Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
hat ihn seine Ehefrau deshalb verlassen.«
    »Merri!«
    »Ich meine ja nur.«
    Ein weiß gekleideter Sanitäter mit entzückendem Afro und einer coolen dunklen, rechteckigen Brille blieb unter der Tür stehen. Er wies mit dem Kopf auf Rodriguez. »Ist er so weit?«
    »Ja, mehr als so weit«, antwortete Merri.
    Der Sanitäter trat beiseite, als sie und Emmett den Raum verließen. Sie gingen an der Bahre vorbei, die im Flur auf Rodriguez’ Überreste wartete. Daneben stand eine rotblonde Sanitäterin. Sie nickte ihnen zu, und Emmett erwiderte den Gruß.
    Abteilungsleiter Sam Gillespie wartete neben der Couch. Seine Haare waren auf dunkle Stoppeln reduziert – ein Schnitt, der offensichtlich machte, dass sein Haaransatz bereits deutlich zurückgewichen war. Mit seinen eins dreiundachtzig war er fünf Zentimeter kleiner als Emmett, während seine Haut nur eine Schattierung heller war als die Merris. Auf seinem Brillengestell ebenso wie auf den Schultern und dem Kragen seiner dunkelblauen Goretex-Jacke schillerten Regentropfen. In der rechten Hand hielt er eine schwarze Mappe.
    Seine Lippen verzogen sich zu einer verkniffenen Linie, die er für ein Lächeln hielt. »Thibodaux«, sagte er. »Goodnight.«
    »Boss«, antwortete Emmett und blieb neben der Couch stehen. Sein Blick fiel auf einen Becher, der auf dem Couchtisch stand. Auf dem weißen Porzellan stand in roten Lettern »Morgenmuffel« – ein Becher, aus dem Rodriguez vermutlich noch vor wenigen Stunden Kaffee getrunken hatte, ohne zu wissen, dass der Tod bereits durch das Fenster des Wäscheraums kletterte.
    »Boss«, brummte auch Merri, während sie an ihm vorbei zur Haustür ging. Sie riss sie auf und sog mehrmals bühnengerecht tief die feuchte Luft ein. Regen schlug gegen die Stufen und Pflastersteine, die zum Haus hinführten und nun zu beiden Seiten von Polizeibändern abgesperrt waren.
    Gillespie übertrieb es mit dem Aftershave tatsächlich, aber für den Augenblick war Emmett froh, etwas anderes als Blut, Urin und Tod riechen zu können.
    »Wie geht es Rodriguez’ Tochter?«, fragte er.
    »Gut, nehme ich an«, sagte Gillespie. »Man wird ihr unterdessen die Erinnerung gelöscht haben.«
    »Mann«, brummte Merri unter der Tür. »Sie ist doch noch ein Kind.«
    »Das noch am Leben ist«, antwortete Gillespie, »weil sein Gedächtnis gelöscht wurde. In den bösen alten Zeiten wäre sie ein weiteres Opfer dieses schrecklichen Raubüberfalls geworden, der so schiefgelaufen ist.«
    Emmett nickte und schob die Hände in die Hosentaschen. Das stimmte. Verlorene Minuten und Gedächtnislücken waren wesentlich besser als die kalte, bleibende Alternative.
    Aber nichts konnte ihn dazu bringen, eine der beiden Möglichkeiten zu mögen.
    »Scheint ganz so, als habe das FBI einige faule Eier.« Gillespie ließ den Aktendeckel auf den Teppich fallen. »Die Tochter hat die Verdächtigen eindeutig als Leitenden Special Agent Lyons, Special Agent Wallace und Dante Prejean identifiziert – ein Vampir, der einem streng geheimen Projekt angehört haben soll.«
    Emmett stieß einen leisen Pfiff aus. »Wallace? Hat man sie nicht vor zwei, drei Wochen als Heldin gefeiert, weil sie diesen Serienmörder verhaftet hat?«
    »Den Cross-Country-Killer – Elroy Jordan«, warf Merri von der Tür aus ein.
    Gillespie nickte. »Das ist sie. Während dieses Falls lernte sie Prejean kennen, und jetzt nimmt man an, dass er sie korrumpiert hat.«
    Merri ließ wieder ein verdrießliches Schnauben hören. »Wenn, dann nur, weil schon etwas in ihr steckte, das nur darauf gewartet hat, korrumpiert zu werden.«
    Gillespie warf ihr einen eisigen, harten Blick zu. »Wallace hat damit ihre Karriere ruiniert, Goodnight, und das, nachdem man ihr die Stelle des Leitenden Special Agent von Seattle angeboten hatte. Ihre Dienstakte war einwandfrei. Sie galt als klug, fähig und ehrgeizig. Also absolut vielversprechend. Ich finde die Erklärung, dass sie von einem Blutsauger korrumpiert wurde, mehr als einleuchtend.«
    Emmett stimmte dieser Einschätzung innerlich zu, hütete sich aber, sie laut zu äußern. Ein kalter Luftzug, der nach Gewürznelken und Regen roch, wirbelte an ihm vorbei.
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen«, sagte Gillespie.
    Merri starrte ihn einen Augenblick lang an, ehe sie mit scharfer Stimme fragte: »Also, was sollen wir machen, Boss?«
    »Wir konfiszieren alle Beweise, die die Polizei und das FBI ein gesammelt haben«, erwiderte er, während sein Blick durch das Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher