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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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freue mich, daß ich deiner Erwartung entspreche, Salbach«, erwiderte sie. »Die Ratsversammlung des Großkönigs tritt morgen zusammen.«
    Fidelma setzte sich auf den einzigen Stuhl in der Zelle. Salbach runzelte die Stirn, beeindruckt von ihrem sicheren Auftreten, und blieb mit gespreizten Beinen und gekreuzten Armen vor ihr stehen. Er sagte nichts, während sie ihn prüfend musterte. Sie empfand Ekel vor einem Mann, der ohne Skrupel den Mord an Kindern befehlen konnte.
    »Grella muß wohl völlig in dich vernarrt sein, Salbach, wenn sie die Maske nicht durchschaut, die du für sie trägst«, meinte sie schließlich.
    Einen Moment schien Salbach verwirrt, dann hatte er sich wieder gefangen.
    »Bist du sicher, daß ich eine Maske für sie trage? Bist du sicher, daß sie nur berauscht ist, oder kannst du dir möglicherweise vorstellen, daß sie mich liebt und ich sie liebe?«
    Fidelma machte ein angewidertes Gesicht.
    »Liebe? Weißt du überhaupt, was das ist? Für ein Gefühl wie Liebe ist kein Platz im Herzen eines Menschen, der in der Lage ist anzuordnen, daß Kinder derart leiden.«
    Aber möglich ist ja alles, dachte Fidelma dann. Vielleicht empfand Salbach doch so etwas Ähnliches wie Liebe für die schöne Bibliothekarin von Ros Ailithir.
    »Willst du mich etwa für Intats Verbrechen verantwortlich machen?« fragte Salbach empört.
    »Ja. Du solltest eigentlich wissen, wenn du Söldner anheuerst, daß ihre Treue nicht ihrem Fürsten, sondern seinem Geld gehört. Intats eigene Leute bezeugen deine Anführerschaft.«
    Salbach verzog keine Miene.
    »Und wenn ich sage, sie lügen?«
    »Dann mußt du das vor der Ratsversammlung beweisen. Das dürfte dir schwerfallen. Ich jedenfalls weiß, daß die Leute nicht lügen, genauso wie du weißt, daß sie die Wahrheit sagen.«
    Salbach lachte bitter.
    »Überlassen wir das der Entscheidung der Ratsversammlung des Großkönigs. Dann steht mein Wort als das des Fürsten der Corco Loígde. Mein Wort und meine Ehre. Und jetzt werde ich schweigen. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
    Fidelma erhob sich und warf einen raschen Blick auf ihren Bruder. Sie bemerkte die Enttäuschung in seinen Augen.
    »Ich habe nicht mehr erwartet, Salbach. Wir sehen uns morgen vor Gericht. Aber vorher solltest du dir alles noch einmal gut überlegen, denn du bist verurteilt durch das Zeugnis der Männer, die du bezahlt hast. Ich gebe dir einen Spruch des Sokrates zum Nachdenken: ›Falsche Worte sind nicht nur übel an sich, sondern sie stecken die Seele mit dem Übel an.‹ Wie angesteckt ist deine Seele vom Übel, Salbach?«
    »Er gibt absolut nichts zu«, sagte Colgú, als sie draußen waren. »Wenn er das nicht tut, was dann? Selbst wenn du ihm seine Schuld nachweist, kann nicht Laigin trotzdem noch Cashel verantwortlich machen?«
    »Ich hoffe, ich kann das Bild noch vervollständigen, bevor die Versammlung zusammentritt«, antwortete Fidelma. »Jetzt brauche ich etwas Ruhe. Morgen wird ein langer Tag, und ich habe vieles zu bedenken.«
     
    Es war lange nach der Completa, als Fidelma aus dem Schlaf auffuhr. Sie lag noch vollständig angezogen auf ihrem Bett in dem dunklen Zimmer, so wie sie eingeschlafen war. Geweckt hatte sie ein Gedanke, der ihr plötzlich gekommen war. Sie stand auf und verließ leise das Gästehaus.
    Fidelma ging in die Abteikirche, die in völliger Dunkelheit lag. Nach dem letzten Gottesdienst des Tages waren alle Lichter gelöscht worden. Sie zündete keine Lampe an, sondern bewegte sich vorsichtig im Dunkeln. Das blasse Mondlicht, das durch die hohen Fenster fiel, half ihr, ihren Weg zu finden. Behutsam näherte sie sich dem Hochaltar, ging um ihn herum und starrte auf die schattenhafte Grabplatte des heiligen Fachtna.
    Sie war sich sicher, daß dies der Schlüssel zur endgültigen Lösung des Geheimnisses war, das ihr Gemüt bedrückte.
    Sie hatte die Grabplatte schon mehrere Minuten lang betrachtet, als ihr auffiel, das irgend etwas nicht stimmte. Die Platte lag ein wenig schief, lag im Winkel zur Rückwand des Altars. Sie erinnerte sich deutlich, daß sie ursprünglich genau parallel dazu gelegen hatte.
    Sie ging in die Knie und drückte dagegen.
    Zu ihrer Überraschung bewegte sich die Platte so leicht wie auf einer Gleitbahn. Plötzlich verursachte sie ein lautes Geräusch. Fidelma sah sich vorsichtig um. Im langen finsteren Innern der Kirche war nichts zu erkennen.
    Sie ging zum Altar, nahm eine der hohen Talgkerzen herunter und bat Gott um Vergebung für

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