03 - Sinnliche Versuchung
am
nächsten Morgen erwachte, war Dane bereits aufgestanden und saß vollkommen
angekleidet am Tisch. Bei seinem Anblick bekam sie ein flaues Gefühl im Magen.
Die aufgekrempelten Ärmel entblößten die dunkel behaarten Unterarme. Juliannas
Kehle war trocken geworden und sie schluckte mehrmals, als ihre Augen über
seinen kräftigen, braunen Nacken wanderten.
Mein Gott, was war
er für ein gutaussehender Mann! Ein paar Sonnenstrahlen tanzten um sein Profil.
Er war frisch rasiert, aber sie musste an das angenehm raue Kinn und die
stoppeligen Wangen denken, die über ihren Bauch gestrichen waren. Der Gedanke
daran schickte flammende Hitze durch ihren Körper und erinnerte sie daran,
dass sie nackt war.
Wahrscheinlich
hatte er ihren Blick gespürt, denn er schaute auf und lächelte sie so
verschmitzt an, dass ihr Herz einen Sprung machte. »Guten Morgen«, sagte er
freundlich.
»Guten Morgen.«
Ihre Blicke
kreuzten sich und ließen einander nicht los. Schließlich gelang es Julianna wegzuschauen.
Sie hob ihre am Boden liegende Unterwäsche auf. Mit geröteten Wangen drehte sie
ihm den Rücken zu und schlüpfte in ihre Kleidungsstücke Im Hinblick auf ihre
freizügigen Intimitäten war jede Scheu fehl am Platz. Aber sie genierte sich.
Sie stand vom Bett auf und warf sich ebenso hastig das Kleid üben Dann bürstete
sie ihr Haar.
Als sie sich
umwandte, begegnete sie seinem Blick, der nachdenklich auf ihr ruhte. Worüber
mochte er nachdenken, rätselte sie. Sie hatte keine Ahnung. Er blickte sie
lange eindringlich an, dass sie sich allmählich unbehaglich fühlte; ihr fiel
auf, dass er ungewöhnlich ernst war.
Sie legte eine Hand
auf die Brust. »Warum siehst du mich so an?«
Er sagte nichts.
»Dane?« Sie schaute
ihn fragend an.
Was war der Grund?
Seine Augen blickten traurig, vielleicht sogar resigniert.
Er schob den Stuhl
geräuschvoll vom Tisch und kam auf sie zu. Die Augen senkten sich, blickten auf
ihren Mund und die Geschehnisse der Nacht durchströmten sie.
Nur mit Mühe
beruhigte sie den rasenden Puls. »Du bist zeitig aufgestanden. Was hast du
gemacht?«, fragte sie neugierig und schaute über seine Schulter zum Tisch. Ein
Haufen Tücher lag darauf und obenauf ein metallener Stab.
Ihr Lächeln gefror.
Er hatte seine
Pistolen gereinigt; sie lagen neben den Putzlumpen.
Er beugte sich zu
ihr und küsste sie leicht auf den Mund. »Nichts, was dich beunruhigen sollte,
Liebes.«
Er hatte gesehen,
worauf ihr Blick gerichtet war. Mit einer schnellen Bewegung war er beim Tisch
und hatte, bevor sie wegsehen konnte, die Waffen in einem ledernen Beutel
verstaut.
Ein unheimliches
Gefühl ergriff sie. Sie fröstelte plötzlich.
Die Lippen öffneten
sich. Wie ein eisiger Windhauch durchfuhr sie die Erkenntnis: »Du bist heute
Nacht unterwegs?«
Er zog die Schultern
in die Höhe. Sein Körper spannte sich.
»Stimmt es? Die
Elster reitet wieder?«
Er sagte nichts.
Sie lachte
gekünstelt. »Ich muss zugeben, eine lächerliche Frage.« Mit einer ausholenden
Handbewegung wies sie auf die prallen Säcke,
die immer noch in einer Ecke der Hütte standen. »Sicherlich hast du noch mehr
davon versteckt. Reicht es dir immer noch nicht?«
Seine Augenlider
zuckten, aber der Gesichtsausdruck blieb ungerührt und er schwieg beharrlich.
»Muss ich meine
Frage wiederholen, Sir?«
Langsam hob sich
eine Braue. Der Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. »Sir? Ich bitte
dich! Schließlich sind wir beide über diese Nettigkeiten hinaus, mein Liebes.«
Julianna brauste
auf. Diese Aussage gefiel ihr nicht. »Du weichst meiner Frage aus, Dane!«
»Also schön. Wie es
scheint, ist es noch nicht genug.« Sein Ton war kühl und gelassen, als er
fortfuhr. »Kann ein Mann jemals reich genug sein?«
Er war die Ruhe
selbst. Über seinen Mund fuhr ein kaum wahrnehmbares Lächeln. Plötzlich packte
sie die Wut. »Warum stiehlst du, Dane? Warum? Aus Habsucht?«
Beinahe schelmisch
antwortete er: »Und wenn ich dir sage, dass ich es aus Not tue?«
Er blickte sie wie
ein völlig gewissenloser Mensch an. Oh, aber das passte doch nicht! Wie war es
möglich, dass sie ihn so falsch eingeschätzt hatte! Hatte sie ihr Verlangen
ihm gegenüber blind gemacht?
»Mach mir nichts
vor!«, schrie sie aufgebracht.
Wieder huschte ein
Schatten über sein Gesicht. »Es ist wie bei der Jagd«, sagte er plötzlich. »Der
Kitzel. Die Aufregung. Das Schicksal herauszufordern. Sich dem Unberechenbaren
zu stellen und zu siegen ...«
»Es ist
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