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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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gefliesten Boden, auch wenn die Räume, die davon abgingen, vermutlich nicht bewohnt waren. Vor sich bemerkte er einen flackernden, gelblichen Schein an einer Stelle, an der verschiedene Fenster auf den zur Stadt gerichteten Abschnitt des Palastes hinausführten.
    Bei dem Anblick des brennenden Tagfrieds blieb er wie angewurzelt stehen. Mit seinen neun Stockwerken überragte der Fried sogar noch die Staatsflagge und den Glockenturm auf der Kuppel der Großen Halle. Aus den Fenstern der einzelnen Stockwerke schlugen lodernde Flammen. Trotz seiner Aufregung kam es ihm merkwürdig vor, dass diese Feuersbrunst in so kurzer Zeit das ganze Gebäude ergriffen haben sollte. In den Gärten unter ihm hatte sich eine Menschenkette gebildet, die verzweifelt Wassereimer weiterreichte, um die Flammen zu löschen. Sie standen auf verlorenem Posten. Das Feuer hatte sich zu rasch ausgebreitet und brannte zu stark.
    Fast, als wäre
es
so geplant gewesen.
    Da fiel ihm jemand im schattigeren Teil der Gärten nahe der Mauer auf. Eine große Gestalt schlich über einen Pfad, der vor den Blicken der freiwilligen Helfer durch Büsche verdeckt wurde. Das musste der Hexer Jumil sein. Corlek hastete weiter über den Korridor und gelangte an eine breite Treppe, die nach unten führte. Während er hinabstieg, hörte er Stimmen aus einem Gang im Erdgeschoss. Zum Glück fand er einen kleinen Vorraum, dessen Tür nur angelehnt war und nach draußen in die Gärten führte. Die Luft war warm und roch nach beißendem Qualm. Der Fried brannte wie eine gigantische Fackel und löschte alles andere durch seinen grellen, weiß glühenden Schein aus. Corlek erhaschte einen Blick auf Jumil, der die Steintreppe an der Innenmauer zu einem Verbindungsgang hinaufstieg und offenbar zu einer Tür an dessen Ende wollte. Es war noch jemand bei ihm. Eine kleine, verhüllte Gestalt, die mit ihm Schritt hielt. Corlek machte sich an die Verfolgung.
    Die Bohlen des Verbindungsganges knarrten unter seinen Füßen, als er zu der Tür lief. Der lodernde Fried lag direkt vor ihm, und durch das Tosen des Feuers hörte er das Krachen von einstürzenden Balken und die Schreie der Menschen, die in dem Gebäude eingeschlossen waren. Dann hörte er wütende Rufe von unten und sah, wie einige Gestalten auf den Baikonen des Frieds auftauchten. Selbst aus der Entfernung konnte er sehen, dass ihre Gewänder und auch ihre Haare angesengt waren und qualmten.
    Zwei von ihnen schleppten ein langes Objekt auf den Balkon, hielten es fest und ließen den Rest über das Geländer fallen. Es entfaltete sich und entpuppte sich als Banner, das mit dem roten Hobelmesser eines gewöhnlichen Holzschnitzers verziert war, dem Symbol des Glaubensbekenntnisses der Gestalter-Jünger. Noch während das Banner in Flammen aufging, verwandelten sich die Schreie der Menschen in den Gärten in wütendes Gebrüll. Die Gestalten auf dem Balkon deuteten nur einen Moment wortlos nach unten, bevor sie sich umdrehten und sich in die Flammen stürzten.
    Corlek war wie gelähmt. Er konnte kaum fassen, was er soeben gesehen hatte, aber er zwang sich, weiterzulaufen. Er wollte diesen Jumil in die Finger bekommen, mochte er ein Hexer sein oder nicht. Doch schon nach wenigen Schritten versperrte ihm eine dunkle, kräftige Gestalt den Weg und zückte ein sehr beeindruckendes Breitschwert. »Der entehrte Spross eines untergegangenen Hauses«, erklang eine spöttische Stimme. »Es ist zwar eigentlich die Arbeit eines Henkers, Euch zu töten, aber auch ich kann tun, was getan werden muss.«
    Vorik dor-Galyns Gestalt hob sich gegen das flammende Inferno des Tagfrieds als dunkle Silhouette ab. Nur der Glanz der eisernen Schnallen seiner Rüstung, einer Gürtelschließe, eines Ringes in seinem Ohr und die starren Augen, die Corlek ansahen, hoben sich aus dem Dunkel ab.
    »Kommt nur.« Corlek packte den Griff seines Kurzschwertes fester. »Die Arbeit als Henker ist für Euch doch sicher ein gewaltiger Schritt nach oben.«
    Dor-Galyn grinste, machte einen schnellen Ausfall und zielte mit seiner Klinge auf Corleks Hals. Doch Corlek hatte den Schlag kommen sehen und stürzte seinerseits vor, sein Kurzschwert direkt auf die Brust von dor-Galyn gerichtet. Aber er fühlte keinen Aufprall, als sich die Klinge in das Leder und die Haut grub, keinen Widerstand, gar nichts. Dafür löste sich dor-Galyn plötzlich in Luft auf. Corlek keuchte überrascht auf und stolperte zwei, drei Schritte an der Tür vorbei, bevor er seine Balance

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