, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
    Was wohl auch ganz gut war.
    Der Ring und dieser schäbige Flaschendeckel – das waren seine Schätze. Elend weit entfernt von allem, was Daniel lieb und teuer war.
    Nicht viel, aber für einen Menschen in seiner Situation, unermesslich kostbar …
    * * *
    I rgendwann halfen jedoch auch kein Ring und kein Flaschenverschluss mehr.
    Je länger er unter diesen fremden, bedrohlichen und vor allen Dingen unkalkulierbaren Menschen weilte, desto häufiger neigte Daniel zum Resignieren.
    Das lag an den schwierigen Lebensumständen, der mangelnden Nahrung, der harten Arbeit, der Gefangenschaft an sich, dem Gefühl, niemals unbeobachtet zu sein und jedem Befehl Folge leisten zu müssen, egal, von wem der erteilt wurde.
    Selbst das Wort der männlichen Kinder im Camp war bedeutend gewichtiger, als seines.
    Und dabei wurde bald ziemlich egal, wie häufig Omar ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte.
    Es war die unerträgliche Hitze am Tag und die Kälte bei Nacht, die endlose Regenzeit, wenn der Himmel plötzlich nicht mehr in der Lage schien, seine Schleusen über dem sonst so kargen Land zu schließen.
    Und natürlich lag es auch an der unvorstellbaren Sehnsucht nach Tina, seiner Familie, seinen Freunden – der Heimat.
    Häufig saß er abends vor seiner Hütte beim Feuer, blickte in die Ferne und fragte sich, ob dies das Ende war. Würde er tatsächlich hier sein Leben beschließen? Am Arsch der Welt?
    Er hatte immer mit diesem Risiko gelebt. Die entsprechende Erklärung war eines der ersten Dokumente, die man bei den ÄOGs unterschreiben musste, besonders, wenn die Reise in eines der Krisengebiete ging. Und man wurde mehrfach sehr ausdrücklich aufgefordert, zuvor eine Lebensversicherung abzuschließen.
    Egal, wie humanitär der humanitäre Einsatz auch war, niemand konnte sicher sein, nicht doch versehentlich zwischen die Fronten zu geraten.
    Nie zuvor hatte Daniel sich darüber ausufernde Gedanken gemacht, nur bei diesem Einsatz kamen ihm im Vorfeld Zweifel. Möglicherweise eine dunkle Vorahnung, vielleicht auch nur die Angst, zu verlieren, was er gerade erst gewonnen hatte. Bereits auf dem Flug nach Kapstadt hatte ihn dieses seltsame Gefühl heimgesucht, unerklärlich, nicht wirklich greifbar, hauchte es trotzdem bemerkenswert aufdringlich: Geh zurück! Um Himmels willen sei nicht blöd! Geh! Sofort!
    Dieses spezielle Was-wäre-wenn hatte er bisher strikt gemieden.
    Und jetzt mit einem Mal in der Falle zu sitzen, traf ihn so unvorbereitet, dass er nach einigen Monaten drohte, daran zu zerbrechen.
    Das Gefangensein zermürbte ihn, er war dafür nicht geschaffen, liebte nichts mehr als seine Freiheit und die Fähigkeit, jeden Schritt in eigener Verantwortung zu lenken.
    An einem dieser besonders trübsinnigen Abende setzte sich der Kommandant zu ihm und blickte lange gen Westen. Jene Himmelsrichtung, die auch Daniel bevorzugte ...
    Omars Englisch war akzentfrei, er hatte in Amerika studiert. Auf viele der

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