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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Stuhl zurück und warf einen Blick auf den Tisch. Keine Schachtel mit Kleenex. Nur Mr. Díons glänzende schwarze Schuhe und seine Beine in der grauen Hose.
    »Ich glaube, wir sind fertig, Brisia.«
    »Dann kann ich jetzt meinen Vater sehen?«, fragte sie, richtete sich auf und schob sich samt Stuhl an den Tisch zurück. Sie nahm den Becher und trank noch einen Schluck von dem erkaltenden Kakao.
    Mr. Díon stand auf und kam um den Tisch. Er ging neben ihrem Stuhl in die Hocke.
    Brisias Finger umklammerten den Becher, und einen Augenblick lang glaubte sie, Metall und Halloween-Äpfel zu riechen und Blut auf weißer Haut zu sehen. Ihr Magen verkrampfte sich, und ihr wurde leicht übel. Sie stellte den Becher auf den Tisch zurück.
    »Ehe ich dich ins Krankenhaus bringe, um deinen Vater zu sehen«, sagte Mr. Díon mit einer tiefen, ruhigen Stimme, »möchte ich, dass du die Augen schließt und dir nochmal vorstellst, was geschah, als du heute Abend das Haus betreten hast.«
    Brisia sah ihn an. Seine veilchenblauen Augen waren golden gesprenkelt und brannten lichterloh – umgeben von einem Feuer wie flüssiges Glas. Sie hatte im Kunstunterricht gelernt, man könne flüssiges Glas in jede Form bringen.
    Sie lächelte Mr. Díon an. »Gut.« Dann schloss sie die Augen.
    Man vertraute seiner Familie.
    »Ich werde dich an den Schläfen berühren. Aber du behältst die Augen zu, ja, Schatz?«
    Brisia nickte. Finger schoben ihr Haar zur Seite und ließen sich dann auf ihrer Haut nieder. Die Hitze, die von ihnen ausging, verursachte ein fremdartiges Schwindelgefühl. So als würde sie wie ein Ballon durch die Luft schweben.
    »Kehr zum Anfang zurück«, wisperte Díon.
    Eine Welle, die alles in ihrem Kopf durcheinanderbrachte, durchrollte sie, und als sie versuchte, die Augen wieder zu öffnen, konnte sie es nicht. Sie begann, sich zu fürchten. Eine kalte, schwarze Angst ergriff sie. »Mr. Díon? Ich fühle mich nicht gut.«
    »Das geht gleich vorbei. Konzentrier dich auf das, was heute Abend passiert ist.«
    Der Schwindel verschwand, doch die eisige Furcht hatte sie fest im Griff. Sie hielt sich an den Armlehnen ihres Stuhls fest, um sicherzustellen, dass sie nicht fiel.
    Ein Gedanke breitete sich in ihrem Kopf aus: Alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit, und du wirst Papa bald wiedersehen. Sie entspannte sich und ließ den Gedanken wie heißen Kakaoduft durch sich hindurchziehen, während sie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was einige Stunden zuvor passiert war.
    Sie öffnet die Haustür und läuft in das leere Wohnzimmer. »Papa?«, ruft sie. »Ich habe meinen iPod vergessen!«
    Noch während die Erinnerung und die damit verbundenen Geräusche und Bilder vor ihrem geistigen Auge vorüberzogen, spürte sie, wie jedes einzelne aufgetrennt und in seine Bestandteile zerlegt wurde – wie wenn ihre Mutter Wolle wieder auftrennte, weil ihr das, was sie gestrickt hatte, nicht gefiel. Bis es nur noch ein Wollfaden war, der darauf wartete, zu etwas anderem verstrickt zu werden. Oder wie flüssiges Glas, das darauf wartete, eine Form zu bekommen.
    Dann lösten sich sogar diese Gedanken auf.

1
    NOTWENDIGES ÜBEL
    Seattle, Washington · 25. März
    Emmett Thibodaux stand auf der Schwelle zum Arbeitszimmer des Opfers. Durch das Licht aus dem Flur warf er einen großen Schatten auf die Leiche vor ihm.
    FBI Senior Agent Alberto Rodriguez lag auf dem Teppichboden wie jemand, der seinem schmerzenden Rücken etwas Erleichterung verschaffen will. Doch der schwere metallische Geruch nach Blut und das Knacken der Polizeifunkgeräte, das aus dem Wohnzimmer herüberdrang, erzählten eine andere Geschichte.
    Emmett schaltete das Licht ein.
    Rodriguez starrte mit halb geschlossenen, gebrochenen Augen zu der von einem Glasschirm umgebenen Deckenlampe hinauf. Seine Kehle war zerfetzt. Blut war vorn in seinen hellblauen Pulli gesickert und hatte ihn dunkelbraun gefärbt – die gleiche Farbe wie der blutige Heiligenschein um seinen Schädel auf dem Teppich.
    »Gütiger Himmel. Hat ihn seine Tochter so gesehen?«, wollte Emmett wissen.
    »Nein«, antwortete seine Kollegin Merri Goodnight hinter ihm. Er hörte das Reiben von Wildleder auf seiner Windjacke, als sie sich vorbeugte, um den Tatort zu begutachten, und nahm einen zarten Hauch von Gewürznelken wahr. »Jedenfalls hat das Abano behauptet. Brisia hat nur die Täter gesehen. Was mit ihrem Vater geschehen ist, weiß sie nicht.«
    »Abano? Der Agent, der hier das Sagen hat?«
    »Du

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