03 - Sinnliche Versuchung
gefährlich!«
In den blauen Augen
blitzte es auf. Jetzt lachte er auch noch, dieser Schurke! »Nur wenn ich
gefasst werde.«
»Es ist ein Spiel.«
Julianna wurde übel. Sie schüttelte den Kopf und sah ihn an. »Dane«, sagte sie
mit bebender Stimme, »würdest du aufhören, wenn ich dich darum bäte?«
Sein Lächeln
erlosch. »Wie bitte?«
»Wärst du bereit,
deine Raubzüge aufzugeben? Kein Wegelagerer zu sein ...« Sie fuhr sich mit der
Zunge ,über die Lippen und fürchtete, den Gedanken auszusprechen.»...
meinetwegen?«
Sie hielt den Atem
an, wie ihr schien für eine Ewigkeit. Ein Schatten des Bedauerns huschte über
sein Gesicht, aber dann hörte sie seine Antwort.
»Du weißt nicht,
was du verlangst.«
»Doch. Du kannst
dich ändern, Dane. Du bist ein anständiger Mensch. Das weiß ich, das fühle ich.«
Aber jetzt legte
sich ihr ein stählernes Band um die Brust. »Macht es dir nichts aus, dass du
dabei zu Tode kommen könntest?«, fragte sie flüsternd.
Plötzlich stand er
vor ihr, so nahe, dass sie seinen warmen Atem spürte. »Würde es dir etwas ausmachen?«
»Ja. Ja!« Heiße
Tränen rannen ihr über die Wangen.
»Verlange es nicht
von mir.« Sein Ton war abweisend. »Es gibt Dinge, die du nicht weißt ...«
»Dann sage es mir.«
»Julianna, unter
anderen Umständen. Zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort ... und
wenn ich nicht die Elster wäre ...«
»Aber du bist es«,
flüsterte sie.
Wie sehr wünschte
er sich, es nicht zu sein! Wie in zwei Hälften geteilt, blickte Dane sie an.
Der Plan war in Angriff genommen. Er konnte nicht aufhören.
»Bitte, Dane. Geh
nicht zurück. Tu es nicht. Hör auf. Bitte hör auf!«
Seine Kinnmuskeln
spannten sich. »Ich kann es nicht, Julianna. & geht nicht. Ich kann
nicht haben, was ich will. Nicht jetzt. Ich kann nicht ändern, was ich bin ...«
»Aber du kannst
das, was du jetzt tust, ändern. Aber du willst es nicht.«
Sein Schweigen
wurde unerträglich.
Julianna gab einen
erstickten Schrei von sich.
Er legte ihr seine
Hände auf die Schultern, als sie an ihm vorbei wollte. »Nicht!« Ihre Stimme war
scharf. »Bitte, fass mich nicht an!«
Sein Mund verzog
sich. »Willst du wieder auf mich schießen, wenn ich gehe?«
Sie schnappte nach
Luft. Dass er das erwähnen konnte, traf sie mitten ins Herz. »Oh!«, schrie sie.
»Wie kannst du so grausam sein, Dane, und du weißt es!«
Eine Ewigkeit lang
ließen sie sich nicht aus den Augen. Trotzig hielt sie den Kopf hoch. Sie
hoffte, ihre Stimme würde den Schmerz nicht verraten. »Ich möchte gehen«, sagte
sie leise.
Seine Augen
funkelten, als er sie fester bei der Schulter packte. »Julianna ...«
»Es ist Zeit. Wir
beide wissen es. Du bist wiederhergestellt. Meine Anwesenheit ist nicht mehr
erforderlich.«
Seine Hände sanken
herab. Er sagte durch die fast geschlossenen Lippen: »Pack deine Sachen zusammen!«
Eine Stunde später
hatten sie den Wald verlassen und folgten dem Pfad längs eines Flusslaufes.
Während sie vor ihm auf Parzivals Rücken saß, waren ihre Nerven zum Zerreißen
gespannt. Sie spürte seinen muskulösen Arm, den er ihr um die Hüfte gelegt
hatte. Er hatte wenig zu sagen, und Julianna wusste nicht, was sie sagen
sollte. Verzweifelt sehnte sie sich nach der Nähe und Kameradschaft der letzten
Tage.
Als sie an einem
Efeu bewachsenen Tor vorbeiritten, das den Eingang zu einem kleinen Anwesen sicherte,
blickte Julianna zurück auf die mit Säulen geschmückte Backsteinfassade des
Hauses am Ende der Auffahrt. Ein breiter, anmutiger Portikus befand sich vor
den schweren Doppeltüren. Inmitten der XXXkreisförmigen Auffahrt glitzerte das
Wasser eines kleinen Teichs in der Sonne. Rabatten mit goldgelben Narzissen
umrandeten ihn.
Endlich hatte
Julianna einen Grund gefunden, das lähmende Schweigen zwischen ihnen zu
brechen. »Wie schön«, wagte sie zu sagen. »Ich würde gern wissen, wer hier
wohnt.«
»Keine Ahnung.«
Danes Antwort war knapp.
Der Unterton seiner
Stimme ließ sie aufhorchen. Weitere Fragen lagen ihr auf der Zunge, aber der
strenge Zug um seinen Mund riet ihr zu schweigen.
Parzivals Hufe
klapperten über eine Brücke. Eine Reihe von kleinen Häusern säumte den Weg zu
einem Gasthof. Ein buntes, blühendes Durcheinander von Blumen quoll aus den
Kästen unter den Fenstern und passte so gar nicht zu ihrer gedrückten Stimmung.
Dane ließ Parzival
anhalten und half ihr beim Absitzen. Der Hof war leer bis auf einen
langbeinigen Hund, der ihnen
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