03 - Nur ein einziger Biss
zu vervollständigen.
Was er nicht wusste, war, ob das ausreichen würde, um ihre tiefe Sehnsucht nach einer Familie zu überwinden.
Darcy biss die Zähne zusammen und zerrte weiterhin an den Eisenhandschellen. Ihre Handgelenke waren schon geschwollen und blutig von ihren Bemühungen, aber sie weigerte sich, sich ihre Niederlage einzugestehen.
Verdammt, die Sonne war bereits untergegangen, und es gab nicht den geringsten Zweifel, dass Styx gerade jetzt heroisch zu ihrer Rettung eilte. Sie musste hier verschwinden, bevor die Hölle losbrach!
Fluchend und an den vom Teufel geschmiedeten Ketten zerrend, hätte Darcy fast nicht das leichte Prickeln auf ihrer Haut und das leise Flüstern, das in ihrem Kopf ertönte, bemerkt.
»Darcy!«
Sie wurde still, und ihr Herz wurde ganz plötzlich von Angst ergriffen. »Styx. Wo bist du?«
»Ich bin in deiner Nähe. Bist du allein?«
»Ja, aber es ist zu gefährlich, Styx!«, sagte sie laut, weil sie keine Ahnung hatte, ob er sich tatsächlich in ihrem Kopf befand oder nicht. »Salvatore wartet bestimmt auf dich.«
»Die Werwölfe sind abgelenkt.«
Darcy hatte nicht vor, ihn zu fragen, welche Art von Ablenkung er sich ausgedacht hatte. Sie fing an zu erkennen, dass die Unwissenden wirklich selig waren.
»Es ist ganz egal, was für eine Ablenkung das ist, er wird trotzdem wissen, dass du hier bist!« Darcy konnte tatsächlich die Woge seiner Emotionen fühlen.
»Ich fürchte mich nicht vor einem Rudel Hunde!«, entgegnete er.
Da ihre eigenen Nerven blank lagen, war Darcy ihrerseits sofort wieder auf hundertachtzig. Verdammt noch mal! Warum hatten Männer bloß immer das Gefühl, sie müssten sich in den Kampf stürzen?
»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für deine Machoscheiße!«, brachte Darcy zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du machst alles nur noch schlimmer!«
Ihr tönten die Ohren von dem Schweigen in ihrem Kopf, und einen kurzen Moment lang dachte sie, er habe sich von ihr gelöst. Dann lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken.
»Ist es nicht dein Wunsch, gerettet zu werden?«, fragte er. »Ziehst du es vor, dort zu verweilen?«
Sogar aus dieser Entfernung konnte Darcy Styx’ entsetzliche Angst fühlen. Er dachte, sie teilte ihm mit, er solle verschwinden, weil sie bei den Werwölfen bleiben wolle. Ihr Herz zog sich zusammen, als sein Schmerz in ihr widerhallte.
Sie hatte gedacht, sie brauchte eine Familie, die ihr Herz erfüllte, aber das war nicht mehr als eine Illusion
gewesen. All die Liebe und die Sicherheit, die sie jemals brauchen würde, konnte sie in den Armen ihres Vampirs finden.
»Natürlich will ich nicht hierbleiben«, sagte sie sanft. »Aber ich lasse es nicht zu, dass du dich selbst in Gefahr bringst!«
Seine plötzliche Erleichterung hüllte sie ein. »Die einzige Gefahr für mich besteht darin, von dir getrennt zu sein!«, erwiderte er mit einem Anflug von Stahl in der Stimme. »Ich kann ohne dich nicht überleben.«
»Sturkopf«, murmelte sie. Sie kannte diesen Ton. Er würde herkommen, um sie zu holen. Und nichts, nicht einmal die Hölle selbst, würde ihn davon abhalten. »Sei vorsichtig.«
Sein leises Lachen ertönte in ihrem Kopf. »Ja, mein Engel.«
Darcy lehnte sich müde wieder gegen die Kissen und bemühte sich, ihren rasenden Herzschlag wieder zu beruhigen.
Aber was, wenn Salvatore in der Dunkelheit lauerte und darauf wartete, Styx in einen Hinterhalt zu locken? Der Werwolf war verzweifelt. Und ein verzweifelter Dämon war ganz sicher ein gefährlicher Dämon. Styx konnte verwundet werden. Und sogar getötet …
Der furchtbare Gedanke wurde glücklicherweise unterbrochen, als die Tür mit Entschlossenheit aufgestoßen wurde und eine vertraute männliche Gestalt über die Schwelle trat.
Eine allumfassende Erleichterung flackerte in ihr auf, und sie ließ ihren Blick hingebungsvoll über das wunderschöne bronzefarbene Gesicht und den kräftigen Körper gleiten, der von schwarzem Leder umschlossen war.
Mit seinem rabenschwarzen Haar, das nach hinten gekämmt und zu einem festen Zopf geflochten war, und einem langen Schwert, das er sich auf den Rücken geschnallt hatte, wirkte Styx vom Scheitel bis zur Sohle wie ein Krieger, aber alles, was Darcy in ihm sehen konnte, war der zärtliche Liebhaber, der ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt hatte.
»Styx!«, keuchte sie, und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals.
Ein leises, gefährliches Knurren erklang, als Styx leichtfüßig auf sie zukam, um
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