03 - Schatten Krieger
stattdessen in einer Kaskade aus verrotteten, ausgedörrten Knochen und durchnässten Lumpen. Andere folgten seinem Beispiel, kletterten über die Außenwand der Werkstatt und stiegen dabei übereinander an der Wand zum Dach hinauf.
Sollen wir hier sterben?, dachte Tashil. Ereilt mich hier mein Schicksal?
Atemor kämpfte immer unter Aufbietung all seiner Kräfte um die Seitenmauer und den Baldachin, während Rog und Gillat ein langes Objekt hinter den Fässern hervorzerrten. Es war eine schwere Leiter. Sie schleppten sie zur Mauer und kippten sie hinüber. Sie überbrückte den Spalt zwischen ihrer Werkstatt und dem Dach des nächsten Gebäudes.
In Tashil keimte eine winzige Hoffnung auf, und sie tippte Inryk auf die Schulter.
»Auf zur nächsten Bastion!«, schrie sie über den Lärm hinweg.
Er schleuderte noch kurz einen Feuerdolch in das skelettierte Gesicht eines hünenhaften Untoten und folgte ihr dann zu der improvisierten Laufplanke. Tashil achtete sorgfältig darauf, wohin sie die Füße setzte, während sie hinüberlief, damit sie die Sprossen nicht verfehlte. Als sie die andere Seite erreicht hatte, winkte sie die anderen hinüber. Gillat war der Letzte, der den Übergang wagte, und er musste sich zweier untoter Angreifer und eines lebendigen Piraten erwehren, bevor er endlich die Leiter erreichte. Knapp zwei Meter vor dem rettenden Dach glitt er ab, konnte sich jedoch an der Leiter festhalten und kroch den Rest des Weges auf Händen und Füßen weiter. Sobald er in Sicherheit war, zogen die anderen die Leiter ebenfalls hinüber und stürzten dabei zwei Feinde in die wogende Menge unter ihnen.
Tashil hatte einen verzweifelten Plan. Sie wollte die Leiter auf dieselbe Weise benutzen, um den Spalt zwischen dieser Werkstatt und der Mauer zu überbrücken, die an der Gasse hinter dem Haus entlangführte. So konnten sie in das Labyrinth der Gässchen und Straßen entkommen. Sie schilderte ihren Plan rasch den anderen, und sie wollten gerade die Leiter über die Rückseite des Daches schieben, als ein Mann mit einem kleinen, silbernen Objekt in der Hand mit einem Satz über die Mauer sprang und geschickt auf dem Dach vor ihnen landete. »Zeit, dass du den Preis für deine Torheit bezahlst.« Er deutete auf die Leiter, die sofort in Flammen aufging. Tashils Gefährten schrien vor Furcht und Wut, als die Leiter in rauchenden Trümmern auf das regennasse Dach fiel, doch sie selbst schwieg. Der Mann musterte sie, während er auf sie zuschlenderte, und stellte gelassen einen Fuß auf die niedrige Mauer. Er grinste, als ein Strom seiner untoten Handlanger aus dem Treppenhaus hinter ihm auftauchte.
»Wer seid Ihr?« Wut mischte sich in Tashils Verzweiflung.
»Kapitän Bureng ist mein Name, schöne Kämpferin«, erwiderte er. »Wenn dies vorbei ist, werde ich allerdings einen Titel annehmen, der meinem neuen Rang angemessener ist…«
»Eurem neuen Rang?«, fragte Tashil. »Wie interessant, Kapitän, erklärt Euch doch bitte.« Gleichzeitig schickte sie einen Hilferuf in Gedankensprache aus.
Dardan, wir brauchen Euch!
Bureng lachte und hob das silberne Ding in seiner Hand hoch. Es war ein Spiegel und außerdem das Herz der Brunn-Quell-Hexerei, die den Heerhaufen der Untoten kontrollierte. In Tashils Magiersicht wirkte es wie das brennende Zentrum eines Netzes, das sich in alle Richtungen erstreckte. Nur die Zerstörung dieses Fetischs konnte noch die Niederlage der Angreifer herbeiführen, das wurde ihr schlagartig klar.
»Dein Freund kann nicht antworten, weil er gerade um sein eigenes Leben kämpft«, erklärte Bureng und ließ seinen Blick über die Vielzahl von schwarzäugigen Untoten gleiten, die sich mittlerweile auf dem Dach versammelt hatten. »Und was meinen neuen Rang angeht… wenn ich mich umsehe, blicke ich auf ein herrenloses Land, ich sehe einen Thron ohne Kaiser…«
»Verzeiht, aber eigentlich haben wir schon einen«, warf Inryk ein. »Zugegeben, er ist vielleicht nicht der Klügste, aber wenigstens verfügt er über die Tugend eines zwar bescheidenen, dafür jedoch gesunden Verstandes.«
Bureng warf ihm einen hohnlächelnden Blick zu. »Dich bringe ich zuerst um«, erklärte er und trat einen Schritt vor. Er hob die freie Hand, die von einem smaragdgrünen Feuer umhüllt war.
Ein greller Lichtblitz zuckte auf, und ein Donnerschlag ertönte, als ein magischer Strahl den Rand des Dachs traf, auf dem Bureng eben noch gestanden hatte. Das blendende Licht erhellte das Dach und erschrockene
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