03 - Sinnliche Versuchung
Aber mir
fehlt, was ich niemals haben werde. Ich hätte ihn niemals heiraten können, wenn
ich wusste, dass er mich betrog und ich hätte ihn niemals heiraten können,
wenn ich wusste, dass er Clarice verlassen hatte. Ich könnte nicht mit einem
Mann leben, der mich belogen hat. Dann bleibe ich lieber allein.«
Er ließ nicht
locker. »Und was dann? Was denkst du dir dabei?«
Sie holte tief
Luft. »Ein Jahr später«, vertraute sie ihm mit leiser Stimme an, »ging ich im
Park spazieren. Thomas und Clarice waren da. Zum ersten Mal sah ich sein Kind.
Es ist ein Junge. Und ich nahm ihn auf den Arm, sein Kind ... ihr Kind. Ich ...«,
ihre Stimme brach kurz ab, »ich hätte es nicht tun sollen.«
Er spielte mit
ihren Fingerspitzen. »Wieso nicht?«, fragte er leise.
Sie schloss die
Augen. Als sie ihn wieder anblickte, glänzten sie dunkel und feucht. »Ich hatte
nicht damit gerechnet, dass es so schmerzen würde. Es war furchtbar, Dane. Es
tat so weh, dass ich am liebsten laut geschrien hätte. Ich werde niemals
vergessen, wie ich den Kleinen in meinen Armen hielt. Aber eines ging mir dabei
durch den Kopf.«
Er konnte ihren
Schmerz beinahe körperlich fühlen.
»Sag es mir,
Liebes.«
»Dass es mein Kind
hätte sein können. Dass es eigentlich mein Kind war. Aber dass ich Thomas
nicht wollte.« Tränen traten ihr in die schönen blauen Augen. »Ich hatte nur
das Gefühl, dass meine Arme so leer waren, dass sie immer leer sein würden.«
»Du bist eine
wunderschöne Frau, Julianna. Es ist nicht zu spät. Du kannst immer noch Kinder
bekommen ...«
»Nein. Nein. Ich
heirate nicht, wenn ich nicht geliebt werde, und ich heirate nur einen Mann,
den ich liebe! Ich ... ich bin zufrieden mit meinem Leben. Ich habe meine
Familie, wenn ich Anschluss brauche. Ich habe mein Zuhause in London und ein
nettes Häuschen auf dem Lande. Mein Auskommen ist gesichert. Eine Frau braucht
keinen Ehemann, um glücklich zu sein. Und ich möchte nicht ein Kind haben, nur
um nicht kinderlos zu sein. Ich verzichte lieber auf Kinder, bevor ich einen
Mann heirate, dem ich nicht vertrauen kann. Und ich bin nicht sicher, ob ich
überhaupt jemals wieder einem Mann vertrauen könnte! Ein Ehemann sollte treu
und aufrichtig sein. Aber wie soll ich das wissen? Wie?«
Die letzten Worte
klangen mehr wie ein Angstschrei.
Dann fiel es ihm
wie Schuppen von den Augen. Sie sagte, sie sei mit ihrem Leben zufrieden. Aber
war sie das? Er bewunderte ihre Kraft, ihre Selbstständigkeit, ihren Mut und
vor allem, wie sie weitergelebt hatte, trotz der Schande und des Verlustes.
Aber sie verweigerte sich der Liebe. Diese Erfahrung hatte ihr Vertrauen in die
Welt erschüttert, den Glauben an sich selbst, ob es ihr bewusst war oder nicht.
Und er hatte Recht
behalten. Die bezaubernde, süße Julianna, deren Reinheit und Liebenswürdigkeit
ihn innerlich plagten. Sie machte einen hilflosen, unglücklichen Eindruck. Sie
war dazu bestimmt, einen Mann und Kinder zu haben, sich über die Kleinen zu
freuen, wenn sie ihr auf den Schoß kletterten oder zu ihren Füßen
herumtollten. Mein Gott, er sah es beinahe bildlich vor sich! Sie hatte so viel
zu geben und doch hatte sie sich ausgeklammert.
Jeder Mann würde
sich glücklich schätzen, sie zur Frau zu haben, stellte er plötzlich fest. Sie
war standhaft und zuverlässig, heiter und bestimmend, von Natur aus liebevoll
und großzügig.
Ich weiß nicht, ob
ich je wieder einem Mann vertrauen kann, sagte sie.
Aber ihm hatte sie
vertraut. Sie hatte ihm vertraut.
Ein jäher
Besitzerinstinkt packte ihn. Doch sofort hatte er das Gefühl, als schnüre ihm
jemand die Kehle zu. Er konnte weder atmen noch einen Gedanken fassen. Eine
unerwünschte Stimme wurde in seinem Inneren laut. Sie würde ihm nicht
vertrauen, wenn sie erfuhr, dass auch er sie getäuscht hatte.
Er schloss die Arme
um sie und drückte sie an seine Brust. Mit einem kehligen, kleinen Seufzer zog
sie den Kopf ein und schmiegte das Gesicht an ihn. Danes Lippen streiften die
kastanienbraunen Locken. Zärtlich strich er mit der Hand ihren Rücken entlang
und starrte vor sich hin, während die Schatten langsam über die Holzbalken der
Decke krochen.
Juliannas Körper
wurde schlaff, und Dane zog sie näher an sich. Ein bitteres Gefühl beschlich
ihn. Er hätte sie niemals berühren dürfen, hätte ihr widerstehen müssen! Er
hatte sich völlig falsch verhalten. Er hätte es niemals wagen sollen, sich in
sie zu verlieben.
Aber es war bereits
zu spät.
Als Julianna
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