03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
wanderte, als ob er sich bereits überlegte, wie all dies nach der offiziellen Ummodelung aussehen würde. »Wir stellen überdies sicher, dass die Aussagen des Mädchens und der Anwohner verschwinden, die der Polizei und dem FBI vorliegen.«
»Müssen sich die Nachbarn auch auf eine Erinnerungslücke gefasst machen?«, wollte Merri wissen.
Gillespie zuckte die Achseln. »Kann sein. Aber das entscheidet ein anderer.«
»An welcher Art Projekt war Prejean beteiligt?«, fragte Emmett.
»Die Zentrale lässt da nahezu nichts verlauten«, meinte sein Chef. »Man hat mir nur gesagt, es sei ein gemeinsames Projekt von uns und dem FBI gewesen, das sich mit Psychopathen beschäftigt hat.«
Vor Emmetts innerem Auge tauchte wieder das Bild von Rodriguez’ zerfetzter Kehle und dem ausdruckslosen Blick auf. Psychopathen . Ihm lief es eiskalt den Rücken hinunter.
»Mit anderen Worten: Das Monster ist ausgebrochen, und wir sollen es wieder einfangen. Richtig, Chef?«, fragte Merri.
Gillespie nickte. »Mehr oder weniger.«
Emmett stieß mit der braunen Spitze eines seiner Dingo-Stiefel die Mappe an. »Was ist das?«
Ein spöttisches Lächeln zuckte um Gillespies Mundwinkel. »Das ist Ihre Ausrüstung, um das Monster wieder einzufangen. Handschellen, Injektionen, Fesseln.«
»Wir wissen, wie man mit Vampiren umgeht«, antwortete Emmett. »Ob Monster oder nicht.«
»Nicht mit diesem. Der ist deutlich verbessert.«
»Verbessert?«, wiederholte Merri. »Machen Sie Witze?« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und richtete ihren dunklen Blick herausfordernd auf ihren Boss. »Warum sollte jemand einen Vampir verbessern? So etwas brauchen wir nicht.«
»Man hat mir nichts Näheres mitgeteilt«, gab Gillespie zurück. Er nahm die Brille ab, hielt sie ins Licht der Deckenlampe und musterte die getrockneten Regentropfen auf den Gläsern. »Aber man hat mir gesagt, er habe Adrenalin-Implantate, um seine Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Stärke zu erhöhen. Bereitet euch also auf einiges vor. Er wird viel schneller sein, als ihr das erwartet.«
Gillespie war noch nie ein guter Lügner gewesen, und seine kleine Oh-schaut-nur-meine-Brille-ist-schmutzig-Nummer verriet ihn gleich doppelt. Er wusste viel mehr über diese Verbesserung , als er zugab. Emmett berührte Merris Handrücken, um ihr das Zeichen zu geben, genau hinzuhören.
»Wie lautet unser Auftrag, Boss?«, fragte er dann.
Gillespie setzte seine Brille wieder auf. »Unsere Tatverdächtigen auffinden und festsetzen. Prejean hat Priorität, dann kommt Wallace und schließlich Lyons.« Er schob eine Hand in die Innentasche seiner Goretex-Jacke und zog einen USB -Stick heraus, den er Emmett gab. »Das sind alle wichtigen Daten, einschließlich Dateien, Fotos, möglichen Aufenthaltsorten und Anweisungen. Seht euch das auf dem Weg nach Damascus an.«
Die Sanitäter, angeführt von der Rotblonden, rollten die Bahre mit einem schwarzen Leichensack durchs Wohnzimmer und dann durch die offene Haustür hinaus. Die Rädchen ratterten über die Schwelle. Als sie durch waren, zog der Mann die Tür hinter ihnen ins Schloss.
Selbst durch den dichten Schleier von J o ¯ van Musk roch Emmett sofort wieder die Ausdünstung von Blut und Tod.
»Unsere Verdächtigen sind also in Damascus in Oregon?«, fragte er, während er den USB -Stick an sich nahm.
Gillespie nickte. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Lyons Prejean zu sich nach Hause gebracht hat. Satellitenaufnahmen der Gegend und vor allem seines Hauses zeigen Wallaces Trans Am und Lyons’ Dodge Ram, die in der Einfahrt parken.«
»Ziemlich sicher, dass Prejean dann bei ihnen ist«, meinte Merri.
»Das denkt die Zentrale auch«, antwortete Gillespie, während er um die Couch zum Flur ging. Er blieb vor dem Zimmer stehen, in dem der Mord stattgefunden hatte. »Sie sind uns fünf bis sechs Stunden voraus. Also setzt euch in Bewegung. Ein Flieger wartet bereits am Sea-Tac auf euch. Zuvor gibt es dort noch eine Besprechung mit Holmes und Miklowitz, um sie zu informieren. Haben Sie Ihre Tabletten bei sich, Goodnight?«
Merri nickte. »Ja.«
»Gut.« Gillespies Anorak raschelte, als er die Arme vor der Brust verschränkte. Er starrte in das Arbeitszimmer.
Emmett schob den Stick in seine Hosentasche, beugte sich nach vorn und nahm die schwarze Mappe. »Chef«, sagte er, als er sich aufrichtete. »Gibt es noch etwas, das wir über dieses Projekt oder Prejeans Verbesserung wissen sollten?«
Gillespie drehte sich um. Die Gläser
Weitere Kostenlose Bücher