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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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schwarz und glatt. Sie ragen halb ausgebreitet hinter ihm in die Höhe, als er sich auf den Boden kniet und einen der beiden hochnimmt, die dort zusammengerollt auf den Fliesen liegen.
    »Räche deine Mutter und übe Rache für dich selbst.«
    Prejean erhebt sich aus den Armen des Mannes – aus den Armen des gefallenen Engels . Er wird von dem roten Notlicht bestrahlt, sein Körper wirkt hart und angespannt, und sein atemberaubend schönes Gesicht ist blutverschmiert.
    Prejean war also nicht nur ein blutgeborener Vampir. Er war erheblich mehr.
    Gefallene Engel. Gütiger Himmel!
    Gillespie hätte jeden Cent verwettet, den er noch auf seinem Konto hatte, dass die Engelstatuen, die sich nun auf der Interstate Richtung Alexandria befanden, ursprünglich keine Plastiken gewesen waren. Aber Prejean – »Ich heiße nicht Prejean« – hatte das ärgerliche kleine Fleisch-und-Blut-Problem auf seine Art gelöst, nicht wahr?
    Möglicherweise hatte Underwood gerade erst selbst die Wahrheit über Prejean herausgefunden und ihm deshalb den Befehl erteilt, ihn nicht zu verhaften, sondern laufen zu lassen.
    Wallaces Worte, ihre klare, ruhige Warnung, hallten in seinem Gedächtnis wider.
    »Sie werden belogen. Fragen Sie nach Bad Seed.«
    »Ich weiß von Bad Seed. Ich weiß, was Prejean ist.«
    »Das bezweifle ich.«
    Sie hatte Recht gehabt.
    Er war völlig ahnungslos gewesen, und über Bad Seed wusste er im Grunde nicht das Geringste.
    Wenn man es genau bedachte und sich vor Augen hielt, wozu Prejean in der Lage war, hatte ihnen Underwood vermutlich mit diesem Befehl das Leben gerettet, ganz gleich, welchen Grund sie dafür gehabt haben mochte. Auch so waren bereits zwei Agenten in einem kritischen, aber stabilen Zustand ins Legacy-Emanuel-Krankenhaus in Portland gebracht worden.
    In einer weiteren Hinsicht hatte Heather Recht gehabt.
    Man belog ihn, und es gab keinen Grund, jetzt damit aufzuhören.
    Gillespie ließ die Hände sinken, ging ins Badezimmer und stieg unter die Dusche. Sobald er sich rasiert, etwas J o ¯ van Musk aufgelegt und frische Klamotten angezogen hatte – graue Hose, graues Jackett, weißes Hemd und blaue Krawatte –, packte er seinen Koffer.
    Er sammelte die leeren Bierflaschen ein und schob sie in ihren Karton zurück. Dann stellte er das gefüllte Sechserpack auf die Kommode. Er fuhr seinen Laptop herunter und schaltete ihn aus – die geklauten Sicherheitskameraaufnahmen von Prejean blieben wie ein heimlicher, tödlicher Virus im Laufwerk.
    Gillespie starrte in den Spiegel und beäugte sich. Er bemerkte die Extrapfunde um seine Taille und wie bleich seine Haut wirkte. In den Augen hinter den Brillengläsern sah er die Furcht, die er spürte.
    Es war nie der Alkohol gewesen.
    Er war ein Feigling – ganz einfach. Sein fehlender Mut hatte ihn Lynda verlieren lassen und ihm jeden Respekt geraubt – den seiner Frau, seiner Kinder, seiner Kollegen und seinen eigenen.
    Auch das Saufen war ein Ausdruck seiner Feigheit.
    Natürlich versuchte sein durstiges Hirn, dieser Sicht zu widersprechen. Es behauptete, er könne besser denken und schärfer analysieren, sobald er einige Biere intus hatte.
    Gillespie stützte sich auf der Kommode ab und lehnte sich näher an den Spiegel, um seine alternde Physiognomie genauer zu mustern. Die meisten hätten ihn vermutlich zehn Jahre älter geschätzt und nicht angenommen, dass er in Wirklichkeit sechsundvierzig war.
    Er musste eine Entscheidung treffen.
    Option eins: Er konnte das Motel verlassen, in seinen Mietwagen steigen, zu FedEx fahren und die Disc mit den Aufnahmen von Moores Tod an Underwood schicken. Dann konnte er zum Grundstück der Wells zurückkehren und mit seiner Arbeit fortfahren.
    Damit würde er Prejean seinem Schicksal überlassen, um das sich seine Vorgesetzten wie angekündigt kümmern würden. Er konnte jeglichen Gedanken an den Blutsauger beiseiteschieben oder – wahrscheinlicher – wegsaufen.
    Option zwei: Er konnte das Motel verlassen, in seinen Mietwagen steigen, zum Flughafen Portland fahren und einen Flug nach New Orleans buchen. Wallace hatte Prejean erklärt, sie würden sich auf den Weg nach Hause machen. Dort konnte Gillespie etwas tun, was eine Bedeutung hatte.
    Er wusste, er würde Lynda nie zurückgewinnen. Er wusste auch, dass man ihm den Respekt, den er versoffen hatte, nie wieder mit der gleichen Fraglosigkeit wie früher entgegenbringen würde. Die Menschen, die aufgrund seiner Irrtümer und seiner Feigheit ihr Leben hatten lassen

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