03 - Nur ein einziger Biss
öffnen.Vorsichtig sah sie sich im Raum um. Allerdings gab es kaum etwas zu sehen. Abgesehen von der Holzimitatverkleidung, die recht willkürlich an die Wand genagelt schien, und dem kotzgelben Teppich, auf dem eine ganze Masse von hübschen Schimmelpilzen wuchs.
Es war ein enges, scheußliches Zimmer, das ganz genau wie jedes x-beliebige andere Zimmer in einem schäbigen Hotel aussah. Und Darcy war in genug schäbigen Hotelzimmern abgestiegen, um das zu wissen.
Nein, nicht ganz, dachte sie, als sie den Kopf weit genug drehte, um die schweren Gitterstäbe vor dem Fenster zu sehen. Bei ihnen handelte es zweifellos um etwas Neues. Und total Überflüssiges. Lächerlich unnötig, wenn man bedachte, dass sie wie eine völlig Verrückte angekettet und gefesselt war.
Darcy rutschte auf der harten Matratze hin und her und warf einen wütenden Blick auf die Eisenhandschellen, die man ihr um die Handgelenke gelegt hatte. Sie waren mit schweren Ketten verbunden, die an den Fußboden geschraubt waren. Ketten, die ohne Zweifel so viel wogen wie sie selbst.
Ihre Kidnapper schienen davon überzeugt, dass sie das gefährlichste Wesen sei, das Chicago seit Al Capone heimgesucht hatte. Scheiße.
Darcy ignorierte den anhaltenden Schmerz in ihrem Kopf und bewegte sich auf der schmalen Matratze hin und her, wobei sie ihre Füße benutzte, um sich am Kopfende
in eine sitzende Position zu manövrieren. Sie war einer Flucht jetzt zwar nicht wirklich näher, aber wenigstens fühlte sie sich nicht mehr ganz so hilflos.
Zum Glück, denn jetzt wurde die Tür auf der anderen Seite des Zimmers aufgestoßen, um eine ihr inzwischen bekannte Frau zum Vorschein zu bringen - ihre geliebte Mutter. Das niederträchtige Miststück!
Darcy war für einen Moment schockiert über das Ausmaß ihrer Wut auf die Frau, die sie vermutlich geboren hatte.
Zugegebenermaßen war ihr erstes Treffen nicht gerade der Stoff gewesen, aus dem Träume gemacht wurden. Jedenfalls nicht, wenn diese Träume nicht beinhalteten, ohnmächtig geschlagen, entführt und an ein Bett gefesselt zu werden. Aber obwohl sie ein Gefühl von Verrat und sogar Enttäuschung erwartet hätte, war sie über den scharfen Zorn, den sie jetzt fühlte, erschrocken. Er passte nicht zu ihr.
Vielleicht war der Grund für seine Existenz, dass Darcy sich nicht mehr an ihre Kindheitsvorstellung von einer Mutter klammern konnte, die freundlich, sanft und liebevoll war. Einer Mutter, die gezwungen gewesen war, sie aufzugeben, aber immer noch eine tiefe Zuneigung zu ihrem verlorenen Kind empfand.
Dieses Wissen hinterließ einen schmerzhaften Riss in ihrem Herzen und weckte in ihr die Sehnsucht, auf die Frau einzuschlagen, die diesen verursacht hatte.
Die Frau schloss die Tür hinter sich und schlenderte lässig auf ihr Bett zu. Darcy zitterte, als ihre Haut anfing, merkwürdig zu kribbeln. Sie begann allmählich, dieses Gefühl mit der Anwesenheit eines Werwolfes in Verbindung zu bringen. Als ob irgendetwas in ihrem Körper
erkannte, dass sie sich in der Gesellschaft ihrer eigenen Spezies befand. Na toll.
Die Frau blieb am Fenster stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Darcy von oben bis unten. Sie schien nicht besonders beeindruckt von ihrer Tochter zu sein. Das war allerdings nicht weiter überraschend. Darcy war sich der Tatsache bewusst, dass sie aussah wie frisch durch die Mangel gedreht. Ihre Mutter dagegen hatte einen elfenbeinfarbenen Hosenanzug an, der wirkte, als stamme er aus einem Hochglanzmagazin, und ihr Haar war elegant geflochten und im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Sie wäre unglaublich schön gewesen, wenn ihr Gesichtsausdruck nicht kalt genug gewesen wäre, um die Luft zum Klirren zu bringen.
»Du bist also erwacht«, bemerkte die Frau beiläufig.
Darcy kniff die Augen zusammen. »So sieht es aus.«
»Ich begann bereits zu fürchten, dass ich dich zu fest geschlagen hätte. Es wäre eine Schande gewesen, dich zu töten, nachdem wir dich endlich wiedergefunden haben.«
Die Wut, die in Darcys Körper brodelte, nahm zu. Das war alles, was ihre Mutter ihr zu sagen hatte? Dass sie froh war, sie nicht getötet zu haben?
»Deine Besorgnis ist wirklich überwältigend«, brachte Darcy zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ein spöttisches Lächeln bildete sich auf den perfekten Lippen ihrer Mutter. »Wäre es dir lieber, wenn ich dein ›Aua‹ küsste und alles wieder gutmachte?«
»Wenn man bedenkt, dass du diejenige bist, die mir dieses
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