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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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vergeblich, auf der dünn gepolsterten Pritsche eine bequeme Schlafposition zu finden. Er trug verschlissene Gewänder, ausgetretene Stiefel und eine leere Rapierscheide am Gürtel, dazu jedoch einen seidengesäumten Umhang, angeblich sein letzter wertvoller Besitz. Es war ihm nicht schwer gefallen, sich als verarmter Landjunker auszugeben, der seine Habe, seine Frau und seine Würde verloren hatte. Diese Geschichte hatte er jedenfalls einem Gestalter-Mönch namens Lemker erzählt, der mitleidig zuhörte. Danach führte er ihn in den warmen Saal und gab ihm einen kleinen Napf mit heißer Fleischbrühe. Später erfuhr Sounek, dass Lemker ein Manualer war, der niedrigste Rang unter den Mönchen des Gestalters. Sounek kannte außer einigen Parabeln nur wenig von der Lehre des Gestalters, aber er wusste, dass die nächsthöheren Mönche die Literants waren. Sie durften die Minderen Bücher des Glaubens studieren. Von ihnen hielten sich nur eine Handvoll in dem Amatellis-Refugium auf. Sie alle unterstanden dem Litanisten Tyorzin. Den Litanisten war es gestattet, auch die geheimnisvollen Hohen Bücher zu lesen, neben anderen heiligen Werken, und wenn Lemker auf die Litanisten zu sprechen kam, senkte er die Stimme zu einem ehrfürchtigen Flüstern.
    Sounek und einige andere Schutzsuchende hatten zugehört, wie Lemker eine Parabel des Gestalter-Glaubens rezitierte, während er gemeinsam mit seinen Tischgenossen Brot und Suppe aß. Gleichzeitig hielt Sounek eine Gedankenverbindung mit Inryk aufrecht, der in diesem Moment über die Simse und Regenrinnen des stufenförmigen Dachs des Refugiums kroch.
    Während Sounek sich jetzt schlaflos auf seiner Pritsche herumwälzte, führte er ein Gedankengespräch mit seinem Wächterkollegen, der sich gerade nach einer sorgfältigen Suche aus der Zelle eines Mönches zurückgezogen hatte.
    …
habe nichts von Interesse gefunden,
teilte Inryk ihm gerade mit.
Ein paar Pergamente mit Abschriften des Katechismus und dergleichen, aber keine Stifte, nicht mal ein Stück Holzkohle.
    Es muss hier irgendwo eine Schreibstube geben,
meinte Sounek.
Aber ja, das klingt nach der Zelle eines Literanten.
    Ein was?
    Ein Literant, ein niederer Mönchsrang. Sucht eine Kammer mit vielen Büchern und Schriftrollen. Die wird von dem Litanisten bewohnt. Aber hütet Euch, ihn aufzuschrecken.
    Was Ihr nicht sagt! Ich habe alle Fensterflügel auf dieser Seite überprüft, also muss seine Stube auf der anderen Seite des Gebäudes liegen. Pah, sehr wahrscheinlich stürze ich bei dieser Kletterpartie ab und breche mir das Genick.
    Bitte nicht. Es wäre eine anstrengende Aufgabe, diese Schweinerei zu beseitigen.
    Sehr komisch. Und wenn ich in der Höhle dieses Litanisten nun nichts Belastendes finde?
    Dann müssen wir es in den anderen Gestalter-Refugien erneut versuchen.
    Das kann eine lange Nacht werden.
    Dann brach die Gedankenverbindung in Souneks Kopf ab, und er lag allein auf seiner unbequemen Pritsche. Er stützte sich auf seinen Ellbogen. Von hier aus hatte er die Diele im Blick, jedenfalls so gut er sie unter dem langen Tisch hinweg beobachten konnte. Es war so ruhig, wie es in einem derartigen Schlafsaal sein konnte. Man hörte das regelmäßige Atmen der Schlafenden, ab und zu ein Schnarchen. Eine Frau jammerte leise vor sich hin, jemand hustete, und von Bettstatt zu Bettstatt wurden geflüsterte Gespräche geführt. Am Kamin tröstete eine Manualerin ein weinendes Kind. All diese Beobachtungen verstärkten Souneks Eindruck, dass diese Gestalter-Anhänger mehr Interesse daran zu haben schienen, den Ärmsten der Armen Hilfe und Trost zu spenden, als sich in fanatische Prügeleien zu stürzen.
    Natürlich war diese Beobachtung angesichts der Meinung von Leuten wie dem Erzmagier und Ilgarion bedeutungslos. Sie hatten längst entschieden, wer der Feind war, und die Wächter hatten nur die Aufgabe, die nötigen Beweise heranzuschaffen. So viel war klar.
    Er lehnte sich zurück und dachte über Corlek Ondene nach, als sich Inryks Gedanken erneut in seinem Kopf formten.
    Bin jetzt auf der anderen Seite des Daches,
teilte sein Begleiter ihm mit.
Hier sind nur drei Fenster. Es sollte nicht lange dauern …
    Ist eines von ihnen erleuchtet?
    Ich sehe nicht mal den kleinsten Schimmer… Aber über dem Zentrum von Sejeend glimmt ein merkwürdiges Licht. Ich dachte vorhin schon, ich hätte etwas gesehen, aber jetzt ist es heller und nicht zu übersehen. Es muss ein großes Feuer sein. Leider kann ich nicht über die

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