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03 - Sinnliche Versuchung

03 - Sinnliche Versuchung

Titel: 03 - Sinnliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha James
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graue
Nebelschwaden hüllten die Schornsteine ein. Ein plötzlicher Windstoß trieb
einen Schwall Regentropfen klatschend gegen die Fensterscheiben.
    Julianna saß im Salon ihres Londoner
Stadthauses. Normalerweise machte sie es sich an solchen Tagen im Sessel bequem
und schaute in das lodernde Kaminfeuer, neben sich eine dampfende Tasse Tee
ihrer Lieblingsmischung. Der Raum war gemütlich, doch von erlesener Eleganz.
Beim Einrichten hatte sie sich große Mühe gegeben. Wochenlang war sie durch die
Läden gestreift, um die passenden Stücke zu finden. Die Holztäfelung und
Türrahmen waren elfenbeinweiß gestrichen, die
Wände mit blauem Damast bespannt. Ein goldfarben gerahmter Spiegel hing über
der seidenbezogenen Couch. Aber heute stand der Tee kalt und unberührt neben
ihr. Das regnerische Wetter spiegelte ihre Stimmung wider.
    Vielleicht sollte sie umräumen. Neu
streichen lassen. Irgendetwas, das sie von Dane ablenkte.
    Vor zwei Wochen hatte sie ihn
verlassen. Sie wollte ihm weder nachtrauern und noch daran denken, wie eine
gemeinsame Zukunft ausgesehen hätte.
    Es war sinnlos.
    Sie hatte die unterbrochene Reise
nach Bath fortgesetzt. Ihr Eintreffen in ihrem Haus kam unerwartet. Sie war
dankbar, dass ihre Zofe Peggy in London geblieben war. Die Vorfreude auf
Landleben und Landluft war ihr vergangen, wie auch auf einen ausgedehnten
Aufenthalt in Bath. Von Unruhe getrieben, kehrte sie nach London zurück.
    Nach ihrer Rückkehr beschäftigte sie
sich mit den üblichen alltäglichen Aufgaben und gesellschaftlichen
Verpflichtungen. Die Nächte aber, die sie allein in ihrem Bett verbrachte,
waren entsetzlich.
    Nachdem er in ihr Leben getreten
war, hatte sich die Welt verändert. Etwas wurde zum Leben erweckt, das lange
geschlafen hatte. All ihre Hoffnungen und Träume waren an dem Tag verflogen,
an dem Thomas sie verlassen hatte.
    Warum hatte er sie geküsst? Sie
berührt? Ihr wohl gehütetes Herz auseinandergerissen? Ihre Hoffnungen und Pläne
zunichte gemacht? Nie mehr wollte sie ihr Herz an einem Mann verlieren und sie
hatte es seitdem verschlossen. Durch die Zeit mit Dane aber hatte sie wieder
neuen Mut bekommen. Jahrelang hatte sie sich eingeredet, sie sei glücklich. Bisher
war sie der Meinung gewesen, die gewonnene Selbsterkenntnis hätte ihr gezeigt,
was sie wollte und brauchte, und dass es möglich war, das eine ohne das andere
zu haben.
    Aber jetzt quälte sie der Zweifel,
ob sie jemals wieder glücklich sein könnte. Wie sollte sie auch? Jedenfalls
nicht jetzt. Nicht nach dem Erlebten, nicht nach Dane. Damals, nach Thomas'
Hochzeit mit Clarice, hatte es
nicht
so geschmerzt wie nun. Ihr war jetzt, als hätte man ein Stück aus ihrem Herzen
gerissen.
    Plötzliche Geräusche an der Haustür
rissen sie aus ihren Gedanken. Sie ging zur Eingangsdiele. Der Boden hier war
schachbrettartig, mit polierten schwarzen und weißen Quadraten. Sie sah, wie
ihre Brüder die Regentropfen abschüttelten und hereinstapften. Mrs MacArthur,
die Haushälterin, die seit mehr als drei Jahren bei ihr beschäftigt war, hielt
ihnen die Tür auf.
    »Jules!«, rief Justin ihr zu. »Wir
sind auf dem Heimweg von Whites und kommen mal kurz vorbei.«
    »Und ich dachte schon, ihr sucht
Unterschlupf vor dem Regen.«
    Sebastian tätschelte ihr
beschwichtigend die Wange. »Hallo, Jules.«
    Mrs MacArthur strich sich die
Schürze glatt. »Ich mache Ihnen einen Tee, meine Herrn«, sagte sie fröhlich.
    »Nun«, bemerkte Julianna trocken,
»... dann bleibt ihr, wie es scheint, zum Tee.«
    Die Brüder folgten ihr in den Salon.
Sebastian setzte sich auf die Couch, während Justin seine mächtige Gestalt in
einem zierlichen weißen Sessel gegenüber verstaute.
    Justin knöpfte das Jackett auf. »Wo
zum Teufel hast du gesteckt? Arabella kam neulich vorbei und da hieß es, du
würdest ein paar Tage auf dem Land verbringen. Aber du warst länger weg.«
    »Ja, wir haben uns ewig nicht mehr
gesehen.« Sebastian sah sie neugierig an.
    »Ich habe mich entschlossen, etwas
länger zu bleiben. Ich bin jetzt seit einer Woche wieder hier und habeeinige meiner Verabredungen gestrichen.« Im
Grunde genommen war es nur eine halbe Lüge, aber sie hatte trotzdem ein
schlechtes Gewissen. Was würden sie sagen, wenn sie erführen, dass sie in
Gesellschaft der Elster gewesen war! Allmächtiger! Eine Ungeheuerlichkeit —
die keiner glauben würde. Sie würden entweder an ihrem Verstand zweifeln oder
es für einen guten Scherz halten. Abgesehen davon, hatte sie Dane

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