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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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neben ihm auf die Knie sank. Sein Haar war verbrannt, und er blutete aus einer fürchterlichen Wunde an seinem Hals, dicht hinter seinem Ohr. Sein regennasses Gesicht jedoch wirkte ruhig, beinahe gelassen, und er hatte die Augen halb geöffnet, als würde er einschlafen oder gerade aufwachen …
    Tashil hörte Dardans Stimme neben sich und spürte am Rand ihres Verstandes Calabos' Ruf in Gedankensprache. Aber sie dachte nur daran, dass ihr Vater ihr die Schuld an Atemors Tod geben würde, weil sie ihn nicht hatte beschützen können …
    Die Tränen vermischten sich mit den Regentropfen und liefen Rikken über das Gesicht, in seinen schluchzenden Mund und über den Hals, während er den kleinen, zweirädrigen Karren durch eine Seitenstraße zog. Kapitän Bureng lag darauf. Alles war schiefgegangen. Erst war der verhexte Spiegel zerstört worden, dann die Armee der Untoten, und die Mannschaft der
Muräne
war entweder niedergemetzelt worden oder in alle Winde zerstreut, und der Kapitän selbst war kaum noch am Leben gewesen, als Rikken seine bewusstlose, halb verbrannte Gestalt aus der schmutzigen Gasse gezerrt hatte, wo er nach seinem Sturz vom Dach gelandet war. Er konnte von Glück reden, dass er in einem kleinen Schuppen auf der Gasse diesen wackligen Handkarren gefunden hatte. Einen sicheren Weg zurück zu dem Pier zu suchen, wo die
Muräne
vertäut lag, war eine noch weit schwierigere Herausforderung.
    Viele Gebäude brannten, und einige Bürger hatten sich zusammengerottet, um ihre Geschäfte und Häuser vor den Banden von betrunkenen Plünderern und Schlägern zu beschützen, die ungehindert durch die Straßen streunten. Von der Armee und der Stadtwache war nichts zu sehen. Gerüchte wollten wissen, dass sie am Pier bei den Seetoren kämpften. Allerdings liefen immer noch genug Leute umher, und Rikken fürchtete die Möglichkeit, von jemandem angehalten zu werden. Also schnappte er sich ein weggeworfenes Stück Sackleinen von einem Müllhaufen in einem Hinterhof und breitete es über Burengs bewusstlose Gestalt. Es war mühsam, sich durch die verregneten Straßen zu kämpfen und dabei zu versuchen, allen Menschen aus dem Weg zu gehen. Er musste den Karren durch schmale Gassen und über verlassene Hinterhöfe zerren. Wer ihn ansprach, ließ sich normalerweise von der Geschichte abschrecken, dass er einen toten Hund zum Apotheker brachte. Er flocht ein, dass der Hund an der Pest gestorben sei. Normalerweise genügte das. Die meisten schlugen mit entsetztem Blick eine Hand über Nase und Mund und wechselten hastig die Straßenseite. Als er den Karren mit Bureng aus einer weiteren engen Gasse zerrte, konnte er endlich die großen Seetore sehen, die zu den Silbernen Kais führten. Als er die breite Straße davor überquerte, malte er sich aus, dass Hunderte Augenpaare jede seiner Bewegungen verfolgten, und es kostete ihn eine ungeheure Willensanstrengung, ruhig zu bleiben, so, als würde er diesen Weg seit Jahren tagtäglich gehen. Einige Augenblicke später hatte er die Tore hinter sich gelassen und zog den Karren rasch zum Pier. Er suchte in der Dunkelheit nach den Umrissen der
Muräne.
    Stattdessen lagen jedoch Dutzende von dunklen, verrotteten Schiffen an den Molen und Piers, und ein Feld aus schrägen Masten ragte aus dem Wasser des Hafens. Ihre Querbalken waren gebrochen, die Takelage verknotet und die Segel zerfetzt. Rikken ging vor Überraschung langsamer, bis ihm dämmerte, dass die Zerstörung des Spiegelfetischs nicht nur Hanavoks Armee vernichtet hatte, sondern auch seine Flotte.
    Als er sich durch die Pfützen auf dem Pier kämpfte und dabei großen Haufen von Knochen und Leichenteilen auswich, überkam ihn plötzlich eine ungeheure Furcht und das Gefühl eines schrecklichen Verlustes. Dort, wo die
Muräne
gelegen hatte, schlug nur schwarzes Wasser an den Kai. Er konnte gerade noch die Positionslampen eines Schiffes ausmachen, das etwa eine Meile weit in der Bucht segelte und Kurs aufs offene Meer hielt. Rikken glaubte, die Umrisse der
Muräne
zu erkennen, die langsam in der regnerischen Nacht verschwand. »Weg«, flüsterte er. »Sie ist weg und hat uns zurückgelassen …«
    Dann bemerkte er eine Bewegung auf dem fast verlassenen Pier. Eine Gestalt versuchte, sich aufzurichten. Sie lag in der Nähe einer der wenigen Hängelaternen, die noch brannten. Er zog den Karren mit dem Kapitän hastig hinter sich her und eilte dorthin. Erschreckt sah er Kapitän Logrum, der seinen Dolch zog, als Rikken näher

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