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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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schnell, dass man es nur verschwommen sehen kann. Blut spritzt aus seiner Nase, seinem Mund, den durchstochenen Lidern. Die Zwillinge stoßen Dante zu Boden und lassen den Anfall seinen Lauf nehmen.
    Athena kniet neben Dantes zuckendem Körper auf dem blutbefleckten Teppich und flüstert ihm zu: Erinneredicherinneredicherinneredicherinneredich …
    Der Anfall endet. Dante rollt sich zusammen. Er ist benommen und bebt. Seine dunklen Haare kleben an seiner Stirn und seinen Wangen.
    Lyons lässt Dante hochschweben und wieder auf dem Sofa landen. Er beugt sich mit einem Waschlappen über ihn und wischt ihm das Blut ab. Dann fängt alles wieder von vorn an.
    Jeder Anfall ist schlimmer als der vorhergehende.
    Heather verdrängte das Bild vor ihrem inneren Auge. Ihr Hals hatte sich zusammengeschnürt. »Lyons und seine Schwester haben Dante stundenlang gefoltert. Du hast seine Schreie auch gehört.«
    Annie schluckte und blickte in den Himmel, wo es schrittweise hell wurde. Ein dunkles Rosa, das hinter den Bergen aufzuflammen begann, erleuchtete ihr Gesicht. »Hast du keine Angst vor ihm?«
    »Nein. Ich traue ihm«, antwortete Heather und trat neben ihre Schwester vor den Trans Am. »Aber seine Kräfte … seine Magie … seine Begabung … wie auch immer man es nennen will … das macht mir Angst.«
    »Wie ist er zu diesen Dingen in der Lage? Wer zum Teufel ist er?«
    »Ich erzähle dir alles, was ich weiß. Versprochen«, sagte Heather. »Aber für den Augenblick musst du dringend endlich reinkommen.«
    Endlich sah Annie Heather an. Ihr Gesichtsausdruck wirkte erschöpft, und unter ihren Augen zeigten sich dunkle Ringe. Sie biss sich auf die Unterlippe. Für einen Augenblick lang sah sie aus wie als kleines Mädchen.
    Heathers Herz flog ihr zu. Annie-Häschen.
    Annie fuhr sich mit den Fingern durch das blau-violett-schwarze Haar und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Scheiße«, sagte sie. »Gut.« Sie beugte sich hinunter und hob ihre Sporttasche auf. Dann nahm sie Heather die Schlüsselkarte aus der Hand, öffnete die Tür zum Motelzimmer und trat ein. Drinnen eilte sie direkt ins Bad.
    Heather schloss die Tür hinter sich, schob den Riegel vor und legte die kleine Messingkette vor. Die Badezimmertür fiel geräuschvoll ins Schloss, und der Ventilator setzte sich in Gang. Heathers Muskeln verspannten sich noch mehr. Einen Augenblick lang lehnte sie sich mit der Stirn an die Tür.
    »Reiß dich zusammen«, dachte sie. »Eins nach dem anderen.«
    Sie holte tief Luft, was sie postwendend bereute. Im Zimmer roch es nach Kirschblütenraumspray, aber auch nach saurer Milch oder Schimmel.
    »Wird sie Probleme machen?« Caterinas Stimme mit dem leichten europäischen Akzent brachte Heather dazu, sich umzudrehen. Die Auftragskillerin der Schattenabteilung kauerte auf einer der dicken Armlehnen des einzigen vorhandenen Sessels, einen Arm lässig über die Plastikrückenlehne gelegt.
    »Nein, und selbst wenn, dann ginge das nur mich etwas an. Ich kümmere mich darum, nicht ihr. Klar?«
    Das dämmerige Licht machte es schwierig, Cortinis Miene zu erkennen. Sie musste Anfang dreißig sein, vermutete Heather. Vielleicht auch älter, aber wenn, dann hatte sie sich gut gehalten. Ihr schmaler, jungenhafter Körper wirkte entspannt, wenn auch jederzeit bereit loszurennen, zu kämpfen oder zu töten. Selbst in dem feuchten schwarzen Pulli, der schwarzen Jeans und dem schulterlangen dunklen Haar, das durch den Regen an ihrem Kopf klebte, schaffte sie es, unerschüttert auszusehen. Tödlich.
    »Klar«, antwortete sie.
    »Gut.«
    »Finde ich auch«, warf Von ein. »Annie geht Sie nichts an.«
    Cortini warf dem Nomad einen raschen Blick zu. »Llygad«, murmelte sie und nickte bestätigend.
    Von hatte Dante so auf das Doppelbett gelegt, dass er sich maximal weit vom Fenster entfernt befand. Er zog ihm gerade den zweiten Stiefel aus und stellte ihn dann gemeinsam mit dem ersten neben das Bett. Eine verschwommene Bewegung später lagen auch Dantes blutbefleckter, zerfetzter Kapuzenpulli sowie sein Latexshirt auf dem Boden.
    Eisige Finger umschlossen Heathers Herz, als sie die verheilende Schusswunde in Dantes Brust sah und an Rodriguez denken musste – den Mann, der ihm in dem verzweifelten Versuch, sein Leben zu retten, diesen Schuss verpasst und der doch tot mit zerfetzter, bluttriefender Kehle auf dem Boden seines Arbeitszimmers geendet hatte. Brisia, seine Tochter, fiel ihr ein, die jetzt um ihren Vater trauerte.
    Wo ist mein Papa?
    Vons

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