03 - Sarggeflüster
Schmerz langsam, aber sicher nachließ. Nach und nach verwandelte sich das Brennen in ein regelmäßiges Pochen, und schließlich drangen meine feuchten Finger und das weiche Fell an meiner Handfläche in mein Bewusstsein vor.
Ich öffnete ein Auge und erblickte Killer, der mir die Hände leckte. Er hielt inne. Seine großen grünen Augen blickten in meine.
Steh schon endlich auf, ich hab Hunger.
Kein „Du liebe Güte, du bist hingefallen und kannst nicht aufstehen“ oder
„Oh Mann, du musst ja schlimm verletzt sein, dass du immer noch da rumliegst“.
„Ich hasse dich“, sagte ich, als ich mich jetzt mit einiger Mühe auf die Beine kämpfte.
Ja, ja, das ist doch nichts Neues. Und jetzt hiev deinen Arsch in die Küche und mach eine von diesen kleinen Dosen auf, bevor ich ungemütlich werde.
Ich schleppte mich in die Küche, fand das Katzenfutter und überließ Killer seinem Fresschen, während ich mich ins Bad begab. Ich schälte mich aus meinem heißen pinkfarbenen Kleid und begutachtete den knallroten Striemen, der quer über meinen Rücken verlief. Ein weiterer prangte auf meinem Arm. Meiner linken Pobacke. Meinem Oberschenkel.
Was zum Teufel war da los?
Aber eigentlich wusste ich es nur zu gut. Ty hatte mich so lange fern gehalten, aber am Ende war seine Willenskraft dahingeschwunden. Er hatte zu viel erdulden müssen. Den Schmerz. Die Gefangenschaft. Er war geschwächt, hatte sich nicht mehr in der Gewalt. Er lag im Sterben, war endgültig am Ende seiner Kräfte angelangt. Was bedeutete, dass er mich nicht länger fernhalten konnte, wenn ich nur fest entschlossen war. Wir waren jetzt ein und dieselbe Person.
„Da, wo das herkommt, gibt's noch mehr.“
Die Stimme hallte, mein Kopf dröhnte, und ich begriff in diesem Augenblick, dass die Nacht gerade erst begonnen hatte.
„Mach die Augen auf.“
Ich versuchte es. Nicht weil er es mir befahl, sondern weil ich es wollte. Ich wollte bei Bewusstsein sein, mit geöffneten Augen und wachem Geist. Mit geschärften Sinnen.
Alles war besser, als irgendwo zwischen dem Leben nach dem Tode und dem ewigen Tod zu verharren, verloren im Schmerz, außer Sinnen vor Pein.
Aber noch schlimmer war der Hunger.
In meinen Eingeweiden nagte und zwickte es, und meine Kehle brannte. Mein Inneres war aufgewühlt, es zerrte und drückte und trieb mich schier in den Wahnsinn. Ich fühlte meine Fänge an meiner geschwollenen Zunge, wie sie die empfindliche Haut ritzten, bis Blut hervorquoll. Aber mein eigenes Blut reichte nicht aus: zu langsam rann es, zu träge und kalt.
Ich brauchte frisches Blut. Dann könnte ich wieder denken. Kämpfen.
Als ob meine Gedanken es heraufbeschworen hätten, fühlte ich einen Tropfen süßer, köstlicher Hitze an meinen Lippen. Mein Mund öffnete sich, und meine Zunge bewegte sich wie von selbst, leckend und saugend.
Mehr!, verlangte der Hunger, und es kam tatsächlich mehr, floss süß in meinen Mund.
Ich trank gierig, bis nichts mehr da war.
Aber ich brauchte mehr. Noch eine Kostprobe. Noch eine Chance.
Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, und starrte durch einen Nebelschleier auf den Schatten, der über mir aufragte.
„Ich wusste, dass dich das aufwecken würde.“ Der Schatten grinste - ein erschreckender Riss in der schwarzen Maske seines Gesichts. „Raus aus den Federn!“
Ich hörte die Worte, aber sie kamen nicht über den Hunger hinaus, der knurrte und lautstark nach mehr Nahrung verlangte.
Ich leckte mir über die Lippen und blinzelte. „Mehr.“
„Oh, du bekommst mehr, ganz sicher, aber nicht von meiner Hand. Ich habe jetzt lange genug den gütigen Wohltäter gespielt. Es wird Zeit, dass du für dich selbst sorgst.“ Er drehte sich um, ging in die Ecke, und dann waren da auf einmal zwei Schatten. Logan, denn das war sein Name, größer und bedrohlicher, und eine Silhouette, die vielleicht halb so groß war wie er.
„Nun komm schon“, sagte er zu der kleineren, streitlustigen Gestalt.
Nein. Eine entsetzliche Angst stieg in mir auf. Aber dann brandete Erregung darüber hinweg, überschwemmte mich und trug alles andere fort.
Ich war hungrig, und endlich würde er mir etwas zu essen geben. Es war so lange her, so lange, dass ich aufgehört hatte, die Tage zu zählen, seit ich das letzte Mal gegessen hatte. Ich warf einen raschen Blick auf das Fenster. Dunkelheit. Lichter. Musik plärrte in meine Ohren, vermischte sich mit dem Donnern meines Herzens und dem hektischen Pop, Pop, pop einer Maschine.
„Na, na,
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