03 - Keiner wie Wir
ersten Kicheranfall seit – oh – schier unendlich langer Zeit unterzugehen.
Das ließ Daniel sich sogar eine ganze Weile gefallen, erwartungsgemäß stieß seine Geduld jedoch über kurz oder lang an ihre Grenzen. »Wärst du so freundlich, mich über den Grund deiner Erheiterung aufzuklären? Vielleicht kann ich ja mitlachen!«
Obwohl er sichtlich sauer war, brauchte Tina verboten lange, bevor sie in der Lage war, etwas von sich zu geben. Also abgesehen vom Kichern, natürlich. »Ehrlich … Da schließt du vor Ewigkeiten irgendeine saublöde Wette ab und hast nichts Besseres zu tun, als ...« Ihr kam ein widerlicher Gedanke und sie musterte ihn mit zur Seite geneigtem Kopf. »Woher weißt du denn, wie die Dinge bei Chris momentan stehen? Tauscht ihr euch regelmäßig über den neuesten Stand aus?«
»Wofür hältst du mich?« Trotz des Schmollmundes grinste er plötzlich. »Das ist nebensächlich, er hatte schon vor Jahren verloren.«
»Ach so, dann handelt es sich hierbei um eine ‚männlicher Stolz’ Angelegenheit und du siehst dich auf ewig an deinen heiligen Schwur gebunden, so in etwa?«
Daniel verdrehte die Augen. »Selbstverständlich kannst du das nicht verstehen! Unter Männern existieren nun einmal Dinge ...« Er brachte den Satz nicht zu Ende, meinte wohl, bei ihr – einer Frau – wäre die Mühe, die tieferen Zusammenhänge zu erläutern, ohnehin vergebens. Außerdem brach er mit Sicherheit irgendeinen Kodex, wenn er sie in diese Geheimnisse einweihte.
Mit sichtlicher Anstrengung unterdrückte Tina das nächste Kichern und räusperte sich, um die vorwitzigen Ausläufer zu tarnen. »Okay ... ich schwöre, dich nicht zu verpfeifen. Aber könntest du ...« Ihr Blick wurde bittend. »... könntest du von deinem Schweigegelübde absehen, wenn wir zusammen sind, ja?«
»Warum?« Jetzt war es an ihm, sie mit zur Seite geneigtem Kopf zu betrachten. Besonders witzig, weil sie den ja nach wie vor hielt.
»Für mich?«
»Warum?«
»Nur für mich!«, wiederholte sie störrisch.
Mr. Penetranz in persona ließ natürlich nicht locker. »Das ist mir bereits klar, nur ... warum ?« Aller Groll schien verschwunden, und unter diesem aufmerksamen Fixieren färbten sich Tinas Wangen rot .
Verdammt!
Eilig senkte sie den Blick, doch der unvergleichlich arrogante Kerl bemühte sofort diesen widerlichen Finger unter ihrem Kinn. Und als sie unter Zwang aufsah, begegnete sie triumphierend blitzenden Augen. Was das zu bedeuten hatte, wollte sie auch nicht unbedingt erfahren.
»In Ordnung«, murmelte er und küsste sie sanft. »Für dich!«
Damit befreite er sein edles Haupt aus ihren Händen, übrigens ohne die geringsten Schwierigkeiten, und trug sie in sein Bett.
Tina war derart müde und erschöpft, dass ihre Lider zuzufallen drohten, und gleichzeitig hatte sie sich nie zuvor so gut gefühlt. Ihre Knochen schienen aus Gelee zu bestehen, alle Glieder waren von bleierner, wundervoller Schwere und in ihr herrschte wohlige Zufriedenheit. Er war eindeutig ein Meister.
Nun ja, keine sehr große Überraschung.
Zwei Millionen Frauen konnten sich unmöglich irren.
* * *
ina schlief bereits beinahe, als unvermutet Daniels Stimme in der Dunkelheit ertönte.
»Trotzdem ... Standard ist etwas ganz anderes.«
Dann spürte sie sanfte Lippen auf ihrer Stirn, und das Nächste, was sie bewusst wahrnahm, war der anheimelnde Geruch frischen Kaffees, der sie am nächsten Morgen weckte.
Angestrengt bemüht, ihn zu ignorieren, hielt sie die Lider geschlossen. Von ausgeschlafen oder auch nur ausgeruht konnte nämlich keine Rede sein. Sie hätte geschworen, seit dem Einschlafen wären nicht mehr als zehn Minuten vergangen. Außerdem befürchtete sie akut, nicht in der Lage zu sein, einen Muskel zu rühren.
Der leicht gestörte und penetrante Prof kannte wie immer keine Gnade.
S chmale, feste und dennoch zärtliche Lippen berührten ihren Mund, und kurz darauf ertönte die verdächtig dunkle Stimme. »Du musst wach werden, Tina!«
»Warum?«
Auf sein verhaltenes Gelächter hin verzog sie den Mund. Erneut tauchten die Lippen auf, diesmal an ihrem Hals. »Ganz einfach …«
Oh Gott, dieses dunkle Raunen gehörte verboten!
»Es ist inzwischen Mittag und ich bin nicht bereit, unseren gemeinsamen freien Tag ungenutzt verstreichen zu lassen.«
Das klang derart beängstigend, dass Tina sich genötigt sah, doch endlich die Lider zu heben. Und zwar in Höchstgeschwindigkeit. »Was hast du vor?«, erkundigte sie sich tonlos.
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