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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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sprang über eine lange Kiste. Dann schulterte er den Speerschaft in der Art, wie die Stabkämpfer der Dalbari fochten, und stellte sich erneut seinem Widersacher.
    Diesmal war Corlek im Vorteil. Er täuschte mit seiner Speerspitze einen Stoß gegen dor-Galyns Gesicht an, den dieser abwehrte, indem er die Spitze der Waffe abschlug. Im gleichen Moment jedoch führte Corlek mit dem Schwert einen Schlag gegen den Unterleib seines Gegners. Der Hauptmann der Ehernen Garde sah den Hieb kommen und ließ sein Breitschwert in einer verzweifelten Parade hinuntersausen. Gleichzeitig jedoch wirbelte Corlek den abgehackten Speer mit der anderen Hand herum, holte mit dem Schaft aus und hämmerte ihn auf den ungeschützten Hals dor-Galyns.
    Dieser schrie erstickt auf, als er taumelte, das Gleichgewicht verlor und auf die Steine stürzte. Seine Klinge flog ihm aus der Hand und landete klappernd neben ihm. Wütend und mit einer triumphierenden Verachtung erfüllt, baute sich Corlek über ihm auf, das Schwert in der Hand.
    »Die Zeit ist gekommen«, stieß er keuchend hervor, »dass Eure Familie Verlust und Trauer schmeckt.« »Das glaube ich eigentlich nicht«, widersprach jemand direkt neben ihm.
    Er wirbelte erschreckt herum und sah Jumil kaum einen Meter von sich entfernt. Er stand da und hatte seine Maske in einer Hand. Corlek wollte seine Waffe herumreißen, aber zu seinem Entsetzen merkte er, dass seine Gliedmaßen und jeder einzelne Muskel wie erstarrt waren.
    »Nur ich bestrafe meine Diener«, fuhr Jumil ungerührt fort. »Außerdem ist dieses Schattenspiel hier beinahe beendet…«Er warf einen Blick auf den brennenden Tagfried, und Corlek hörte das dumpfe Geräusch der einstürzenden Wände, dem ein verrücktes Kichern der Frau folgte, welche die Illusionen geschaffen hatte. DorGalyn stöhnte.
    Jumil betrachtete Corlek aus dunklen, grausamen Augen. Die lodernden Flammen des zerstörten Frieds warfen einen dunklen Schatten über sein hageres Gesicht, eine Trennungslinie, die sich von den braunen Augen über seine spitze Nase und die zynisch grinsenden Lippen bis zu seinem kleinen, runden Kinn erstreckte. Corleks Schwert war nur einen kurzen Stoß vom Herz des Mannes entfernt, aber die magische Lähmung brannte wie ein Netz aus rasiermesserscharfem Stahl auf seiner Haut, als er versuchte, sich zu bewegen. »Du hast dich als ein Ärgernis erwiesen, obwohl ich dein Geschick anerkenne, da du es so weit geschafft hast«, meinte Jumil. »Ich hatte eigentlich vor, meinem Diener seinen Wunsch zu erfüllen und dir das Leben zu nehmen. Doch gerade ist mir ein sehr interessanter Weg eingefallen, wie du meinen Zwecken weit dienlicher sein kannst.«
    »Ich werde … Euch niemals … dienen!«, stieß Corlek heiser hervor.
    »Ein leeres Versprechen«, entgegnete Jumil. »Von einem leeren Gefäß, das allerdings schon bald wieder gefüllt sein wird.«
    Er machte eine winzige Handbewegung, und das eisige Netz schnitt in Corleks Körper, durch all seine Glieder und seinen Kopf wie eine Woge glühenden Feuers, das jeden klaren Gedanken aus seinem Hirn brannte.

9
    In der Nacht läuft die Angst in sichere Häfen ein
Wie ein Geisterschiff mit einer grausigen Fracht.
    RALGAR MORTH: DAS TAGEBUCH DES WACHMANNES, 2. KAPITEL
    Das Amatellis-Refugium der Gestalter-Gläubigen war ein ehemaliges Warenhaus am Südufer des Vaale, westlich von Sejeend. Seine hohen Ziegelmauern waren rissig, ihr Mörtel bröckelte, und der Regen hatte jede Farbe von ihnen abgewaschen. Dennoch war das Gebäude solide erbaut und bot seinen Bewohnern und allen, die in ihm Schutz suchten, eine gewisse Sicherheit. Nach Einbruch der Dunkelheit wirkten die massiven Mauern wie eine Festung, neben deren großen Flügeltüren zwei Fackeln brannten. Hinter der Reihe kleiner Fenster konnte man gelegentlich einen Wachposten erkennen.
    Die hohe Halle in dem Lagerhaus, die früher einmal als Hauptladeraum gedient hatte, wurde von einigen Binsenlichtern erhellt, deren gedämpftes Licht auf zahllose Reihen von Pritschen fiel, die auf dem kalten Steinboden standen und auf denen in Decken gewickelte Gestalten lagen. Die Lehre des Gestalters verlangte, dass jedes Refugium Reisenden und Wallfahrern Unterschlupf gewährte, ebenso wie den Unglücklichen, den Bekümmerten und den Notleidenden. Einige schmiedeeiserne Feuerkörbe verbreiteten Wärme, und in dem großen Kamin am anderen Ende des Saales prasselten Flammen.
    Sounek lag in der Nähe des Kamins zwischen zwei langen Tischen und versuchte

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