03 - Schatten Krieger
Gesichter, doch Bureng trat unbeeindruckt an den Rand des rauchenden, qualmenden Lochs und schüttelte drohend die Faust gegen eines der hohen Gebäude auf der anderen Seite der Heerstraße.
»Komm schon, Bruder!«, brüllte er gegen den Wind und das Prasseln des Regens. »Warum so ängstlich? Zeige dich mir von Angesicht zu Angesicht…!«
Ein zweiter Strahl zuckte aus der Finsternis und schlug in die Menge der Untoten ein. Er vernichtete eine große Zahl, holte noch mehr von den Füßen und schleuderte sie über den Rand des Daches in die Tiefe. Während Bureng seinen unsichtbaren Widersacher herausforderte, drehte sich Tashil zu den anderen herum. »Wenn wir ihn überraschen, können wir vielleicht diesen Spiegel in unsere Gewalt bringen«, meinte sie. »In ihm sitzt die Macht über die Untoten.«
Alle nickten und griffen Bureng gleichzeitig an, aber ein kleiner, hagerer Mann neben ihm schrie ihm eine Warnung zu. Bureng wirbelte herum. Er schlug mit dem Spiegel zu, der nun vor Macht glühte, und der Hieb schleuderte Gillat zur Seite. Dann hämmerte er seine Faust gegen Inryks Brust. Doch Atemor gelang es, hinter ihn zu gelangen. Er schlang dem Mann den Arm um den Hals, während Rog ihm die Beine unter dem Körper wegtrat.
Sie bildeten ein stöhnendes, fluchendes und vor Wut brüllendes Knäuel aus Gliedmaßen. Tashil bekam den oberen Teil des Spiegels zu fassen und versuchte, ihn dem Kapitän zu entreißen, aber Bureng hielt ihn aus Leibeskräften fest. Seine Stimme war einem unheimlichen, grausigen Knarren gewichen, das immer lauter wurde und aus seinem ganzen Körper zu kommen schien. Plötzlich durchdrang eine fürchterliche Hitze Tashils Hände und Arme, als sie um den Spiegel rang, und in ihre Augen und Ohren stachen glühende, summende Nadeln. Eine urtümliche Furcht überkam sie, und sie konnte nicht anders, als vor diesen brennenden Visionen zu flüchten. Die anderen wichen ebenfalls zurück, bis auf Atemor, der sich verbissen an Burengs Hals festklammerte. Aber der Kapitän war von einer geisterhaften Macht besessen und zog Atemor mit hoch, als er aufstand und versuchte, den jungen Krieger zu packen. Tashil wollte sich gerade auf ihn stürzen, als eine große, hagere Gestalt zwischen ihnen auftauchte. Sie versetzte Bureng einen Hieb mitten ins Gesicht. Das Blut spritzte ihm aus der Nase, und er taumelte zurück.
Dann packte der Fremde den Spiegel und wand ihn Bureng fast mühelos aus der Hand. Der Kapitän, der immer noch gegen Atemor kämpfte, brüllte vor Wut auf, als der große Mann den Spiegel gelassen vor sein Gesicht hob und sich betrachtete. Um sie herum herrschte das blanke Chaos. Rog und Gillat kämpften erbittert gegen die Meute der Untoten, Inryk hatte sich wieder aufgerappelt und schleuderte Feuerdolche gegen sie, und gleichzeitig ging ein wahrer Wolkenbruch auf die Stadt nieder.
Der große Fremde jedoch schien das alles schlicht zu ignorieren, während er in den Spiegel starrte. Allmählich begann das komplexe, verwobene Muster auf dem Spiegel zu leuchten, erst in einem schmutzigen Orange, dann in Rubinrot und schließlich in dem goldenen Gleißen einer Esse. Die untoten Piraten hörten schlagartig auf zu kämpfen und richteten ihre leblosen Blicke auf den Spiegel. Dessen Muster war jetzt weiß glühend, und als es plötzlich zu schmelzen begann und sich auflöste, entrang sich den zahllosen Untoten überall in Sejeend ein gewaltiger kollektiver Seufzer und sie fielen auseinander. Jede der verschrumpelten Gestalten sackte zu einem Haufen Knochen und verrotteter Fetzen zusammen, aus denen Wasser strömte.
Als der Fremde die verbogenen Reste des Spiegels achtlos auf die Straße warf, wo die Bruchstücke klappernd auf den Pflastersteinen landeten, stieß Bureng ein wahnsinniges Wutgeheul aus, drehte die Schultern und versuchte noch einmal, sich Atemors zu entledigen. Im selben Moment zuckte ein blendender Blitz von den hohen Gebäuden auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes und traf das Dach, auf dem sie standen. Es donnerte ohrenbetäubend, und ein grelles Licht flammte auf, in dem Schatten herumflogen. Als Tashil wieder etwas erkennen konnte, hockten sie und die anderen zwischen Haufen von nassen Knochen. Rauch und Dampf stieg von einem verbrannten Loch auf, wo der Blitzstrahl das Dach getroffen hatte. Dicht daneben lag eine Gestalt auf dem Boden. Tashil taumelte hinüber.
Atemor lag auf der Seite, reglos und ohne zu atmen. Eine schreckliche Angst ließ Tashil erbeben, als sie
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