03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
legt einen Finger auf ihre Lippen, und sie verstummt. »Ich überlege mir etwas. Versprochen. Sobald wir einen sicheren Ort haben, komme ich zurück und hole sie. Einen nach dem anderen. D’accord? «
Ein Lächeln zeigt sich auf Chloes Mund, und sie beginnt zu schielen, als sie versucht, auf den Finger zu schauen, der noch immer auf ihren Lippen liegt. Lachend zieht Dante ihn weg. »Hoppla. Jetzt kannst du wieder sprechen. Klingt das wie ein guter Plan, petite ?«
»Ja, Dante-Engel. Das klingt wie ein guter Plan.«
»Bon.« Er fährt mit den Fingern durch ihr zerzaustes Haar. Seine Haut, so bleich wie Mondlicht, taucht in das Meer ihrer roten Haare. »Weiter?«
»Ja.«
Von dem Weg, der den Park umgibt, ist lautes, aufgeregtes Gebell zu hören. Jemand führt dort anscheinend noch seinen Hund spazieren. Dante wirft einen Blick über Chloes Schulter und entdeckt eine dickliche Frau in einem gelben Regencape und Gummistiefeln, die einen kleinen weißbraunen Hund tadelt – vielleicht einen Terrier –, der ungeduldig an seiner Leine reißt.
»Benimm dich, Jasper! Böser, böser Hund!«
»Komm.« Dante richtet sich auf und streckt Chloe die Hand hin. Ihre kalten Finger legen sich um die seinen, und er hält einen Augenblick inne, um stattdessen ihre Hand mit der seinen zu umschließen, damit er sie wärmen kann. Dann führt er sie tiefer ins Buschwerk, weg vom eigentlichen Park.
Begeistertes Bellen und eine enthusiastische Ich-will-spielen-Beharrlichkeit rasen ihnen hinterher. Das schnelle Tap-tap-tap von vier kleinen Pfoten, die ihnen dicht auf den Fersen sind und über das feuchte Gras und das tote Laub rennen, während der Hund seine Einladung erneut herauskläfft.
Dante läuft schneller, um Abstand zu gewinnen. Er hört, wie die Frau im gelben Regencape ruft: »Jasper! Nein! Böser Hund! Komm zu Mami!«
Chloe löst ihre Hand von Dantes und dreht sich um, als Jasper sie erreicht. Der Hund springt schnappend hoch. Seine nussbraunen Augen funkeln vor Freude, und er beginnt, einen Tanz um Chloe und Dante aufzuführen – ein unfügsamer, hüpfender Hundewirbelwind, an dem noch immer eine Leine hängt.
»Schau nur!«, sagt Chloe, deren Stimme fast genauso angetan klingt wie Jaspers Gebell. »Er will mit.« Sie geht in die Hocke und lacht, als Jasper seine schlammigen Pfötchen auf ihre Schultern stellt und ihr Gesicht ableckt.
Regencape hastet über den Rasen. Mit jedem Schritt schnauft die Frau schwer. Ihre Wangen sind erglüht. »Bitte haltet ihn!«, ruft sie außer Puste.
Dante beugt sich vor und ergreift Jaspers Leine. Das Hinterteil des Hundes wackelt im Takt mit seinem Stummelschwanz. Er kläfft und setzt sich, wobei seine Zunge zwischen den Zähnen aufblitzt. »Bon chien«, sagt Dante und richtet sich auf. Sein Blick wandert zu Jaspers rotgesichtigem Frauchen, das noch immer atemlos auf sie zukommt. »Stell dich hinter mich, Chloe«, flüstert Dante. »Halt dich an meinem Gürtel fest.«
Für den Fall, dass ich mich bewegen muss.
»Gut.« Auch Chloe erhebt sich nun, und Dante spürt, wie ihre Finger unter seinen Gürtel schlüpfen und diesen festhalten.
Regencape bleibt wankend vor Dante stehen. Sie fächelt sich atemlos Luft zu. Ihr Gesicht ist puterrot. »Jasper«, japst sie. »Böser Hund.« Dann lächelt sie. »Vielen Dank.«
Jasper hüpft hoch und springt um ihre Beine, die in Hosen und Gummistiefeln stecken. Dante hält der Frau die Leine hin. »Pas de quoi.«
»Er ist noch ein Welpe und hat noch nicht gelernt, wie man sich benimmt«, erklärt Regencape, als sie die Leine nimmt und ihre behandschuhte Hand in die Schlaufe schiebt. Ihr Blick richtet sich auf Chloe. »Hallo, Süße. Wieso versteckst du dich denn hinter deinem Bruder?«
»Weil ich es ihr gesagt habe«, entgegnet Dante. Er weicht zurück. Chloe folgt ihm. Sie hält noch immer seinen Gürtel fest. »Sie sind eine Fremde.«
Ein breites Lächeln erscheint auf Regencapes Mund und wärmt ihre Augen, die unter der Kapuze nur schlecht zu sehen sind. »Kluger Junge«, nickt sie. »Ich hoffe, du hörst auf ihn, Süße. Er ist ein gescheiter Bursche.« Sie schiebt die Hand in ihre Capetasche. »Ich möchte euch danken, dass ihr mir geholfen habt. Wer weiß, wo Jasper noch hingerannt wäre, wenn ihr ihn nicht aufgehalten hättet.«
»Nicht nötig«, meint Dante. »Wir müssen weiter.«
»Ich habe hier etwas Wechselgeld, das ich euch gern geben würde.«
»Wir können es benutzen, um Essen zu kaufen«, wispert Chloe.
Dante dreht sich
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