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03 - Nur ein einziger Biss

03 - Nur ein einziger Biss

Titel: 03 - Nur ein einziger Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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ein Sprichwort?«
    »›Pass auf, was du dir wünschst.‹«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Sophia erkannte, dass Darcy sich damit auf sie bezog.
    »Ja ja.« Ein Hohnlächeln überzog ihre Lippen. »Salvatore machte mich darauf aufmerksam, dass du dir eine Bilderbuchmutter erwarten würdest.«
    Na und, was zum Henker stimmte denn damit nicht? Selbst gekochtes Abendessen, ins Bett gebracht zu werden, ein sanfter Kuss auf die Wange … Darcy verzog das Gesicht.
»Und stattdessen habe ich eine Rabenmutter bekommen.«
    Sophia zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich nehme an, das stimmt. Weißt du, ich bin eigentlich gar keine so furchtbare Person, aber ich muss zugeben, dass ich wenig Interesse daran habe, Mutter zu sein. Das schien mir immer eine sehr langweilige Aufgabe und mit nur wenig Anerkennung verbunden.«
    »Und was ist mit der Liebe deiner Kinder? Die ist doch sicher auch was wert, oder?«
    »Nicht annähernd genug! Wenn du erst einmal einige Jahrhunderte eine Zuchtwölfin warst, wirst du das vielleicht verstehen.«
    Darcy gab einen erstickten Laut von sich. Sie wusste nicht, was eine Zuchtwölfin war, aber es klang nicht nach einer sehr vielversprechenden Stellung. »Eine Zuchtwölfin?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ja, das bist du«, erklärte Sophia. »Rassewölfinnen dienen im Rudel einem einzigen Zweck, und zwar, so viele Würfe hervorzubringen, wie es physisch möglich ist.«
    Darcys Augen weiteten sich. »Was, gibt es das bei euch wirklich … Würfe?«
    »Unsere Kinder werden als Menschen geboren. Wir nennen sie aber Würfe, weil wir normalerweise mit mehr als einem Kind zur gleichen Zeit schwanger sind, und natürlich verfügen sie über das Blut von Wölfen.«
    Das erinnerte Darcy an die einzige gute Sache, die ihr in diesem ganzen Durcheinander blieb. »Salvatore hat gesagt, ich hätte drei Schwestern?«
    »Ja.«
    »Darf ich sie kennenlernen?«
    »Wenn es uns gelingt, sie einzufangen.« In Sophias grünen
Augen blitzte Verärgerung auf. »Sie erweisen sich als ebensolche Nervensägen wie du, meine Liebe.«
    Darcy war hin- und hergerissen zwischen der Erleichterung, dass ihre armen Schwestern es geschafft hatten, ihrem eigenen Schicksal zu entgehen, und dem Bedauern, dass sie sie vielleicht nie kennenlernen würde. Es schien wunderbar, Schwestern zu haben.
    »Und gibt es noch andere?«, fragte sie. »Ich meine, hattest du mehr als einen … Wurf?«
    Sophia schwieg einen Moment lang, bevor sie die Achseln zuckte. »Ich war mehr als hundertmal schwanger.«
    »Großer Gott.«
    »Die Schwangerschaften dauern selten länger als einige Monate. Keines der Kinder überlebte bis zur Geburt, außer dir und deinen Schwestern.«
    Etwas, was vielleicht Kummer war, huschte über das wunderschöne Gesicht, bevor Sophia wieder hinter ihrer Maske aus boshafter Gleichgültigkeit verschwand.
    Darcy stockte der Atem vor unwillkommenem Mitleid. Verdammt. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie schmerzhaft es für eine Frau wohl war, immer wieder schwanger zu werden, während sie gleichzeitig wusste, dass der Tod nur einen Atemzug entfernt war.
    Sie wollte kein Mitleid mit dieser Frau haben, die sie behandelte, als sei sie bloß eine Spielfigur, die sie für ihre Pläne brauchte. »Tut mir leid«, murmelte sie dennoch, bevor sie die Worte unterdrücken konnte.
    »Das ist für Werwölfe eine Tatsache des Lebens.«
    »Warum?«, fragte Darcy, als sie sich daran erinnerte, dass Levet den Kindermangel bei den Werwölfen erwähnt hatte. »Ich meine, warum gibt es so viele Fehlgeburten?«
    Sophia gab einen ungeduldigen Laut von sich. »Wirklich,
Kindchen, benutze doch dein Gehirn! Kannst du dir vorstellen, was mit dem Körper einer Frau geschieht, wenn sie sich verwandelt?«
    Darcy war sich nicht so ganz sicher, was eine Verwandlung mit sich brachte, aber es klang schon mal nicht gut. »Nein, eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen.«
    »Nun, dann lass mich dir versichern, dass es, so belebend es auch sein mag, außerdem höchst gewaltsam ist.«
    »Oh.«
    »Ja, ›oh‹.« Ihre Mutter lief unruhig in dem engen Zimmer hin und her. »Es gibt Legenden darüber, dass im frühen Mittelalter Rassewölfinnen ihre Verwandlungen kontrollieren konnten, selbst zur Zeit des Vollmondes, so dass sie ihre Kinder ohne Furcht vor Fehlgeburten austragen konnten. Wenn das der Wahrheit entspricht, ging diese Gabe vor langer Zeit verloren.«
    »Also müsst ihr euch verwandeln, ob ihr wollt oder nicht?«
    »Zur Zeit des Vollmondes, ja.«

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