03 - Sinnliche Versuchung
benommen. »Mein Gott, Dane.« Sie hob die
Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. »Er wollte auf dich schießen ...
er hätte dich ...« Ihre Zunge streikte. Es war ihr unerträglich, die Worte laut
auszusprechen. Plötzlich wurde sie von einem heftigen Schütteln gepackt.
Mit der Hand umfasste
er ihren Hinterkopf. Das Haar hatte sich gelöst. Sanft fuhr er mit den Fingern
durch die kastanienbraunen Locken.
»Mein tapferes,
kleines Mädchen«, beruhigte er sie.
Sie sank an ihn.
Schützend hielt Dane sie in den Armen. Julianna kniff die Augen zu und
klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn. Ihre gegenseitige Umarmung war
tröstend. Beide suchten die Geborgenheit von Körper und Seele und die Wärme,
die nur die Berührung geben konnte.
Rhythmisches
Hufgetrappel ließ ihn aufblicken. Phillip und zwei andere Männer sprangen von
ihren Pferden.
»Ich hab den Schuss
gehört«, sagte Phillip und eilte auf sie zu. »Ist jemand verletzt?«
»Nein«, murmelte
Dane. »Aber hier sind noch eine Frau und ein kleines Mädchen. Einer muss sich
um sie kümmern.«
Phillip nickte
einem der Männer zu.
»Ich wusste doch,
dass ich den aufregenden Teil verpasst habe!« Phillip blickte auf Roxburys
Körper im Gras und pfiff durch die Zähne. »Guter Schuss, mein Alter!«
»Nein«, sagte Dane
und hob eine Braue. »Das war ich nicht.« Er drehte sich um und nickte Julianna
zu.
Phillip legte den
Kopf schief. »Ein Meisterschuss. Vielleicht können wir sie überreden, unserem
Club beizutreten?«
Sofort traf ihn ein
warnender Blick des Freundes.
Phillip seufzte.
»Dacht ich mir's doch.«
Danes Hände sanken
auf Juliannas Schulter. »Julianna«, sagte er beinahe feierlich, »zuerst möchte
ich dir danken. Du hast mir das Leben gerettet. Aber dann will ich wissen, was
du in dieser Kutsche zu suchen hattest.«
Julianna biss sich
auf die Lippen. Ihr Blick huschte zu Phillip.
Danes Augen wurden
schmal. Er blickte von einem zum anderen.
Phillip räusperte
sich.
»Das ist wohl eine
längere Geschichte. In meinem Büro befindet sich eine Frau, die unter Bewachung
steht.« Er machte eine vielsagende Pause. »Ich denke, es wäre vielleicht
angebracht, wenn ihr sie trefft.«
Die Nacht war noch
nicht vorüber.
Julianna saß auf
einer Bank in einem schmalen Korridor des Innenministeriums. Sebastian und Justin
waren ebenfalls anwesend. Sebastian hatte am Ende der Bank Platz genommen.
Justin lehnte mit der Schulter an der Wand. Man hatte sie über das Vorgefallene
unterrichtet. Eine Stunde zuvor waren Dane, Phillip und ein großer, streng
aussehender Mann mit Namen Barnaby hinter der gegenüberliegenden Tür
verschwunden.
Die drei hatten
keine Ahnung, was sich in diesem Raum abspielte.
Es ließ sich nicht
verhehlen, dass ein gewisses Knistern in der Luft lag. Es hatte aber nichts mit Spannung
zu tun hatte, überlegte Julianna, sondern mit Erwartung.
Ihre Mutter befand
sich in diesem Zimmer. Die Mutter, von der sie seit vierundzwanzig Jahren kein
Lebenszeichen erhalten hatten.
Jetzt warteten sie.
Die Tür öffnete
sich mit einem schabenden Geräusch. Phillip trat heraus, lächelte ihnen kurz
zu. Ihm folgte Mr Barnaby. Dane kam als Letzter.
Während die anderen
Männer den Flur entlanggingen, blieb Dane vor den drei Sterlings stehen.
Justin wirbelte zu
ihm herum, Sebastian und Julianna sprangen auf.
Sebastian platzte
als Erster mit der Frage heraus: »Was geht hier vor?«
Danes Zögern war
nicht zu übersehen.
»Bitte, Sie
brauchen uns nicht zu schonen«, sagte Justin mit einem schwachen Lächeln. »Die
Wahrheit ist am besten.«
»Offensichtlich
wusste sie über Roxburys Machenschaften mit dem Falschgeld Bescheid. Aus diesem
Grund werden die gegen sie erhobenen Beschuldigungen schwerwiegend sein. Aber
die Tatsache, dass sie sich freiwillig gestellt hat, wird zu ihren Gunsten
sprechen.«
»Weiß sie, dass wir
hier sind?«, fragte Justin.
»Ja.«
»Wir möchten sie
sehen.«
Dane nickte. »Sie
hat diesen Wunsch ebenfalls geäußert. Aber ich fürchte, Ihnen bleiben nur
wenige Minuten, bevor Barnaby zurückkommt und sie abholt.«
Dane öffnete die
Tür und Sebastian ging als Erster hinein. Julianna folgte ihm.
Justin schloss sich
als Letzter an.
Sie saß hinter
einem kleinen Tisch. Die weißbehandschuhten Finger lagen gefaltet im Schoß. Sie
wirkte klein und zierlich und strahlte das mondäne Flair einer Grande Dame aus,
aber die klaren grünen Augen blitzten scharf und lebhaft auf.
Stille lag im Raum,
eine nicht
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