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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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äußeren Türrahmen entlang, fühlte genauer, fetzte dann mit einer brachialen Bewegung das wirklich teure Hochglanzposter herunter, öffnete die Tür dahinter und verschwand in der Küche.
    Leider folgten diesem Highlight einige ziemlich enttäuschende Minuten, denn als Nächstes brühte sich der Ignorant tatsächlich seinen verdammten Feierabendkaffee.
    Also, sehr mitgenommen schien er nicht. Und zu allem Überfluss hatte Tina in der Küche keine Kamera versteckt, weshalb ihr die Sicht auf seine derzeitige Miene verwehrt wurde. Das alles konnte nämlich auch nur ein mieses Ablenkungsmanöver sein und in Wahrheit vergoss er beim Zubereiten seines verdammten Kaffees bitterliche Tränen.
    Einige Zeit später erschien er abermals im Flur, verheult wirkte er dummerweise überhaupt nicht und begab sich bereits wieder ätzend beschwingt und selbstbewusst ins Wohnzimmer.
    Das heißt, so in etwa lautete wohl der Plan.
    Denn am Türrahmen, dort, wo ihn allem Anschein nach der offene Raum erwartete, wurde er erneut von einem unsichtbaren Widerstand gestoppt. Diesmal fiel das Poltern recht laut aus und klang selbst auf die Entfernung echt schmerzhaft.
    »Tina!«
    »Hier«, murmelte die in der Sicherheit ihres Büros und kicherte wie eine Vettel vor ihrem Hexenkessel.
    Es konnte natürlich nur an den Lichtverhältnissen liegen, aber Tina glaubte , eine böse, leicht pulsierende Delle an seiner Stirn auszumachen.
    »Dreh dich mal, Baby, ein bisschen, noch ein bisschen direkt in die Kamera … Ja! « Entzückt klatschte sie in die Hände.
    Und was für eine prächtige Beule sich da auf seiner Stirn entwickelte! Wenn die Wachstumsphase abgeschlossen war, würde Daniel wie ein Einhorn aussehen.
    Ein Verunglücktes, ganz klar, von mittig konnte keine Rede sein.
    Unter Tinas überirdische Begeisterung mischte sich bald zarte Wehmut, als ihr nämlich aufging, dass er wohl kein weiteres Mal in die Falle gehen würde. Womit der Plan, ihn für seine Frechheiten bluten zu lassen, so ziemlich ...
    Ha! Hahaha!
    Diesmal kippte sie beinahe vom Stuhl und in ihrem einsamen Büro ertönte ein frenetisches: »Yeah!«
    Er fiel darauf herein!
    Daniel Grant – seines Zeichens der CMDP (selbst ernannter cleverster Mann des Planeten, ach!, des Universums!) - war offensichtlich derart außer sich, dass er sich keine Zeit zum Nachdenken nahm, bevor er in die nächste Falle tappte:
    Das Bad.
    Und als Tina sah, dass die Delle an seiner Stirn aufgeplatzt und nun sogar reichlich Blut zu sehen war, steigerte sich ihr Kichern zu einem ausgewachsenen Lachkrampf. Derart wütend hatte sie ihn noch nie gesehen. Das Beste daran war jedoch, dass er seinen Zorn derzeit nicht einmal gebührend ausleben konnte, weil er zwischenzeitlich etwas benommen wirkte.
    Unter leisen Flüchen erholte er sich von dem jüngsten Schock und verschwand dann wieder in der Küche.
    Mist!
    Warum hatte sie denn bloß nicht daran gedacht, auch dort eine von diesen verdammten Kameras aufzustellen?
    Tina hörte ihn kramen, Schubfächer wurden geöffnet und geschlossen, Schranktüren ähnlich behandelt. Geraume Zeit später tauchte er erneut auf, jetzt mit einem Eisbeutel an der sicher grauenhaft schmerzenden Stirn.
    Mittlerweile wirkte die Blindenparodie perfekt, denn Daniel hielt tatsächlich den freien Arm weit vor sich ausgestreckt und tastete sich auf diese Art ausnehmend behutsam über den Flur. Als befürchte er weitere Widerstände und das an Stellen, wo nicht einmal Tina welche hinzaubern konnte. Inzwischen fiel ihr das Atmen unter dem Dauergelächter schwer, aber es war ähnlich wie bei einem Autounfall: Unmöglich, lange wegzusehen, wurde ihr von Freudentränen getrübter Blick immer wieder zwanghaft zum Bildschirm gelenkt. Das hätte sich auch nicht geändert, wenn ihr beim nächsten Hinsehen ein äußerst schmerzhafter Tod gedroht hätte.
    Vorsichtig tastete er sich vor und stöhnte schließlich auf, als er die Falle vor seiner geöffneten Zimmertür ausmachte.
    Mit brachialer Gewalt entfernte er das Papier, bis unterschiedlich große Fragmente aus Foto-Hochglanz-Papier den Boden des gesamten Flurs bedeckten. Darauf zu sehen waren übrigens sinnigerweise die Ansichten der unverschlossenen Zimmereingänge dieses Appartements. Doch dann überlegte er es sich anders und trat zu ihrer geöffneten Tür.
    Tina hielt den Atem an.
    Daniel war siegessicher, er wusste , dass sie auch diesen Eingang präpariert haben würde.
    Womit seine Dämlichkeit als bewiesen betrachtet werden konnte.

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